Warum die Transport Logistic 2025 ein Wendepunkt war

Verhangen, grau, Regen, Gegenwind, vereinzelt Sonnenschein – das beschreibt aktuell die Gemütslage vieler Unternehmen in Deutschland. So gesehen war die Messe Transport Logistic 2025 in München ein wichtiger Lackmus-Test: Gilt doch insbesondere die Logistik als wichtigster Frühindikator. Sprich: Wenn in den Logistikbetrieben die Mengen anziehen, geht es auch anderswo aufwärts.

Und so viel vorweg: Die Erwartungen der Unternehmen wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Mit insgesamt 2722 Ausstellern aus 73 Nationen sowie über 77.000 Besuchern aus über 130 Ländern und Re­­gionen war die Transport Logistic 2025 in jeder Hinsicht eine Rekordmesse, wie der Messe-Verantwortliche Robert Schönberger am letzten Messetag stolz verkündete. „Die Stimmung war gut, wir haben hier viel Optimismus gesehen. Das gibt einen positiven Schub – auch für die deutsche Wirtschaft“, betonte er. Als positives Signal wertete er auch, dass Bundesverkehrsminister Pa­trick Schnieder die Eröffnungsrede auf der Transport Logistic gehalten hat und sich auf seinen beiden Messe-Rundgängen an den Themen der Branche sehr interessiert gezeigt habe.

Was Schönberger ebenfalls freut, ist, dass das Konferenzprogramm von den Besuchern gut angenommen worden sei. „Vor allem bei praktischen KI-Anwendungen war die Resonanz sehr groß“, berichtete er. Mit vier Panels war übrigens auch die VerkehrsRundschau am Konferenzprogramm der Messe beteiligt.

Mehr als 150.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und damit erstmals zwölf Hallen füllte die Messe an den vier Tagen insgesamt – auch das ein neuer Rekord, wenngleich am Montag, dem ersten Messetag, die Besucher-Resonanz zunächst eher verhalten war. Am Dienstag und Mittwoch dagegen waren die Hallen brechend voll – nicht nur auf den Ständen der Branchengrößen DHL Group, Dachser & Co, sondern auch auf den Ständen der vielen kleineren und mittleren Speditions- und Logistikunternehmen. Entsprechend euphorisch äußerte sich Burat Kilic, der bei UPS die Region DACH verantwortet: „Deutschland ist zurück am Tisch”, sagte er gegenüber der VerkehrsRundschau.

Die zentralen Trendthemen in diesem Jahr? Ganz klar: Cybersecurity, Nachhaltigkeit, vor allem aber das aktuelle Buzzword Künstliche Intelligenz (KI). Fast jedes Unternehmen, ob groß oder klein, hat KI aktuell im Blick, viele davon arbeiten mittlerweile an Lösungen. Vielerorts wurde auch „nur” gefeiert – mit etlichen „Happy Birthday Partys“, wie etwa von Online System Logistik und LGI, vor allem aber auf illustren Events am Messe-Abend. So lud etwa die Thielemann Group zur Logistic Dinner Night mit Kabarettist Dieter Nuhr. Auch Auszeichnungen gab es zuhauf. So wurde die Roman Mayer Gruppe auf ihrem Stand als Gewinner des europaweiten „Sustainovation Awards“ (im Bereich Umwelt/Nachhaltigkeit und Digitalisierung – die Red.) von der Firma Henkel ausgezeichnet.

Schade nur, dass offenbar nur wenige Speditions- und Logistikunternehmen echte Neuheiten im Gepäck hatten, um sie auf der Messe zu präsentieren. Die drei Jahre Wirtschaftskrise in Deutschland hinterlassen vermutlich Spuren, was wohl auch zulasten neuer Produkte und Services geht, in die die Betriebe mangels Erlöse nicht investieren. Immerhin: Das Thema Nachhaltigkeit steht bei vielen Playern aus Transport, Spedition und Logistik noch immer auf der Agenda. So verkündete die TST Gruppe aus Worms den Start eines genossenschaftlichen Ladenetzes für Elektro-Lkw – quasi von Logistikern für Logistiker. Und natürlich wird kräftig an Lösungen gefeilt, um die Prozesse in Transport und Logistik noch effizienter zu machen – auch und gerade dank Digitalisierung. Interessant hier: Die Open Logistics Foundation hat im Zusammenspiel mit Dachser und Rhenus einen industriereifen eCMR-Standard auf Open-Source-Basis entwickelt, den sie nun auf der Messe vorstellte.

Auch wenn die Messe keine wirkliche Fahrzeugmesse ist, wurde das Thema E-Mobilität im Fuhrpark an vielen Stellen thematisiert. So auch beim Panel der VerkehrsRundschau „E-Mobilität im Fuhrpark: Erfolgsrezepte aus der Praxis“. Als Praktiker referierten Jürgen Albersmann von Contargo, Jonathan Adeoye von Hellmann sowie Patrick Krech von der Keller Group. Ergänzt wurde die Runde um Tobias Bohnhoff, Shipzero, der Zahlen lieferte, wann wahrscheinlich die TCO eines E-Lkw besser sind als die des Diesel. Als nach wie vor großes Handicap stellte sich einmal mehr die Ladeinfrastruktur heraus. Contargo und Hellmann profitieren von vielen eigenen Ladesäulen in ihren Depots und kommen deshalb auf niedrige Ladekosten. Albersmann definiert den Break-even bei 144 Kilometern Streckenlänge, ab der ein E-Lkw günstiger fährt – verschweigt aber nicht, dass das nur bei den KSNi-geförderten Fahrzeugen und Ladesäulen der Fall ist.

Auch Hellmann setzt auf – geförderte – Ladeinfrastruktur mit PV- und Speichersystemen, wie Adeoye in seinem Vortrag darstellte. Beide Unternehmen eint, dass sie aktuell ausschließlich in der Warenverteilung auf batterieelektrische Lkw setzen, weil nur dort die Planbarkeit gegeben ist, rechtzeitig eine Ladesäule zu finden und auch mit der Reichweite keine Probleme zu bekommen. Verteilerverkehr heißt im konkreten Fall aber auch, dass durchaus mit 40-Tonnern gefahren wird, im Fall von Contargo im Kombinierten Verkehr gar mit 44 Tonnen.

Mehr Skepsis zeigte Patrick Krech. Die Keller Group hat aktuell noch einen Anteil von 70 Prozent reiner Dieselfahrzeuge. „Wir fahren ausschließlich tagsüber, ausschließlich fixe Touren und setzen E-Trucks nur bei guter Vorhersehbarkeit von Zeitfenstern und Energiebedarf ein“, so das Resümee von Krech. Dekarbonisierungsspezialist Shipzero versuchte, die Frage zu beantworten, wann der richtige Zeitpunkt für den Umstieg in die E-Mobilität wäre. Die größten Risikofaktoren stellen aktuell die Ladeinfrastruktur sowie die Fahrzeugverfügbarkeit dar, während die Wartungskosten klar für die E-Mobilität sprechen. Tobias Bohnhoff rechnet deshalb damit, dass der Kipppunkt bei der Stadtlogistik etwa 2026 sein wird, der im Bauverkehr 2029 und im Fernverkehr 2030. Ob er recht hat, bestimmt vor allem der Strompreis. Wünschenswert wären 30 Cent netto pro Kilowattstunde.