
Die US-Wirtschaft ist im Sommer überraschend stark gewachsen. Im dritten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet um 4,3 Prozent. Das teilte das Handelsministerium in einer ersten Schätzung in Washington mit. Im zweiten Quartal hat das BIP um 3,8 Prozent zugelegt. Volkswirte hatten für das dritte Quartal im Schnitt mit einem Wachstum von 3,3 Prozent gerechnet.
Die Daten sollten schon vor Wochen veröffentlicht werden. Da im Herbst wegen des Haushaltsstreits die Regierungsgeschäfte für 43 Tage im sogenannten Shutdown weitgehend ruhten, geschah dies erst jetzt.
OECD hebt Prognose an
Auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte stiegen im Sommerquartal deutlich. In den Monaten Juli bis September legten sie um 3,5 Prozent zu. Dazu trug auch ein Sondereffekt bei: Die Steuergutschriften für den Kauf von Elektroautos liefen am 30. September aus; zuvor kam es deshalb zu deutlich mehr Käufen. Zudem sorgten die von US-Präsident Donald Trump erhobenen Zölle dafür, dass weniger Waren importiert wurden. Auch das trug zum Wirtschaftswachstum bei – ebenso wie der KI-Boom bei Unternehmen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hob ihre Prognose für das Wachstum der US-Wirtschaft für das zu Ende gehende Jahr auf 2,0 Prozent an. Für 2026 wird demnach ein Plus von 1,7 Prozent erwartet.
Viele Privathaushalte müssen weiter sparen
Einer Studie der Bank of America zufolge machen sich die positiven Wirtschaftszahlen bei vielen Haushalten jedoch nicht bemerkbar. Demnach leben Menschen in einkommensschwachen Haushalten in diesem Jahr von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck und geben größere Teile ihres Budgets für Lebensmittel aus anstatt für
Restaurantbesuche. Auch ihre Ausgaben für Kleidung, Fluggesellschaften oder Hotels sanken.
Laut dem Wirtschaftsprofessor Brian Bethune vom Boston College sind die Budgets der Privathaushalte knapp bemessen: „Der Durchschnittshaushalt kann sich gerade noch über Wasser halten.“ Die positive Entwicklung der US-Wirtschaft werde sich zudem im laufenden vierten Quartal nicht fortsetzen, sagte Bethune.
