München – „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ‒ ein geflügeltes Wort aus der griechischen Philosophie, das vielseitig anwendbar ist. Erst recht, wenn es um den TSV 1860 geht und die Dritte Liga. Nach 13 Spieltagen trennen den Tabellenersten und -letzten gerade 13 Punkte, die Löwen liegen mit sechs Zählern nach oben und sieben nach unten genau dazwischen.
Prognosen scheinen von Spieltag zu Spieltag nahezu unmöglich ‒ bestes Beispiel ist Sechzig. Der 1:5-Pleite bei Tabellenführer Cottbus, der anschließend mit 0:4 in Essen baden ging, folgte ein 3:0 beim bisherigen Tabellenzweiten in Sandhausen.
TSV 1860 München: Vier neue Defensiv-Löwen erfüllen alle Anforderungen von Gannikis
Was die Löwen-Verantwortlichen nach der Cottbus-Watschn aber sehr wohl wussten: Wir müssen etwas ändern! „Die Leistung von dem ein oder anderen Spieler war absolut indiskutabel“, hatte Sportchef Christian Werner vor dem Sandhausen-Spiel gesagt. Das Team müsse „über alle Mannschaftsteile hinweg besser verteidigen, mit mehr Herz verteidigen.“
Die Folge: Trainer Argirios Giannikis baute großflächig um, vier von fünf Defensiv-Beauftragten (der Torhüter mitgezählt) flogen aus der Startformation. Seine Forderung ob der gezeigten Leistungen: „Den letzten Schritt defensiv dann auch zu machen, der auch wehtut“ und ein schärferes Verteidigungsvorgehen generell.
Sein Resümee nach der Partie: „Das war alles da.“ Weil die Neulinge das lieferten, was zuletzt gefehlt hatte.
1860-Boss Werner: „Wir haben ein generelles Problem gehabt“
Alle Maßnahmen griffen ‒ und dürften die vier Ausgewechselten vorerst zu Bankdrückern degradieren.
„Das jetzt nur am Keeper, nur an der Viererkette festzumachen, ist zu einfach. Wir haben ein generelles Problem gehabt, auch ganz häufig Matchpech“, betonte Werner zwar vor der Partie, doch die Aktien von Tim Danhof, Leroy Kwadwo und Raphael Schifferl wurden durch die überzeugenden Auftritte ihrer Ersatzleute Lukas Reich, Max Reinthaler und Florian Bähr nicht aufgewertet ‒ im Gegenteil.
Prompt stand hinten zum dritten Mal in dieser Spielzeit die Null, zudem leitete Reinthalers Führungstreffer auf Vorlage von Reich und Bähr den Sieg ein.
Vor dem Sandhausen-Spiel stellte 1860 mit 24 Gegentoren in zwölf Partien die zweitschlechteste Defensive der Liga. „Es macht ja was mit der Mannschaft, wenn Du so viele Gegentore bekommst und wir erhoffen uns einen Impuls“, erklärte Giannikis, auch und vor allem mit Blick auf den Torwartwechsel von Vollath zu Urlöwe Marco Hiller, der ordentlich für Aufsehen gesorgt hatte.
Weiter sagte der Trainer: „Wir können René direkt keinen Torwart-Fehler ankreiden, aber das Momentum war nicht auf seiner Seite.“
„Im Individuellen kann man René Vollath sehr wenig vorwerfen“
Und das wird es so schnell auch nicht wieder. „Im Individuellen kann man René Vollath sehr wenig vorwerfen“, betonte auch Christian Werner am Montag im Podcast „4zu3“.
Der Neuzugang aus Unterhaching, der Fan-Liebling Hiller zu Saisonbeginn aus dem Tor verdrängte und einen nicht gerade einfachen Stand bei den Löwen-Fans genießt, sei „höchst professionell mit der Entscheidung umgegangen. Er hat sich total hinter Marco Hiller, in den Dienst der Mannschaft gestellt. Das finde ich toll und beeindruckend.“
Für Alphatier Vollath bleibt somit vorerst ebenso die ungewohnte Zuschauerrolle wie für Schifferl, der sich eigentlich neben Kapitän Jesper Verlaat in der Innenverteidigung und als Co-Abwehrchef festgespielt zu haben schien.
Dennoch wirken seine Chancen auf eine rasche Rückkehr in die Stammformation wesentlich größer als die von Leroy Kwadwo, der nach einem rabenschwarzen Tag in Cottbus dort schon zur Halbzeit das Feld verlassen musste, und Tim Danhof, der nach überstandener Fersenverletzung erst auf fünf eher durchwachsene Liga-Einsätze kommt.
„Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ‒ doch Löwen-Grieche Giannikis weiß jetzt zumindest vorläufig, auf wen er setzen sollte und kann.
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