„Verzauberte Vorbestimmung“ von Jonas Lüscher: Wie aufgeschreckte Todesvögel

Jonas Lüscher lag mit Covid sieben Wochen im Koma. Sein neuer, radikal verwilderter Roman ist ein Erwachen.

Jonas Lüscher ist ein sehr erfolgreicher Autor, der bisher eine Novelle über die globalisierte Upperclass in der Finanzkrise und einen heiteren Campus-Roman aus dem Silicon Valley geschrieben hat. Eine Doktorarbeit, in der es um die Gleichrangigkeit von Literatur und Wissenschaft ging, hat er zwar abgebrochen, doch hat er nie aufgehört, über die Theorie des Erzählens nachzudenken. In seinen Poetikvorlesungen, die er vor einigen Jahren in seiner Schweizer Heimat gehalten hat, setzte er sich für die alte, aber inzwischen etwas in Vergessenheit geratene Idee eines radikal offenen Kunstwerks ein, in dem alle Einzelheiten gleichrangig nebeneinander bestehen. Ein Roman, meint er, solle vor allem Geschichten „zueinander in Beziehung setzen“ und „ein narratives Netz knüpfen“, das uns mit dichten Beschreibungen unserer Welt versorge.