

Die Demokraten haben am Mittwoch weitere E-Mails des toten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein veröffentlicht. Sie sollen aus dessen Nachlass stammen und bisher nicht öffentlich gewesen sein. In einer dieser Nachrichten schrieb Epstein, dass Donald Trump, ein früherer Freund Epsteins, „von den Mädchen wusste“. Die Stelle könnte auf die – teils minderjährigen – Opfer Epsteins bezogen sein; er hatte sie über Jahre systematisch sexuell missbraucht.
Trump hat bislang bestritten, jemals etwas von den Taten Epsteins gewusst zu haben, und bisher gibt es keine Beweise für das Gegenteil. Allerdings waren die beiden New Yorker jahrelang befreundet. Auch soll Trump einen Beitrag in einem Geburtstagsbuch für Epstein verfasst haben, in dem er diesem gewünscht haben soll, dass „jeder Tag ein süßes Geheimnis“ berge. Der Beitrag ist umrandet von einer Zeichnung, die an eine nackte Frau erinnert, und die Unterschrift im Schritt der Frau ähnelt jener Trumps. Dieser hat bestritten, Verfasser des Beitrags zu sein.
Epsteins Nachlass wird derzeit von einem Ausschuss des Repräsentantenhauses überprüft. Die nun veröffentlichten E-Mail-Auszüge sollen aus den Jahren 2011, 2015 und 2019 stammen.
Das Weiße Haus spricht von Diffamierung
Die E-Mail zu den „Mädchen“ soll an den Journalisten Michael Wolff gerichtet gewesen sein. Ihm schrieb Epstein 2019: „Trump sagt, er habe mich aufgefordert auszutreten, war niemals Mitglied. Natürlich wusste Trump von den Mädchen, denn er hat Ghislaine gebeten, aufzuhören.“
Dabei geht es wohl einerseits um eine Verteidigung Trumps, der nach einer ersten Verurteilung Epsteins im Jahr 2008 gesagt hatte, er habe diesen aus seinem Golfclub in Mar-a-Lago geworfen. Epstein äußert in der E-Mail, dass er in dem Club niemals Mitglied gewesen sei. Andererseits geht es um Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell, die dem früheren Investor jahrelang immer wieder Opfer zugeführt hatte und 2021 wegen Sexhandels mit Minderjährigen zu zwanzig Jahren Haft verurteilt wurde. Epsteins Sätze können so gedeutet werden, dass Trump nicht nur wusste, dass Maxwell dies tat, sondern auch, dass er wusste, dass Epstein sich an den Mädchen und jungen Frauen verging.
Am Nachmittag reagierte das Weiße Haus auf die Veröffentlichung der E-Mails. Sprecherin Karoline Leavitt äußerte, die Demokraten hätten „E-Mails selektiv an die liberalen Medien weitergegeben, um eine falsche Darstellung zu schaffen und Präsident Trump zu diffamieren“.
In einer anderen am Mittwoch veröffentlichten Mail an Maxwell schrieb Epstein im Jahr 2011 mit Blick auf seine erste Verurteilung, es sei auffällig, dass der Einzige, der sich bis dahin nicht zu Wort gemeldet habe, Donald Trump sei. Weiter heißt es: „[Geschwärzter Name] hat Stunden mit ihm in meinem Haus verbracht.“
Die Republikaner des Kontrollausschusses im Repräsentantenhauses reagierten auf der Plattform X mit der Bemerkung, bei der Person, deren Name geschwärzt wurde, habe es sich um Virginia Giuffre gehandelt, eines der bekanntesten Opfer des Sexhandels durch Epstein. Die Demokraten wollten das verheimlichen, weil sie „öffentlich gesagt hat, dass sie niemals Fehlverhalten Präsident Trumps beobachtet“ habe.
In Giuffres Memoiren, die nach ihrem Suizid postum erschienen, erhebt die Frau keine Vorwürfe gegen Trump. Nach Giuffres Angaben wurde sie im Jahr 2000 als Teenager von Maxwell aus Trumps Club Mar-a-Lago abgeworben und als Epsteins Masseuse später sexuell missbraucht. Maxwell gab in einem Interview mit dem stellvertretenden Justizminister Todd Blanche an, sie habe Trump nie „in einer in irgendeiner Weise unangemessenen Umgebung“ gesehen. Er sei immer ein Gentleman gewesen.
Der dritte veröffentlichte Schriftwechsel ist aus dem Jahr 2015 und wiederum zwischen Epstein und Michael Wolff. Der Journalist scheint Epstein hier Rat zu erteilen, wie er am besten mit dem Wissen über den damaligen Präsidentschaftskandidaten umgehen solle.
Kurz nach der E-Mail Veröffentlichung durch die Demokraten gaben die Republikaner im Repräsentantenhaus nach monatelangen Verzögerungen 23.000 Seiten an Dokumenten aus dem Nachlass Epsteins frei.
Verschwörungstheorien zu Epsteins Tod
In den vergangenen Monaten haben sowohl Demokraten als auch Republikaner immer wieder Ausschnitte aus den Untersuchungsakten des Falls Epstein veröffentlicht. Das gesamte Material steht der Öffentlichkeit allerdings nicht zur Verfügung, die Einordnung der einzelnen Schriftstücke in das gesamte Korpus fällt also schwer.
Die Epstein-Affäre beschäftigt die amerikanische Öffentlichkeit seit Jahren. Epstein war im Juli 2019 verhaftet worden und im August 2019 erhängt in seiner Zelle aufgefunden worden. Sofort danach wurde darüber spekuliert, ob Epstein Opfer einer Verschwörung geworden sei und zum Schweigen gebracht worden. Diese kursierten vor allem in rechten Kreisen, nahm man dort doch an, es seien ranghohe Demokraten in die Taten Epsteins verwickelt.
Im Wahlkampf dann versprach Donald Trump, die Ermittlungsakten zu veröffentlichen, was jedoch bis dato nicht geschehen ist. Das sorgt für Unmut bei seiner Basis, und Trump versucht immer wieder mit Wortmeldungen, die Affäre zu beenden. Die Demokraten im Repräsentantenhaus drängen auf eine Veröffentlichung, bislang fehlen ihnen aber genügend Verbündete auf republikanischer Seite, um das auch wirklich zu tun. Die neuen E-Mail-Auszüge wurden am Mittwoch kurz vor einer Sitzung des Repräsentantenhauses veröffentlicht, in der eine neue Demokratin vereidigt werden könnte. US-Medien zufolge könnte sie dann eine noch fehlende Unterschrift unter eine Petition setzen, womit die Demokraten eine Abstimmung zur Offenlegung der Akten erzwingen wollen.
