
Warum die schärfste Kritik an Merz‘ Entscheidung, Israel weniger Waffen zu liefern, ausgerechnet aus seiner eigenen Partei kommt.
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Man konnte praktisch zuschauen, wie der Rückhalt für Friedrich Merz in den eigenen Reihen dahinschmolz. Öffentlich und unverhohlen waren die Absetzbewegungen, nachdem der Bundeskanzler am vergangenen Freitag um die Mittagszeit seine Volte in der Israelpolitik verkündet hatte: keine Militärhilfen mehr aus Deutschland, die in Gaza eingesetzt werden könnten.
Merz sei „vor dem antisemitischen Mob der Straße eingeknickt“. Die Entscheidung sei „ein schwerer Fehler“, „ein verheerendes Signal“. Merz betreibe „Täter-Opfer-Umkehr“. „Staatsräson abgehakt? Ein Bruch mit den Grundsätzen der Unionspolitik.“ Alles Aussagen im Fernsehen und auf Social Media, alles namentlich gekennzeichnet, von Abgeordneten wie Roderich Kiesewetter und Carsten Müller, dem Staatssekretär Matthias Hauer, von der Jungen Union und sogar vom hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein. In parteiöffentlichen Chatgruppen machten Unionsleute ihrer „Fassungslosigkeit“, ihrem „Entsetzen“ oder mindestens ihrer tiefen Enttäuschung über Merz Luft: „Ich habe jahrelang für ihn gekämpft. Und jetzt das? Ich nenne das Verrat!“