

Die Sorgen vor einem Rückgang des Wohlstandsniveaus sowie einer nachhaltigen Schwächung der industriellen Basis Baden-Württembergs könnten die Themen sein, die bei der Landtagswahl am 8. März für die Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger ausschlaggebend sein könnten. Das ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Verbandes Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). 56 Prozent der Befragten gaben in der repräsentativen Umfrage an, dass sie die Lage der Industrie „weniger gut“ oder „gar nicht gut“ einschätzen. 65 Prozent halten die Industrie für sehr wichtig für die Zukunft des Bundeslandes.
Groß ist die Furcht vor Wohlstandsverlusten: 79 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass eine Schwächung der Industrie zu Wohlstandseinbußen führen könnte, 53 Prozent rechnen mit gravierenden Einbußen, und 26 Prozent sehen den Wohlstand extrem bedroht. „Bei den Jüngeren sind es 70 Prozent, die glauben, dass es schwierig wird, das Wohlstandsniveau zu halten“, sagte Renate Köcher, die Chefin des Umfrageinstituts, am Mittwoch in Stuttgart. Gleichzeitig wachse aber die Bereitschaft, Kürzungen im Sozialbereich mitzutragen.
Das wichtigste landespolitische Thema ist nach der Befragung die Schaffung bezahlbarer Wohnungen, gefolgt von den Themen Gesundheit, Wirtschaft und Bürokratieabbau. Der Unternehmerverband sieht durch die Umfrage belegt, dass die Sorgen in den Unternehmen zunehmend auch die der Gesellschaft werden. Thomas Bürkle, der Präsident des Verbandes, sagte: „Die Menschen im Land sind besorgt, und diese Besorgnis erschöpft sich nicht in kurzfristigen Stimmungswerten.“
Wählerpotentiale von CDU und AfD gestiegen
In der Umfrage wurden auch die theoretischen Wählerpotentiale der Parteien abgefragt: 33 Prozent können sich vorstellen, die CDU zu wählen, das Potential der Grünen liegt bei 27 Prozent, das der AfD bei 24 Prozent und das der SPD bei 18 Prozent. Zehn Prozent der befragten Bürger in Baden-Württemberg können sich vorstellen, die FDP zu wählen und mittlerweile 14 Prozent die Linkspartei. Köcher sagte, die Potentiale von CDU und AfD seien in den vergangenen Jahren größer geworden, das Potential für die Grünen kleiner.
Nach Köchers Forschungen verfestigt sich in der Wähler- und Anhängerschaft der AfD die Neigung, autoritäre politische Systeme und Lösungen zu bevorzugen. Zulegen könne die AfD besonders im Arbeitermilieu und bei Handwerkern. Dass die CDU zu ihrer alten Stärke zurückkehre, sei nicht zu erwarten. „Die Parteipräferenzen sind heute volatiler und hängen stärker von Personalfragen ab“, so Köcher.
Erstaunlich ist, wie gering das Vertrauen der Bürger in die Bildungs- und Wirtschaftskompetenz der Parteien ist. Nur 24 Prozent der Befragten halten die CDU für wirtschaftskompetent, 13 Prozent die Grünen. Befragt wurden zwischen dem 24. und 31. Oktober mehr als 1000 Personen aus Baden-Württemberg. Mit Blick auf den Wahlausgang sagte Köcher, Landtagswahlen würden heute in den letzten zwei Wochen vor der Wahl entschieden. Weder Manuel Hagel (CDU) noch Cem Özdemir (Grüne) hätten einen Amtsbonus. „Die Frage ist, ob es am Ende stark auf eine Personenkonkurrenz zuläuft“, sagte Köcher. Außer Özdemir seien alle anderen Kandidaten in der Bevölkerung unbekannt. „Wie sich das dann entwickelt, ist völlig offen.“
