Was nehmen Menschen als cool wahr? Psychologen untersuchen Coolness – Wissen

Während der spätpubertären Phase der Adoleszenz herrschte an der Schule ein unausgesprochener Konsens darüber, wer zu den Coolen zählte. Die Coolen waren jene jungen Frauen und Männer, deren Kleidungsstil und Musikgeschmack von den anderen kopiert wurde, um deren Aufmerksamkeit man buhlte und die stets das jeweils Richtige sagten oder machten. Wer sich zu offensichtlich Eintritt in den Club der Coolness verschaffen wollte, indem er den Stil dieser Figuren verkrampft kaperte, degradierte sich zum Honk. Kaum etwas widersprach der kollektiven Vorstellung von Coolness so sehr, wie sich verbissen darum zu bemühen. Diese Mechanismen wirken noch heute und offenbar – Auftritt Wissenschaft – existiert sogar ein globaler, kulturübergreifender Konsens darüber, welche Merkmale coole Menschen auszeichnen. Das berichten jedenfalls Psychologen um Todd Pezzuti im Journal of Experimental Psychology: General.

Das Fundament dieser globalen Einigkeit stellt erst mal der Begriff „cool“ dar, der einst aus den USA exportiert worden ist. Das Wort stammt von schwarzen Jazzmusikern, die in den 1940er-Jahren dieses Wort für entspannte, gediegene Lässigkeit erfanden. Die Popkultur der 1960er-Jahre trug den Begriff in den Wortschatz der breiten Masse und dann hinaus in die Welt. Heute haben Menschen in Spanien, in Lateinamerika, Südkorea, der Türkei, in Europa und anderen Ländern dieses Wort aus den Jazzübungsräumen Amerikas übernommen. Dass die Verwendung des Begriffs über so viele Jahrzehnte und durch so viele Kulturkreise stabil sei, spreche dafür, dass er ein besonderes Konzept beschreibe, das eben nur dieser Begriff trifft, argumentiert das Team um Pezzuti. Andernfalls wäre „cool“ den Weg unzähliger Modebegriffe gegangen und wieder verschwunden.

Die Wissenschaftler ließen also 5943 Probanden aus Australien, Chile, China, Deutschland, Indien, Mexiko, Nigeria, Spanien, Südafrika, Südkorea, der Türkei und den USA unter anderem einen Menschen beschreiben, der Coolness ausstrahlt. Diese Leute zeichne demnach aus, dass sie eher extrovertiert, hedonistisch, einflussreich, abenteuerlustig und autonom sind. Das Muster fand sich fast ohne Abweichungen quer durch die internationalen Stichproben. Das sei überraschend, so die Studienautoren, schließlich unterschieden sich diese Gesellschaften teils stark in ihren Werten, Vorstellungen, Sprachen und Gepflogenheiten.

Dass sich die Vorstellung von Coolness in den individualistischen Ländern des Westens und den im Vergleich hierarchischen, kollektivistischen Gesellschaften anderer Erdteile so ähnele, werfe eine Frage auf, so die Forscher: Welche soziale Funktion könnten Coolness und coole Menschen ausüben? Es handele sich vermutlich um die Rebellen, die neue Ideen popularisieren, Konventionen infrage stellen, damit Kreativität fördern und schließlich andere Leute mitreißen. Zumindest Letzteres steht außer Frage: Cool zu sein, wünscht sich jeder. Weil es dafür aber keine Bedienungsanleitung gibt, ist man entweder selber cool oder sucht die Nähe cooler Menschen und kopiert diese – aber bloß nicht zu offensichtlich.