
Die amerikanische Post nimmt vorerst keine Pakete mehr aus China und Hongkong an. Das teilte die Behörde am Dienstag mit. Gründe für den Schritt oder ein Enddatum der Blockade wurden nicht bekanntgegeben. Betroffen sind davon neben vielen Privatleuten und Unternehmen auch die Lieferungen der Online-Handelsplattformen Temu und Shein. Briefe werden der Mitteilung zufolge weiter zugestellt.
Der Schritt der Postbehörde folgt unmittelbar auf Zusatzzölle auf Einfuhren aus China, die US-Präsident Donald Trump in der Nacht auf Dienstag eingeführt hatte. Auf sämtliche Waren aus der Volksrepublik werden seitdem zehn Prozent fällig. Von dieser Regelung sind auch Pakete betroffen, die zuvor von einer sogenannten De-Minimis-Ausnahme profitiert hatten. Diese jahrzehntealte Regel besagt, dass Pakete mit einem geringen Warenwert zollfrei eingeführt werden können. Die Grenze dafür betrug in den USA zuletzt 800 Dollar.
Die Aktienkurse betroffener Unternehmen gaben deutlich nach. Der chinesische Onlinehandelsriese Alibaba, der international den Dienst Aliexpress betreibt, verlor 2,5 Prozent, der Temu-Mutterkonzern PDD gab vor Eröffnen der US-Börsen rund 6 Prozent nach.
Die chinesische Regierung reagierte empört. „Wir fordern die USA nachdrücklich auf, die Politisierung und Instrumentalisierung von Handels- und Wirtschaftsfragen und die unsinnige Bestrafung chinesischer Unternehmen zu unterlassen“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.
Steigende Zahl an Paketen
Die Zahl an Paketen, die unter der De-Minimis-Regel in die USA importiert wurden, ist zuletzt rasant gestiegen. Im vergangenen Jahr waren es 1,36 Milliarden Pakete, etwa zehnmal so viel wie vor einem Jahrzehnt und doppelt so wie viel wie im Jahr 2022. Das entspricht rund 4 Millionen Paketen am Tag, Feiertage und Wochenenden einberechnet. Rund die Hälfte davon soll auf Lieferungen aus China entfallen. Der Anstieg geht auf den Erfolg der Online-Händler Temu und Shein zurück, die sehr günstige Waren vor allem aus China in die USA liefern.
Offen blieb zunächst, wie sich andere Post-Unternehmen verhalten. Der Anteil der amerikanischen Postbehörde an allen internationalen Lieferungen in die USA ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Der DHL-Konzern antwortete nicht unmittelbar auf eine Anfrage der F.A.Z.
Eine Online-Händlerin in China, die Produkte in den USA verkauft, sagte, sie habe ihr Geschäft wegen der Importzölle vorerst ausgesetzt. Man warte die weiteren Schritte ab. „Unsere Kosten werden um 20 bis 30 Prozent steigen“, sagte die Händlerin, die nicht namentlich genannt werden wollte. Zusätzlich zu den Zöllen steige der Aufwand für Zollerklärungen und Logistik.
Gleichzeitig könnten die Zölle zu einer Bereinigung des Marktes betragen. Billige Produkte würden verdrängt. Unter dem bisherigen Preiskampf litten vor allem Händler, die sich an die Regeln hielten. Diese hätten schon bisher stärker auf formelle Lieferwege und Logistikzentren in den USA gesetzt.