Volker Wissing und Anne Will zu Gast bei „Habeck Live“

Ex-Bundesverkehrsminister Volker Wissing  war Gast beim Auftakt der Gesprächsreihe „Habeck Live“ im Berliner Ensemble. Dabei sprach Gastgeber und Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auch mit der früheren Talkmasterin Anne Will.

Wissing hat für mehr Bereitschaft zum Brückenbauen in der Politik geworben. Parteien seien viel zu sehr darauf bedacht, ihre Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten, sagte das frühere FDP-Mitglied in Berlin. „Man will sich abgrenzen, man will etwas als zentrale Forderung nach vorne stellen, was man möglichst ganz alleine fordert.“ Es würden immer neue Abgrenzungsthemen aufgeworfen, statt sich gemeinsam mit der Lösung von Problemen zu beschäftigen.

Wenn Parteien und Regierungsparteien bei einer Frage die gleiche Meinung hätten, sei das doch eigentlich ein Glücksfall, vor allem, wenn es um ein großes Problem gehe, sagte Wissing. Dann dauere es aber nicht lange, bis ein Teil der Koalition wieder nach einer eigenen Nuance suche.

Buchveröffentlichung im kommenden Jahr 

„Aber es ist doch nicht schlimm, wenn man mal einer Meinung ist“, sagte Wissing, der dafür mit Gelächter und Applaus des Publikums bedacht wurde. Im nächsten Jahr wolle er ein Buch mit dem Titel „Verantwortung“ veröffentlichen, in dem es um Möglichkeiten einer besseren Zusammenarbeit in der Politik gehe, sagte Wissing.

Wissing und Habeck waren beide Minister in der im vergangenen November zerbrochenen Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP. Nach dem Bruch trat Wissing aus der FDP aus und blieb als einziger Liberaler im Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Anne Will spricht über ihren neuen Karriereweg

Ex-Talkmasterin Anne Will fühlt sich als Podcasterin wohler als in ihrer alten Rolle. „Ich merke für mich, dass mir das besser gefällt, was ich jetzt mache. Aber ich könnte nicht sagen, ob es mir auch von Beginn an so gut gefallen hätte, wenn ich vorher nicht die Talkshow gemacht hätte“, sagte die 59-jährige Journalistin. Inzwischen interviewt sie im Podcast „Politik mit Anne Will“ Gesprächspartner.

Will war Gast beim Auftakt der Gesprächsreihe „Habeck Live“ im Berliner Ensemble. Dabei sprach Gastgeber und Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit Will und seinem früheren Kabinettskollegen Volker Wissing.

„Ruhiges Setting, kleiner Raum“

„Ich hab’s geliebt“, sagte Will über ihre langjährige ARD-Sendung „Anne Will“, die 2023 endete. Mit fünf Gästen und einer Stunde Sendezeit habe es viel Zeitdruck gegeben. Für sie sei es sehr darauf angekommen, ein gutes Gespräch zu organisieren. Wenn sie einen ihrer Gäste mehrere Minuten am Stück befragt habe, habe sie gespürt, dass „Widerstand aus der Gruppe“ kam von anderen Gästen, die um ihre Redeanteile fürchteten.

Bei ihrem Podcast hingegen könne sie ihre Gesprächspartner „in einem ruhigen Setting, in einem kleinen Raum, wo gar keine Ablenkungen sind“, sprechen. Es sei, „als säße man mit jemandem zusammen, den man auf der Straße kennengelernt hat und führt ein gutes Gespräch“, sagte Will. „Es gelingen tiefgründigere Gespräche, weil man Zeit hat.“ Podcasts könnten eine Art Gegenbewegung sein zum hektischen Scrollen durchs Handy.

Habeck sagte, als Politiker habe man als Talkshow-Gast für die Berichterstattung am Morgen gesprochen. „Also wieder nicht oder nur begrenzt zur Lösung der Sache, sondern für die mediale Berichterstattung.“ Wissing berichtete von Erwartungsdruck: Man müsse unterhaltsam sein, stark vorkommen und Botschaften setzen, die die eigenen Anhänger zufriedenstellten.