
Philipp Navratil beginnt seine Amtszeit als Vorstandsvorsitzender von Nestlé mit einem Paukenschlag. Nur gut sechs Wochen, nachdem der Schweizer an die Spitze des weltgrößten Lebensmittelkonzerns berufen wurde, kündigt er den Abbau von 16.000 Stellen an. So will er drei statt „nur“ 2,5 Milliarden Franken einsparen. Schon das alte Sparprogramm sah Einschnitte in der Personaldecke vor. Allerdings wurden diese nicht quantifiziert. Dass Navratil für mehr Transparenz sorgt, ist ein wichtiges Signal nach außen und nach innen.
Den Aktionären zeigt er damit, dass er auch vor harten Maßnahmen nicht zurückschreckt, um den trägen Riesen wieder auf Kurs zu bringen. Und den Mitarbeitern führt er vor Augen, dass jeder Einzelne in eigenem Interesse dazu aufgerufen ist, die Schlagzahl zu erhöhen. Dies gilt insbesondere für jene Geschäftsbereiche, die seit Jahren hinter den Wachstums- und Renditezielen zurückhängen. Und davon gibt es einige.
Navratil hat erkannt, dass die bloße Rückbesinnung auf die starken Marken des Konzerns nicht ausreicht. Er verspricht eine nüchterne und schonungslose Analyse des mehr als 2000 Marken umfassenden Portfolios. Dies sollte über kurz oder lang im Verkauf etlicher schwachbrüstiger Einheiten münden. Navratil kann darauf setzen, dass er für eine entschlossenere Gangart die volle Rückendeckung seines Verwaltungsratspräsidenten Pablo Isla hat. Damit hat er eine bessere Ausgangsposition als seine geschassten Vorgänger Laurent Freixe und Ulf Mark Schneider, die stets den Konzernveteranen Paul Bulcke im Nacken hatten. Isla ist nicht durch alte Seilschaften gebunden und bringt als ehemaliger Chef der spanischen Textilgruppe Inditex einen frischen Blick von außen mit.
Gleiches gilt im Grunde auch für Navratil, weil er bisher nur in Nestlés Kaffeegeschäft unterwegs war und so keine größeren Sentimentalitäten gegenüber den anderen Sparten entwickeln konnte, sei es nun Tierfutter, Mineralwasser oder Tiefkühlkost. Navratil tut gut daran, die Schwachstellen im Konzern schnell auszumerzen und die Kosten zu senken, auch um mehr Kraft für die Stärkung der (noch) gut laufenden Geschäfte zu bekommen. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Mit der Übernahme des Tassimo-Herstellers JDE Peet’s durch Keurig Dr Pepper formiert sich am Markt gerade ein neuer Kaffeegigant.