Wahlkampf: Ein Dolchstoß? Eher eine Ausrede

In Mythen kann man sich behaglich einrichten. Wie ein Kokon
schirmen sie einen von der Außenwelt ab. Und manchmal stehen sie sogar auf der
ersten Seite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dort konnte man vor
einigen Tagen einen bemerkenswerten Text lesen, verfasst vom Herausgeber Berthold
Kohler. „Durchhalten im Meinungskampf“ lautete die Überschrift. Die Zeilen
waren eine Ergebenheitsadresse an Friedrich Merz, was an sich nicht weiter
aufsehenerregend wäre. Bemerkenswert allerdings war er wegen eines Wortes, das
an prominenter Stelle auftauchte: Angela Merkel sei mit ihrer Kritik an den
gemeinsamen Abstimmungen der Union mit der AfD Merz nicht nur in den Rücken
gefallen. Sie habe, so schrieb der Autor, ein Verhalten an den Tag gelegt, bei
dem man „von einem Dolchstoß reden muss“.