

Auch Escamillo musste dran glauben. Im Publikum hatte der Torero massive Konkurrenz: Niesen, Schnäuzen, Husten, Nesteln nach Taschentüchern und Eukalyptuspastillen schafften es im Rang der Oper Frankfurt an diesem Abend beinahe, auch das energischste „Toréador, en garde!“ zu überdecken.
Die Grippe- und Erkältungswelle hat den Kulturbetrieb nicht nur auf der Bühne erwischt, wo in diesen Tagen immer mal wieder ein Intendant oder die Abendspielleitung vor den geschlossenen Vorhang treten und erklären muss, für wen kurzfristig hat Ersatz geschaffen werden können.
Es ist wirklich bewundernswert, was geleistet wird, damit trotz Erkrankungen der Lappen hochgeht, wie man so sagt. Doch auf der anderen Seite sieht es anders aus. Das Publikum schafft für sich selbst keinen Ersatz. Selbst wenn es mit den Pfeifgeräuschen seiner Bronchien locker die Soli der Piccoloflöte in „Carmen“ übertönen könnte.
Tickets tauschen wäre eine gute Lösung
Trotz all der Feiern von Liebe und Nähe in diesen Tagen scheint es nicht zu verwinden zu sein, ein mühselig ergattertes Ticket während der Weihnachtsferien nicht selbst zu nutzen. Und so stören nicht nur die Geräusche alle anderen, Viren und Bakterien kommen ungebeten mit.
Ein Geschenk, das man lieber nicht annehmen will. Erst recht, weil die schwer gebeutelten Erkältungskranken nicht bedenken, dass neben ihnen jemand sitzen könnte, der, aus vielerlei Gründen, kein so stabiles Immunsystem hat wie die schniefende Person selbst.
Warum ist das so? Sind die Leute alle zur Sorglosigkeit der Vor-Pandemie zurückgekehrt, in der man keinen Gedanken an Rücksicht verschwendete? Ist es die Angst, etwas zu verpassen? Oder liegt es, wie neulich ein Gast behauptete, wirklich daran, dass es, gerade an großen Häusern, oft unmöglich ist, Karten umzutauschen? Es könnte immerhin mit ein Grund sein für die Hustenarien der Erkältungszeit. Und in der Tat ist in Sachen Umtausch noch Luft nach oben.
Einige Theater auch in der Region machen es anders, am Staatstheater Wiesbaden etwa kann man Tickets bis einen Tag vor der Vorstellung gegen Gebühr umtauschen. Es lohnt sich, in das Kleingedruckte zu schauen. Das Frankfurter Kabarett Die Käs hat sogar eine eigene Tauschbörse. Stichproben zeigen: Noch werden Online-Tausch- oder Verkaufsbörsen gerade für Theater, Oper und klassische Musik nicht oft verwendet. Es wäre prima, wenn sich das ändern würde. Zum Wohl aller, die Kultur genießen wollen.
