Vorstand legt die Axt an: Wie viel VW-Mitarbeiter verdienen

Das Volkswagen-Management will in der aktuellen Krise des Autobauers die Gehälter um mehr als zehn Prozent kürzen, um die Kosten zu drücken. Im Vergleich zu anderen Arbeitgebern zahlt der Autobauer stattliche Löhne.

Volkswagen ist in der Heimat teuer, die Kosten in Deutschland müssen nach Ansicht von Konzernchef Oliver Blume deshalb „massiv runter“. Der für seine guten Gehälter bekannte Autobauer will dabei einen ungewöhnlichen Schritt gehen: Die rund 120.000 hiesigen Mitarbeiter sind in den aktuellen Tarifverhandlungen aufgerufen, auf einen Teil ihrer Löhne zu verzichten – statt wie üblich eine Gehaltserhöhung zu bekommen.

Um zehn Prozent sollen die Gehälter des Haustarifvertrags sinken, außerdem sollen die monatliche Zulage von knapp 170 Euro sowie Jubiläumszahlungen für langjährige Mitarbeiter entfallen – zusätzlich zu Werksschließungen samt Abbau Tausender Arbeitsplätze. Die Boni für Spezialisten und Führungskräfte sollen zudem an die übrigen Gehaltsgruppen angepasst, also gesenkt werden. Die Gewerkschaft IG Metall läuft gegen die Pläne Sturm, fordert sieben Prozent mehr Gehalt und schließt eine Lohnsenkung kategorisch aus.

Bisher verdienen die meisten Beschäftigten in der Produktion 3900 bis 4300 Euro brutto im Monat, wie der Betriebsrat auf ntv.de-Anfrage mitteilte. Bachelor-Absolventen starten bei 5300 Euro, Master-Absolventen bei 5600 Euro. Meisterinnen und Meister erhalten gut 5950 Euro, bei mehr Verantwortung auch mehr. Bis zu gut 7700 Euro erreichen erfahrene oder sehr gefragte Fachkräfte wie Ingenieure, Programmierer oder auch Qualitätssicherer.

Werker kommen auf 56.000 Euro im Jahr

Die Gehälter im VW-Haustarif beginnen bei rund 2400 Euro, gut 3500 Euro lassen sich beispielsweise in der Werkssicherheit, also etwa an den Toren, verdienen. In allen Gehaltsstufen kommen monatlich knapp 170 Euro Zulage sowie ein jährlicher Bonus hinzu, im Schnitt der vergangenen Jahre rund 4360 Euro. Zuletzt betrug die jährliche Bonuszahlung, die Urlaubs- und Weihnachtsgeld ersetzt, mehr als 4730 Euro.

Bei einem gängigen Werker-Gehalt von gut 4100 Euro betrug die Jahressumme somit zuletzt rund 56.000 Euro brutto. Auf zwölf Monate verteilt wären das knapp 4670 Euro. Für Nacht- und Sonntagsarbeit gibt es darüber hinaus Zuschläge. Die reguläre Arbeitszeit beträgt dabei 35 Stunden pro Woche. Zusätzlich zu 30 Urlaubstagen bei einer Vollzeitstelle erhalten die Beschäftigten sechs freie Tage.

Zum Vergleich mit anderen Arbeitgebern: Das Durchschnittsgehalt von Vollzeitbeschäftigten über alle Branchen hinweg betrug im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt knapp 4500 Euro brutto. Das sogenannte Mediangehalt lag nach Berechnungen des Job-Portals Stepstone bei 3650 Euro – die Hälfte verdiente also mehr, die Hälfte weniger.

Spezialisten und Führungskräfte unterhalb des außertariflichen Managements bei VW, wie beispielsweise ein Werksarzt oder die Leiterin einer Unterabteilung, werden nach einem eigenen Tarifvertrag bezahlt und verdienen mehr als 8000 Euro, teils über 9000 Euro. Auch für Zeitarbeiter gibt es einen separaten Tarifvertrag, der jedoch gekündigt wurde. Bisher zahlt VW hier nach eigenen Angaben weit mehr als der Wettbewerb. Künftig sollen sich die Konditionen am Rest der Branche orientieren.

9,7 Millionen Euro für den Vorstandschef

Das nächste Mal verhandelt wird am 21. November. Es dürfte nicht das letzte Mal sein: Betriebsratschefin Daniela Cavallo sprach nach dem vergangenen Treffen von einem „Marathon“, der gerade erst begonnen hat. Der Haustarif gilt für die Werke in Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie die VW Financial Services und Volkswagen Immobilien. Das VW-Werk in Osnabrück fällt nicht darunter, die drei sächsischen Standorte erst ab 2027.

Konzernchef Blume rückte im vergangenen Jahr – seinem ersten vollen Jahr an der Konzernspitze – gleich in die Spitzengruppe der bestbezahlten DAX-Vorstandschefs, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Einschließlich der Beiträge zur Altersvorsorge belief sich seine Vergütung laut Geschäftsbericht auf 9,71 Millionen Euro. Weil Blume weiterhin die börsennotierte Konzerntochter Porsche führt, teilen sich demnach beide Unternehmen sein Gehalt.

Auch bei sich selbst will der Konzernvorstand sparen. Die Vorstände kündigten im Frühjahr an, ihr Fixgehalt um fünf Prozent zu senken. Blumes Festgehalt als VW-Chef lag im vergangenen Jahr bei 1,3 Millionen Euro, bei gleichbleibender Vergütung würde er somit auf 65.000 Euro verzichten – von gut 8,7 Millionen Euro ohne Altersvorsorge. Personalvorstand Gunnar Kilian verdiente in dem Zeitraum fast 5,6 Millionen Euro.