
Der Untergang des Schweizer Dorfes Blatten erinnert die Menschen an eine Zeit, in der die Berge Faszination und Schrecken zugleich ausstrahlten. Über einsame Gipfelwanderer, Bergstürze und die Macht der Natur.
Der Berg und das Schmelzwasser seines Gletschers bedrohten sie, ihre Häuser, ihre Felder, ihr ganzes Leben im Schweizer Wallis, das hart genug war. So gelobten die Fiescher im Jahr 1678, sie wollten fortan tugendhaft leben, fleißig beten und alljährlich eine Prozession abhalten, damit der Aletschgletscher nur aufhöre zu wachsen. Immer wieder hatte Gletscherwasser den Märjelensee hoch über ihrem Dorf gefüllt und gefüllt, bis der See überlief und die Flut unten im Tal Felder, Häuser, Wege zerstörte. Jedes Mal eine Katastrophe. Allein von 1871 bis 1876 verzeichnete Fiesch jedes einzelne Jahr ein Hochwasser. Bis heute beten die Dorfbewohner, der Gletscher möge ein Einsehen haben – seit 2009 jedoch unter umgekehrten Vorzeichen: darum, dass sich dieser größte Gletscher der Alpen bitte nicht so stark zurückziehen möge. Beten gegen den Berg und seine Launen, seine Unberechenbarkeit.