Der Verdacht auf das Marburgvirus bei zwei Menschen in Hamburg hat sich nicht bestätigt. Die beiden aus Ruanda eingereisten Personen, die am Mittwoch vom Hamburger Hauptbahnhof mit einem Infektionsschutztransporter zum Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) gebracht wurden, seien negativ auf das Marburgvirus getestet worden. Das teilte die Hamburger Sozialbehörde am Donnerstagmorgen mit.
Einer der beiden Personen hatte in einem Krankenhaus in Ruanda gearbeitet, in dem auch Patienten behandelt wurden, die an dem Marburgvirus erkrankt sind. Der Medizinstudent wurde mittels PCR-Test negativ auf das Marburgvirus getestet. Er hatte nach Behördenangaben zu keinem Zeitpunkt dem Krankheitsbild entsprechende Beschwerden oder Symptome. Ein zweimaliger Kontakt im Krankenhaus mit einem mit dem Marburgvirus infizierten Patienten fand nach eigenen Angaben mit angemessener Schutzausrüstung statt.
Aufgrund des Kontakts wird der junge Mann nun zur eigenen Sicherheit bis zum Ende der Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen weiterhin beobachtet. Für die kommenden Tage ist ein isolierter Verbleib im Spezialbereich für hochkontagiöse Infektionserkrankungen des UKE geplant, im Anschluss eine häusliche Isolation. Die Begleitperson wurde ebenfalls negativ getestet und weist leichte Symptome eines anderen Krankheitsbildes auf. Sie hatte in Ruanda keinerlei Kontakte zu erkrankten Personen. Eine Gefährdung Dritter kann damit laut Sozialbehörde ausgeschlossen werden.
Mehrere Gleise waren abgesperrt
Am Mittwoch waren die beiden Personen von der Feuerwehr mit einem Infektionsschutztransporter am Hamburger Hauptbahnhof zur Untersuchung und Isolierung in einen Spezialbereich der Klinik für hoch ansteckende Infektionserkrankungen gebracht worden. Dort hatten nach Angaben eines Sprechers der Sozialbehörde umgehend alle medizinisch notwendigen Untersuchungen begonnen, um eine umfassende Diagnostik durchzuführen.
Beide Personen waren in der Nacht auf Mittwoch von Ruanda nach Frankfurt geflogen und von dort mit dem ICE nach Hamburg gereist. Während der Reise nahm eine der beiden Personen Kontakt mit Ärzten in Hamburg auf, weil sie Sorge hatte, sich in Ruanda infiziert zu haben. Bei ihrer Ankunft am Hauptbahnhof sperrte die Bundespolizei mehrere Gleise ab. Von den Zugreisenden, die eventuell Kontakt zu den beiden Personen gehabt hätten, waren vorsorglich die Kontaktdaten aufgenommen worden, so ein Sprecher der Hamburger Sozialbehörde.
Das Virus zerstört den Körper
Das Gesundheitsministerium Ruandas hatte in der Nacht auf Donnerstag mitgeteilt, dass die Zahl der nachgewiesen Infizierten im Land um sieben auf 36 gestiegen ist. 25 Personen befänden sich in Isolation und würden behandelt, elf Patienten seien gestorben. Die Suche nach weiteren Infizierten dauere an. Das Virus sei sehr schnell. Wenn es in den Körper gelange, beginne es sich innerhalb weniger Stunden rasch auszubreiten und zerstöre ihn, sagte Ruandas Gesundheitsminister Sabin Nsanzimana in einem Medienbeitrag, den sein Ministerium teilte.
Die Gesundheitsbehörden in Ruanda hatten den Ausbruch der hochgefährlichen Viruserkrankung Ende September bekannt gegeben. Bisher ist unklar, wo der Ausbruch seinen Ursprung hat. Laut Robert-Koch-Institut sind der Großteil der aktuell bekannten Fälle in Ruanda im Gesundheitssystem Beschäftigte großer Krankenhäuser. Über 300 Kontaktpersonen stehen demnach unter Beobachtung.
Die Inkubationszeit beträgt laut Weltgesundheitsorganisation WHO zwei bis 21 Tage. Zur Symptomatik teilt die WHO mit, Erkrankungssymptome des Virus zeigten sich meist sehr abrupt mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und starkem Unwohlsein. Häufig träten Muskelschmerzen und -krämpfe auf, später auch Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Der Durchfall könne eine Woche lang anhalten.
Zugelassene Impfstoffe gibt es nicht
Das Erscheinungsbild der Patienten in dieser Phase sei „gespenstisch“: tief liegende Augen, ausdruckslose Gesichter und extreme Lethargie. Bei tödlichen Fällen gebe es Blutungen, oft in mehreren Bereichen. Der Tod trete am häufigsten zwischen acht und neun Tagen nach Symptombeginn ein, normalerweise gingen schwerer Blutverlust und Schock diesem voraus. Zugelassene Impfstoffe oder Therapeutika gegen das Virus gibt es nicht.
Das eng mit dem Ebolavirus verwandte Marburgvirus trägt den Namen der deutschen Stadt, weil sich dort im Jahr 1967 Laborangestellte an Versuchsaffen, die aus Uganda importiert worden waren, infiziert hatten. 29 Menschen erkrankten damals, sieben davon starben. Nach Angaben der WHO gab es seitdem immer wieder Ausbrüche vor allem in ostafrikanischen Ländern. Dabei starben demnach bis zu 88 Prozent der Erkrankten. Doch kann die Sterberate laut WHO bei einer guten Gesundheitsversorgung viel geringer sein. Demnach können Begräbnisrituale, die direkten Kontakt mit den Verstorbenen beinhalten, zur Weiterverbreitung beitragen.