Warum Disney und Comcast Universal gegen Midjourney klagen

Im Kampf um Urheberrechte haben sich zwei Hollywood-Megastudios in Kalifornien zusammengetan, um eine kleine KI-Firma mit gerade elf Angestellten und einem Jahresumsatz von 200 Millionen zu verklagen: Disney und Comcast Universal prozessieren gegen das Start-up Midjourney, das seine Abonnenten mithilfe von Künstlicher Intelligenz Bilder und Videos kreieren lässt. Midjourney, das über die App Dis­cord und über das Internet verfügbar ist, mag noch klein sein, für das Geschäft der Studios stellt es jedoch eine große Gefahr dar.

Midjourney hat Bilder von verblüffender Qualität herausgebracht und sich gleich mit Fakes einen Namen gemacht. Unter anderem soll mit Hilfe dieser KI das Bild von Donald Trump als Papst entstanden sein, das Trump kurz nach dem Tod von Papst Franziskus über seine Plattform Truth Social verbreitete.

Bei der Klage geht es um Verstöße gegen das Urheber- und Markenrecht. Wer auf der Midjourney-App etwa „Darth Vader auf einem Skateboard“ eingibt, erhält binnen Sekunden Entwürfe, die detailgetreu die düstere Figur aus „Star Wars“ zeigen. Das, so die Kläger, sei ein unzulässiger Gebrauch von urheberrechtlich geschütztem Material; Midjourney sei ein „bodenloser Brunnen der Plagiate“.

Disney hatte im vergangenen Herbst Unterlassungsforderungen an Midjourney und an Konzerne wie Meta und Open AI verschickt: Raubkopien seiner Marken dürften nicht hergestellt und verbreitet werden. Midjourney habe dies ignoriert.

Die originalen Bilder retten, bevor es zu spät ist

Mit der Klage gegen Midjourney, der sich Comcast Universal erst anschloss, hofft Disney, die Welt der bewegten Bilder vor dem Ausverkauf durch KI zu retten, bevor es zu spät ist. Und zu spät könnte es bald sein. Das Weiße Haus sammelt gerade Kommentare zu seinem nationalen KI-Vorhaben ein, das darauf hinausläuft, dass es für KI fast keine gesetzlichen Hürden mehr gibt. Tech-Vertreter und Trump-Vertraute wie der Milliardär Marc Andreessen meinen, es dürften nur „schädliche“ Inhalte reguliert werden – was immer das sein soll.

Fake: Trump gefasst
Fake: Trump gefasstQuelle: Twitter/@get_zion

Dass Disney und Comcast Universal gegen ein Start-up vorgehen und nicht gegen einen milliardenschweren Konzern wie Open AI, dürfte damit zu tun haben, dass die Studios möglichst zügig ein Exempel zum Schutz des Urheberrechts und ihres Geschäfts statuieren wollen. Wenn sich jeder Midjourney-Abonnent seinen eigenen lustigen „Star Wars“-Aufkleber oder Bilder mit E.T., Tony Stark oder Micky Maus erstellt, können die Studios mit ihrem Merchandising nämlich einpacken und verlieren die Kontrolle über ihre Produkte.

Vor zwei Jahren schon hatte eine Gruppe von Künstlern gegen Midjourney und andere KI-Firmen wegen des unlauteren Gebrauchs ihrer Werke zum Training von deren KI-Produkten Klage eingereicht, der Prozess ist anhängig. Midjourney trainiert seine Modelle mit „offenen Daten“ aus dem Netz, wie der Firmenchef David Holz 2022 in einem Interview mit „Forbes“ sagte. Da in Bilder im Netz keine Metadaten eingebunden seien, ließe sich nicht bestimmen, „wo all die hundert Millionen Bilder herkommen“. So argumentieren KI-Unternehmen: Bild und Ton und Text sollten für ihre Modelle frei zur Verfügung stehen, und ihr Vorgehen solle als „fair use“ eingestuft werden.

Hollywoods Kreative begrüßen die Klage der Studios. Der Autorenverband Writers Guild of America, der sich vor zwei Jahren mit einem Streik gegen negative Folgen für seine Mitglieder durch den Einsatz von KI (bei den Studios, wohlgemerkt) auflehnte, gratulierte den Studios zu dem Schritt; die Motion Picture Association nennt den Urheberrechtsschutz das „Rückgrat unserer Industrie“.

Midjourney könnte, wie das bei Digitalunternehmen üblich ist, versuchen, sich aus der Haftung zu stehlen, und argumentieren, dass nicht die Firma, sondern die Nutzer seiner Produkte für Verstöße gegen das Urheberrecht haftbar seien. Die Jury könnte entscheiden, dass dies kein „fair use“ ist. Denkbar ist auch, dass sich die Parteien auf Lizenzverträge einigen. Wegweisend dürfte die Entscheidung auf jeden Fall werden. Dass die Regierung Trump sich von Gerichtsentscheidungen nicht beeindrucken lässt, ist freilich auch bekannt.