Nach dem gewaltsamen Tod von „Harry und Sally“-Regisseur Rob Reiner und seiner Ehefrau Michele ist ihr gemeinsamer Sohn Nick Reiner als Tatverdächtiger festgenommen worden. Der 32-Jährige sei den Ermittlungen zufolge für den Tod des Paares verantwortlich, hieß es in einer Mitteilung der Polizei in Los Angeles. Er sei am Sonntagabend festgenommen worden, knapp sechs Stunden nachdem die Polizei das ermordete Paar in deren Haus im Stadtteil Brentwood entdeckt hatte.
Der Polizeichef von Los Angeles, Jim McDonnell, sagte zunächst bei einer Pressekonferenz, dass eine Kaution von vier Millionen US-Dollar (etwa 3,4 Millionen Euro) festgesetzt worden sei. Wenige Stunden später hieß es, dass Nick Reiner keinen Anspruch auf Kaution habe. Damit bleibt er zunächst hinter Gittern. Der Fall sollte am heutigen Dienstag der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Weitere Informationen – etwa zu einem möglichen Motiv – gab es seitens der Ermittler zunächst nicht.
Rob Reiner und seine Frau Michele waren am Sonntagnachmittag tot in ihrem Haus aufgefunden worden. Die Leichen hätten Stichverletzungen aufgewiesen, berichteten die US-Sender NBC und ABC übereinstimmend.
Vierfacher Vater
Reiner, Regisseur von Filmhits wie „Harry und Sally“, „Misery“ und „Eine Frage der Ehre“, war 78 Jahre alt. Zum Alter seiner Frau Michele, die als Fotografin gearbeitet hatte, gab es unterschiedliche Angaben von 65 bis 70 Jahren. Das seit 1989 verheiratete Paar hatte drei gemeinsame Kinder: Jake, Nick, und Romy. Zudem hatte der Regisseur die Tochter seiner ersten Ehefrau Penny Marshall adoptiert.
Sohn Nick sprach über Drogensucht
Der Sohn Nick hatte in der Vergangenheit immer wieder öffentlich über seinen Kampf mit einer Drogensucht gesprochen. Er sei als Teenager viele Male auf Entzug gewesen und habe häufig als Obdachloser auf der Straße gelebt, sagte er 2016 der Zeitschrift „People“. Im Jahr zuvor hatte Rob Reiner mit „Being Charlie“ einen Film über die schwierige Beziehung eines 18 Jahre alten drogenabhängigen Protagonisten namens Charlie und dessen Vater gedreht. An dem Drehbuch arbeitete Sohn Nick mit. Die Arbeit an dem Film sei wie eine gemeinsame Therapie gewesen, sagte der Regisseur damals der Zeitschrift „The New Yorker“.
Nick Reiner soll zuletzt in einem Gästehaus auf dem Grundstück seiner Eltern gelebt haben, berichtete die „Los Angeles Times“ unter Berufung auf Freunde der Familie. Am Samstagabend seien sie zu dritt bei einer Feier im Haus des US-Komikers Conan O’Brien gewesen. Dabei habe sich der Sohn auffällig benommen und es sei zu einem Streit mit seinem Vater gekommen, hieß es in mehreren Medienberichten.
Trump irritiert mit Kommentar
US-Präsident Donald Trump sorgte unterdessen mit einem Kommentar für Irritationen und Entrüstung. Reiner sei Berichten zufolge gestorben, weil er bei anderen so viel Wut ausgelöst habe mit seiner Aufregung über mich, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. „Er war bekannt dafür, dass er die Menschen verrückt gemacht hat mit seiner rasenden Besessenheit mit Präsident Donald J. Trump.“
Die Äußerung erntete Kritik von vielen Seiten – auch aus den eigenen Parteireihen. „Egal wie man zu Rob Reiner stand, das ist ein unangebrachter und respektloser Diskurs über einen Mann, der gerade brutal ermordet wurde“, schrieb der republikanische US-Kongressabgeordnete Thomas Massie auf der Plattform X. Die ebenfalls republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene kommentierte: „Das ist eine Familientragödie, es geht nicht um Politik oder politische Feinde.“
Reiner war in Hollywood als streitbarer Liberaler und vehementer Trump-Kritiker bekannt. 1998 machte er sich in einer Volksabstimmung für eine höhere Tabaksteuer in Kalifornien stark.
Gouverneur Newsom: „Sind untröstlich“
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom, die aus Kalifornien stammende frühere US-Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Obama veröffentlichten jeweils Kondolenzbotschaften. „Rob wird für seine bemerkenswerte Filmographie und seinen außerordentlichen Beitrag für die Menschheit in Erinnerung bleiben“, erklärte Newsom im Onlinedienst X.
Die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, erklärte, sie sei „untröstlich wegen des tragischen Verlusts von Rob und seiner Frau Michele“. „Ich kannte Rob und hatte enormen Respekt vor ihm“, fügte die Bürgermeisterin hinzu. Er sei nicht nur ein „gefeierter Schauspieler, Regisseur, Produzent, Autor“ gewesen, sondern auch ein „engagierter politischer Aktivist, der immer seine Gaben im Dienste für andere genutzt“ habe.
Erfolge als Regisseur in den Achtzigerjahren
Rob Reiner blickte auf eine mehr als fünfzigjährige Karriere im Filmgeschäft zurück. Bekannt wurde er in den Siebzigerjahren als Schauspieler in der CBS-Sitcom „All in the Family“. Es folgten Rollen in den Filmen „Sleepless in Seattle“ (1993) von Nora Ephron, Woody Allens „Bullets Over Broadway“ (1994), dem Polit-Drama „Primary Colors“ (1998) von Mike Nichols und Martin Scorseses Film „The Wolf of Wall Street“ (2013).
In den Achtzigerjahren wandte sich Reiner der Filmregie zu und landete nach dem Coming-of-age-Drama „Stand By Me“ (1986) einen Welterfolg mit der romantischen Komödie „Harry und Sally“ (1989). Meg Ryans gespielte Orgasmus-Szene im Restaurant zählt zu den komischen Höhepunkten des Jahrzehnts. Reiner war auch im ernsten Genre erfolgreich, denn im folgenden Jahr drehte er den Psycho-Horror-Thriller „Misery“ (1990) nach dem Roman von Stephen King. 1992 folgte das Gerichtsdrama „A Few Good Men“, das ihm eine Oscar-Nominierung eintrug. Rob Reiner erhielt darüber hinaus vier Nominierungen für die Golden Globes in der Sparte Regie und gewann dreimal die Auszeichnung der „Directors Guild of America“.
Als politischer Aktivist setzte Rob Reiner sich für Homosexuellen-Rechte ein, unterstützte die Demokratische Partei und spendete Geld für liberale Projekte. Seine Frau, die ebenfalls verstorbene Fotografin Michele Singer, lernte er 1989 bei den Dreharbeiten zu „Harry und Sally“ kennen. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. In den letzten Monaten seines Lebens arbeitete der Regisseur an einer Fortsetzung seines Regiedebüts „Spinal Tap“.
