Im linksliberalen New York ist die Angst vor einem künftigen Präsidenten Trump besonders spürbar. Viele treffen sich in der Wahlnacht deshalb zu eigenwilligen Partys. Statt die Ergebnisse zu verfolgen, sollen die Veranstaltungen ihre Sorgen vergessen machen.
In einem weißen Käfig auf grünem Kunstrasen ist die US-Wahl für ein paar Stunden vergessen. Fünf kleine Welpen tollen in der Lobby des Aloft-Hotels in New York herum. Sie heißen Cashew oder Jinx, sind gerade mal ein paar Wochen alt, und sie sollen den aufgebrachten New Yorkern die Sorgen nehmen. Sorgen vor einem möglichen Wahlsieg von Donald Trump.
Graceanne Parks sitzt mittendrin. „Ich habe ziemlich viel Angst, wenn ich an die Wahl denke“, sagt die junge Frau. Hunde hätten eine beruhigende Wirkung. Deshalb sei sie zu dieser sogenannten Wahl-Pawty gekommen, einem Wortspiel aus den englischen Wörtern für Pfote und Feier.
Im linksliberalen New York ist die Angst vor einem künftigen Präsidenten Trump in der Wahlnacht besonders spürbar. Deshalb haben die Bewohner der größten Stadt der USA eigenwillige Arten gefunden, mit ihren Sorgen umzugehen: Sie treffen sich auf alternativen Wahlpartys, um sich ablenken zu lassen. Neben dem Kuscheln mit Hunden versuchen sie es mit Meditation oder Humor. Anderen scheint hingegen nur noch Alkohol zu helfen.
Im Hundehotel in Manhattan haben sich in der Wahlnacht Dutzende New Yorker versammelt, manche ihre eigenen Vierbeiner mitgebracht. „Jeder braucht im Moment eine Möglichkeit, sich zu entspannen“, sagt Brian Jaymont, Markenchef des Aloft Hotel als Ausrichter der Pawty. Die Hunde würden in dieser Wahlphase etwas Trost spenden.
Die meisten Besucher sind Harris-Anhänger, fürchten sich vor einem Trump-Sieg. Jaymont hoffe deshalb, dass die Hundewelpen-Pawty den Menschen die Chance zum Abschalten gibt. „Auch, wenn es nur ein paar Stunden sind“, sagt er.
Nur wenige Häuserblöcke weiter nördlich sind es keine Welpen, die den New Yorkern ihre Sorgen nehmen sollen. Sie versuchen es mit Meditation. „Dies ist ein Abend, um gelassen zu bleiben, wenn wir das Gefühl haben, die Dinge nicht unter Kontrolle zu haben“, wirbt der Veranstalter der alternativen Wahlparty. Den ganzen Abend über können Teilnehmer kommen und gehen, es gibt kostenlosen Tee.
Wiederum andere wollen die Wahlergebnisse schlicht mit Musik übertönen. Statt Live-Kommentare legen in der „Somethin‘ Else Bar“ verschiedene DJs auf. Wer wissen will, wie die Ergebnisse aussehen, kann sie allenfalls anhand der Untertitel auf den Bildschirmen erahnen.
Tatsächlich lässt sich die Angst der linksliberalen Amerikaner vor einem künftigen Präsidenten Trump in Umfragen messen. Das „Schicksal der Demokratie“, wie es heißt, sei ein Hauptgrund für die Anhänger von Kamala Harris gewesen, zur Wahl zu gehen. Das hat eine tagesaktuelle Umfrage der US-Nachrichtenagentur AP ergeben.
Zwei Drittel der Harris-Wähler erklärten demnach, die Zukunft der Vereinigten Staaten sei der wichtigste Faktor für ihre Wahlentscheidung gewesen. Im Gegensatz dazu waren es politische Inhalte, die Trump-Anhänger an die Wahlurnen gezogen haben – insbesondere die Probleme bei der Einwanderung und die hohe Inflation.
Weil für viele New Yorker die vergangenen Wochen im Wahlkampf alles andere als lustig waren, versuchen es manche zumindest in der Wahlnacht mit Humor. Im Caveat, einer Veranstaltungshalle in Manhattan, haben sich mehrere prominente Komiker versammelt, um die Ergebnisse auf sarkastische Art und Weise zu kommentieren.
Nach der Show können Zuschauer noch auf ein paar Drinks bleiben, um „die Nerven zu beruhigen, während sie über die Zerbrechlichkeit unserer Republik nachdenken“, wirbt der Veranstalter. Und andere probieren es von vornherein mit Alkohol. Im Balcon Salon, einem Nachtclub in New York, soll es während der Wahlnacht besonders starke Cocktails geben, wie die Organisatoren versprechen.
Die Republikaner in New York scheinen dem Wahlergebnis hingegen deutlich gelassener entgegenzublicken. Sie nutzen die Wahlnacht beispielsweise fürs Dating. John McEntee, ein amerikanischer Politikberater und Chef der Dating-App „Date Right“, will Liebe statt Furcht verbreiten. Date Right hat sich zum Ziel gesetzt, vor allem konservative Singles zusammenzubringen. „Politische Ansichten waren noch nie so zentral beim Dating wie heute“, sagt McEntee.
Wer zusammenpasst, könnte sich schon bei der Bestellung an der Bar entscheiden. Die Namen der Cocktails lauten „The Red Wave“, also die rote Welle, in Anlehnung an einen Erdrutschsieg der Republikaner. Oder aber „The Green New Deal“, ein Verweis auf die bei Konservativen besonders verhasste Klimapolitik.