
Fünf Kinder haben Božidar und Julijana Prevc, vier davon waren oder sind hochbegabte Skispringer.
Peter gewann vor zehn Jahren die Vierschanzentournee, ist
Olympiasieger, gewann 24 Weltcups und 2016 auch die Gesamtwertung dieser Serie.
Cene holte 2022 in
Peking olympisches Silber mit dem slowenischen Team, zu dem auch Peter
gehörte. Er war Junioren-Weltmeister.
Domen wiederum beherrscht in dieser Saison die
Szene, gewann locker das Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf.
Und Nika, eine Schwester der Jungs, ist derzeit das Phänomen des Frauenskispringens.
Nur Ema, mit 16 die Jüngste des Geschwister-Quintetts, entschied sich
gegen eine Karriere auf der Schanze, sie ist Balletttänzerin.
Zweimal bestand das Team Slowenien zu drei Vierteln aus Mitgliedern der
Skisprung-Familie aus Kranj, unweit von Planica gelegen, dem Tal
der Schanzen in den Julischen Alpen. Božidar Prevc (gesprochen Pre-Utz), der Vater, ist Sprungrichter und Besitzer eines
Möbelgeschäfts. Die Mutter Julijana ist Bibliothekarin und war stets
darum bemüht, dass ihre Kinder sich mit Lesen weiterbilden.
Božidar Prevc erfüllte zunächst seinem Sohn Peter den Wunsch, Skispringer zu werden. Er fuhr den Kleinen stets zum Training nach
Planica. Was seine beiden jüngeren Brüder und später auch die älteste
Schwester dazu animierte, es ebenfalls als menschliche Flieger zu
versuchen. Nun bilden sie eine Skisprung-Dynastie, wie es sie in diesem Sport noch nicht gab.
Zwei Eltern, fünf Kinder, vier Weltklasse-Skispringer – wie ist so etwas
möglich? Zunächst gelten alle Prevcs als besonders
waghalsig. Vor allem Domen stürzte sich zu Beginn seiner Karriere nach dem Absprung gewaltig von der Schanze. Hinzu kommt die Physiognomie: Alle
Prevc-Geschwister sind nicht allzu groß und naturschlank. Und im
Skispringen gilt weiterhin die Formel: Leicht und klein fliegt gut.
Domen Prevc tauchte mit 17 Jahren wie eine Naturgewalt in der Weltelite
auf. 2016 gewann er bis zur Tournee vier von sieben Springen, schaffte
es aber nicht, diese Form auch über das Großereignis zu halten – er wurde Neunter in der Gesamtwertung. Erst im März 2019
gewann er – diesmal im Skifliegen – wieder eine Weltcup-Veranstaltung.
Davor und danach befand er sich in einer Dauerkrise.
Im Gespräch mit der ZEIT erzählt Prevc, dass diese Jahre ihm
zugesetzt haben: „Ich hatte sportlich wirklich dunkle Zeiten erlebt. Ich
habe mich manchmal gefragt, was zum Teufel ich eigentlich an den
Schanzen mache und verloren habe“, sagt er. „Der Wandel kam im vergangenen Jahr bei
der Tournee in Innsbruck. Da war ich Fünfter nach dem ersten Durchgang
und habe gespürt: Oh ja, es geht wieder. Danach ging es tatsächlich
endlich wieder aufwärts.“
Prevc hat seinen Stil
angepasst. Er springt nicht mehr so verwegen ab wie in seiner
Anfangszeit, der Übergang in den Flug gelingt ihm nun sehr
seicht. Er legt sich zwar weiterhin sehr weit zwischen seine Skier, die
ihm nun aber durch eine leicht veränderte Stellung mehr Luftpolster
bieten. Außerdem verschnürt er seine Schuhe nicht fest, was ihn flexibel in Bezug auf die Fußstellung macht. Diese Mischung ist
die derzeit beste bei den skispringenden Männern. Die Konkurrenz staunt
und äußert sich einhellig anerkennend.
