
Für alle Anhänger des TSV von 1860 wird der 20. Juli aller Wahrscheinlichkeit nach ein Tag der Erkenntnis. Bis dahin hält sich Löwen-Sportchef Christian Werner voraussichtlich bedeckt, was die Zielausgabe für die neue Drittliga-Saison anbetrifft. Aber, dann … Dann könnte er das traditionelle Fanfest der Sechzger als Rahmen und Bühne für die offizielle Maßgabe nutzen, wenn, ja wenn bis dahin die komplette Mannschaft steht.
„Ich finde es sehr unprofessionell, über Ziele zu sprechen, bevor man noch nicht den Kader zusammen und die Konkurrenz noch nicht gesehen hat“, sagte Werner in Teil zwei des Sommer-Interviews mit dem Vereins-TV, in dem er Fragen der Fans beantwortet. Er ergänzte: „Es ist sinnhaft, sich mit Zielen zu beschäftigen, wenn man die Rahmenbedingungen kennt.“ Und eben jene, glaubt er bis zum dritten Juli-Wochenende besser einschätzen zu können. Falls doch alles anders kommt, erfahren die Anhänger an diesem Tag immerhin noch, wie das neue Heimtrikot ausschaut.
Werner: „Es müssen realistische Ziele sein, die auch erreichbar sind“
Das wäre vielleicht ein schwacher Trost, aber auszuschließen ist es nicht. Wobei: Für die Fans ist nach der Rückkehr von Kevin Volland und Florian Niederlechner ohnehin klar, was der Klub ihrer Leidenschaft und ihres Herzens anstreben sollte – den Aufstieg. Werner findet: „Bei Zielen ist es wichtig, nicht irgendwas auszuplaudern, sondern es müssen realistische Ziele sein, die auch erreichbar sind.“ Den Anhängern signalisierte er aber schon mal eine Abkehr vom bloßen Mittelmaß. „Wir wissen auch“, verdeutlichte Werner, „dass wir im Löwen-Umfeld sind und das einfach auch Erfolg sehen möchte. Wir werden realistische, aber auch ehrgeizige Ziele formulieren.“
Nun gut, bis also die Dinge vermutlich konkreter benannt werden, läuft noch vier Wochen Werners Kaderbastelstunde. Am Donnerstag wurde dabei Regionalliga-Stürmer Justin Steinkötter als Neuzugang bestätigt. Und im Klubgespräch erwartungsgemäß das Aufrücken diverser Nachwuchsspieler in den Profikader angekündigt. Wie die AZ schon berichtete, werden Torhüter Miran Qela, die Abwehrspieler Lasse Faßmann, Finn Fuchs und Clemens Lippmann sowie die Mittelfeldspieler Samuel Althaus und Emre Erdogan ab Sonntag (14 Uhr) zunächst fest zur Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner gehören.
Werner sagte dazu: „Ich glaube, mit Fug und Recht behaupten zu können, dass wir allen unseren Jugendspielern eine sehr gute Perspektive geben können.“ Bei den Gegenbeispielen Raphael Ott und Tim Kloss, die sich beide Ligakonkurrent Viktoria Köln anschließen, hält der 44-Jährige entgegen, dass Vorstellungen und Erwartungen zwischen Klub und Spieler manchmal eben auseinanderdriften. „Dann ist es leider auch mal so“, erklärte Werner, „dass sich der Spieler weiter sieht und mehr Spielzeiten möchte, aber wir auch ehrlich sein müssen und sagen, vielleicht reicht’s noch nicht zum Stammspieler.“ Man müsse akzeptieren, dass in solchen Fällen eine Trennung für die Entwicklung besser sei.
„Es gibt keinen Tag, an dem wir nicht zweimal trainieren“
Wovon Werner ebenfalls schon sehr klare Vorstellungen hat, ist der Verlauf der sechs Wochen bis zum Saisonstart am ersten August-Wochenende. „Ich will, dass wir die Mannschaft in der Dritten Liga sind, die in dieser Vorbereitung am meisten Gas gibt und trainiert“, machte der Löwen-Boss klar. Statt in Schlappen und Badeshorts erwartet und verlangt Werner den Blaumann und die Arbeitsstiefel als sommerliches Sechzig-Outfit. „Ich glaube“, setzte der Sport-Geschäftsführer hinzu – und manch einer mag es als Drohung empfinden – „es gibt keinen Tag, an dem wir nicht zweimal trainieren. Ich bin mir sicher, dass es eine maximal intensive Vorbereitung wird.“
An deren Ende auf Giesings Höhen eine Mannschaft geformt wurde, die realistische Aufstiegsambitionen verfolgen darf. Mal sehen, ob das auch in einigen Wochen auch Christian Werner so beurteilt. „Ich glaube“, sagte er im Interview noch, „dass wir in diesem Jahr einen hervorragenden Kader haben werden.”