Versicherungen: Welche braucht man – und welche nicht?

Ein Mann sitzt auf einem Sofa und geht Dokumente durch.

AUDIO: Versicherungspflicht gegen Elementarschäden in SH umstritten (2 Min)

Stand: 11.08.2025 17:32 Uhr

Man kann sich im Alltag gegen vieles versichern lassen. Einige Policen, etwa Haftpflicht und Hausrat, sollte jeder unbedingt haben. Andere hingegen sind entbehrlich und kosten nur unnötig Geld.

Mehr als 2.000 Euro geben die Menschen in Deutschland durchschnittlich pro Jahr für Versicherungen aus, so die Verbraucherzentrale. Sie empfiehlt, den eigenen Versicherungsschutz regelmäßig zu überprüfen und an geänderte Lebensumstände anzupassen, sodass existenzbedrohende Risiken abgesichert sind. Dabei lässt sich womöglich ein Tarif finden, der besser zu den eigenen Risiken passt und mit dem sich sogar Geld sparen lässt.

Welche Versicherungen sind ein Muss?

  • Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Krankenversicherung. Es gibt eine größere Anzahl gesetzlicher Kassen. Bei der Auswahl kann es sich lohnen, Service, Zusatzleistungen, Bonusprogramme und Tarife unter den Krankenkassen zu vergleichen. Manchmal kann es sinnvoll sein, die Krankenkasse zu wechseln. Private Krankenversicherungen seien für viele Menschen – Beamte ausgenommen – ungünstig, erklärt Maximilian Gehr, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Denn: In der Regel werden diese Absicherungen mit den Jahren immer teurer, was im Alter eine hohe Belastung bedeutet.
  • Ein Muss ist auch die private Haftpflichtversicherung. Wer anderen durch Unvorsichtigkeit oder Leichtsinn einen Schaden zufügt, muss dafür in voller Höhe aufkommen – das kann sehr teuer werden. Dagegen sichert die private Haftpflichtversicherung ab. Sie versichert Personen-, Sach- und Vermögensschäden im privaten Bereich. Sie zahlt nicht nur kleinere Schäden an fremdem Eigentum, sondern auch, wenn der Versicherte einen Unfall verursacht.
  • Auch den eigenen Hausrat zu versichern, ist sinnvoll, da viele Privathaushalte die notwendigen Neuanschaffungen etwa nach einem Brand oder einem großen Wasserschaden nicht stemmen können. Die Hausratversicherung tritt auch ein, wenn bei einem Einbruch Wertgegenstände gestohlen werden. Hilfreich für die Schadensregulierung ist eine Inventarliste des Haushalts. Verbraucher können in ihrer Police außerdem einen Schutz für Fahrraddiebstahl aufnehmen lassen. Das kostet zwar extra, lohnt sich aber häufig.
  • Immobilienbesitzer benötigen unbedingt eine Wohngebäudeversicherung. Schäden durch Feuer, Wasser, Sturm und Hagel werden dadurch abgedeckt. Je nach Lage der Immobilie sollte man über eine zusätzliche Absicherung gegen Hochwasser oder Erdrutsche, eine sogenannte Elementarschadenversicherung, nachdenken.

Welche Versicherungen sind empfehlenswert oder im Einzelfall sinnvoll?

  • Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale sehr sinnvoll. Mit ihr sichert man sich zum Beispiel im Fall einer schweren Krankheit ab. Wer die Versicherung bereits in jungen Jahren abschließt, kann sich relativ niedrige Beiträge sichern.
  • Eine Auslandskrankenversicherung kann bei Urlaubsreisen sehr nützlich sein. Sie kostet oft nur wenige Euro im Jahr und trägt Kosten, die von der gesetzlichen Krankenkasse nicht gedeckt sind, darunter die Kosten für einen Rücktransport. Allen, die häufiger ins Ausland fahren, rät die Verbraucherzentrale, eine dauerhafte Auslandsreisekrankenversicherung abzuschließen.
  • Eine Unfallversicherung ist bei Erwachsenen oft überflüssig, weil diese bereits in der Berufsunfähigkeitsversicherung enthalten ist. Wer in seiner Freizeit gefährlichen Hobbys nachgeht (zum Beispiel Fallschirmspringen, Motorradfahren, Klettern), sollte aber über eine solche Police nachdenken.
  • Eine Risikolebensversicherung ist empfehlenswert, um die Familie abzusichern, vor allem wenn man kleine Kinder hat. Solange das entsprechende Risiko hoch ist, sei es gut, auf einen solchen Schutz zurückgreifen zu können, so Verbraucherschützer Gehr. Sind die Kinder irgendwann älter, sei diese Absicherung womöglich nicht mehr ganz so bedeutsam und könne wegfallen.
  • Kapitalbildende Lebensversicherungen waren früher ein stark nachgefragtes Anlagemodell. Aufgrund geringer Zinsen wurden sie nach und nach unattraktiv, die Auszahlungsbeträge waren nicht sonderlich hoch. Wer noch einen Altvertrag hat, sollte diesen behalten, denn oft sind damit noch gute Renditen verbunden.
  • Private Pflegezusatz- und Altersvorsorgeversicherungen können im individuellen Fall sinnvoll sein. Dabei sollten das Alter der Versicherten, die Dauer der Absicherung und die jeweilige konkrete Lebenssituation berücksichtigt werden.
  • Rechtsschutzversicherungen haben Vor- und Nachteile. Oft sind viele – teure – Streitigkeiten ausgeschlossen. Außerdem kann der Versicherer nach einem Schadensfall den Vertrag kündigen. Wenn ein Rechtsstreit über mehrere Instanzen geht, ist eine Rechtsschutzversicherung hilfreich. Aber: In einem laufenden Verfahren kann kein Rechtsschutz neu abgeschlossen werden. Als Alternative zu einer Rechtsschutzversicherung kann es sich empfehlen, Rücklagen zu bilden und diese im Bedarfsfall einzusetzen. Eine andere Möglichkeit ist es, nur ein „Minimalpaket“ abzuschließen, zum Beispiel für das Verkehrsrecht, wenn man viel mit dem Auto unterwegs ist.
  • Zahnzusatzversicherungen können sich – abhängig vom Zustand der Zähne und Erkrankungsrisko – lohnen, so die Verbraucherzentrale. Allerdings sollte man genau hinschauen: Die meisten Versicherungen verlangen Wartezeiten von einigen Jahren, bevor die Leistungen in Anspruch genommen werden können. Für Schäden, die bei Vertragsschluss bereits bekannt sind, kommen sie meist nicht auf.
  • Tierkrankenversicherungen bieten oft wenig Leistungen bei teuren Prämien. Ratsam hingegen ist eine Hundehalterhaftpflicht, in den Bundesländern Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen ist ist sogar grundsätzlich Pflicht, in anderen nur für bestimmte Rassen.

Welche Versicherungen sind eher unnötig?

  • Von einigen Versicherungen raten Experten ab. So seien Sterbegeldversicherungen laut Verbraucherzentrale in der Regel überflüssig, vor allem bei älteren Kunden. Sie seien teuer und hätten oft eine Auszahlungssumme, die deutlich unterhalb der aufgewendeten Beiträge liege. Alternativ könne man einen Sparplan für die Beerdigung einrichten.
  • Ausbildungsversicherungen, wie sie zum Beispiel Großeltern an ihre Enkel verschenken, seien oft nicht das ideale Mittel, um für die Nachkommen vorzusorgen, so Verbraucherschützer Gehr. Denn schließlich werde nichts abgesichert, sondern lediglich gespart. Das kann man auch mit reinen Finanzprodukten tun.
  • Verzichtet werden kann laut Verbraucherzentrale generell auf Policen, die nur kleinere Schäden absichern, wie zum Beispiel eine Reisegepäckversicherung. Glasbruch– und private Arbeitslosenversicherungen sind den Verbraucherschützern zufolge ebenfalls meist entbehrlich.
  • Auch Extra-Geräteversicherungen für Fahrräder, Handys, Laptops oder Brillen lohnen sich meist nur bei sehr teuren Anschaffungen oder wenn ein besonders umfangreicher Versicherungsschutz gewünscht wird.

Beratung bei der Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentralen bieten telefonische Kurzberatungen (Tel. 0900/ 67 75 442, Kosten 2,29 Euro/Minute) sowie persönliche Beratungstermine rund um das Thema Versicherungsschutz an. Eine 20-minütige persönliche Beratung kostet 35 Euro, eine 90-minütige „Rundum“-Überprüfung der Versicherungsunterlagen 180 Euro. Dafür sollte man eine Übersicht über sämtliche Versicherungsunterlagen bereithalten.

Eine Hand streichelt einen Labrador.

Tierkrankenversicherungen bieten oft wenig Leistungen bei teuren Prämien. Ratsam hingegen ist eine Hundehalterhaftpflicht.

Eine junge Frau mit einer Aktentasche schaut auf ihr Smartphone (gestellte Szene).

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NDR Fernsehen | Die Ratgeber | 09.08.2025 | 08:00 Uhr