Trumps Mega-MAGA-Influencer Benny Johnson | FAZ

Donald Trump weiß, wie er die große Reichweite von Amerikas ultrarechten Podcastern in der jungen Wählerschaft nutzt, um seine Botschaft unter die Leute zu bringen – und diese sind gern bereit, sich zu Trumps Handlangern machen zu lassen, schließlich kommt die Nähe zur politischen Elite Amerikas ihrem Einfluss zugute. Benny Johnson, ein vormaliger Journalist mit einer Anhängerschaft von rund zwölf Millionen über Youtube, X und andere soziale Medien hinweg, ist einer von ihnen.

In der „Benny Show“ zog Brendan Carr gegen Jimmy Kimmel los

In seiner „Benny Show“ setzte kürzlich Brendan Carr, Trumps Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC, Drohungen gegen den Late-Night-Talker Jimmy Kimmel ab, die zu Kimmels vorübergehender Absetzung führten; Trumps Sicherheitsberater Corey Lewandowski verkündete bei Johnson, ICE-Agenten zur Superbowl entsenden zu wollen, deren Halbzeitshow der Trump-kritische puerto-ricanische Musiker Bad Bunny bestreitet. Und vor ein paar Tagen begleitete Johnson die Heimatschutzministerin Kirsti Noem bei ICE-Einsätzen in Chicago. „Toll, dass die Ministerin sich das traut!“, keuchte Johnson in sein Mikrofon, auch wenn er Mühe hatte, die „Gefahr“, die er nicht müde wurde zu betonen, ins Bild zu fassen.

Der 38 Jahre alte Johnson nimmt es mit der Wahrheit wie viele seiner Podcast-Kollegen vom rechten Rand nicht so genau. Nach einem Studium an der University of Iowa begann er seine journalistische Karriere 2010 bei Alt-Right-Publikationen wie „Breitbart“ und „The Blaze“. 2014 flog er bei Buzzfeed raus, weil er in mehr als vierzig Fällen ganze Segmente seiner Texte von anderswo kopiert hatte, ohne dies kenntlich zu machen. 2017 wurde er von seinem neuen Arbeitgeber, der „Independent Journal Review“, abgemahnt und versetzt, als ihm Mitarbeiter einen aggressiven und erniedrigenden Führungsstil vorwarfen. Er saß mit einem Antifa-kritischen Artikel einem satirischen Twitter-Konto auf und wurde schließlich wegen Plagiarismus und Falschbehauptungen über Barack Obamas angebliche Einflussnahme auf einen Richter auch bei der „IJR“ suspendiert. Im vergangenen Jahr geriet er als einer der Geldnehmer einer vom Kreml finanzierten Firma namens Tenet Media in die Kritik, die insgesamt zehn Millionen Dollar an rechte Influencer zahlte, um prorussische Standpunkte zu verbreiten.

Mehrere Morde vor seinem Haus?

Vor einigen Wochen verbreitete er im Rahmen von Trumps Truppenentsendung nach Washington, er habe als vormaliger Einwohner Washingtons vor seinem Haus mehrere Morde auf Kamera festhalten können, und sein Haus sei einem Brandanschlag zum Opfer gefallen. Wie die „New York Times“ recherchierte, hat sich in der Straße, in der Johnson wohnte, seit 2017 kein Mord ereignet. Das Feuer wütete offenbar im Haus des Nachbarn.

Johnsons Hang zur Verfälschung und Übertreibung sorgt online auch immer wieder für Belustigung. Seine Behauptungen, Kristi Noem habe es mit einer „Armee von Antifa-Leuten“ in Portland aufgenommen, auch wenn er kaum eine Handvoll Menschen, darunter eine Person in einem Hühnerkostüm, filmen konnte, veranlasste Beobachter zu der Frage, ob dies als Satire gemeint gewesen sei. Auch seine Youtube-Sendung von Anfang Oktober mit dem dramatischen Titel „Ich bin auf eine ICE-Razzia gegangen und habe Illegale in Chicago verhaftet“ war vor allem viel heiße Luft: Johnson zeigte „Scharfschützen auf dem Dach“ der ICE-Einsatzzentrale und sagte Dinge wie „Das wird heute krass!“ oder „Dies sind sehr gefährliche Zeiten“ – die Kamera allerdings fing bloß ein paar Leute ein, die laut Johnson „darauf warten, die Agenten zu behindern, was nicht erlaubt ist“. Dann durfte Kristi Noem die Frage beantworten, was sie den Linken zu sagen habe, die (angeblich) „gewalttätig sein wollen“: „Verlasst dieses Land. Wir wollen euch hier nicht. Oder wir sperren euch ein.“ Johnson frohlockte über die mutmaßliche Reaktion der politischen Linken auf diese Worte: „Die Libs verlieren den Verstand hierüber!“

„Wie gern ich Bundesangestellte heulen sehe“

Seine Podcasts (neben der „Benny Show“ macht er die Umfragereihe „Benny on the Block“, in der er die Stimmen von Leuten auf der Straße einfängt) moderiert er mit einem gerüttelten Maß Schadenfreude. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie gerne ich Bundesangestellte heulen sehe, wenn sie gehen müssen“, sagte er zu Fotos bedrückt blickender Menschen eines „Daily Mail“-Artikels über Trumps Massenentlassungen von Bundesangestellten im Rahmen des Regierungs-Shutdowns.

Dabei vermarktet sich Johnson als gläubiger Christ, der nach eigenen Angaben mithilfe des kürzlich ermordeten Charlie Kirk zu Gott gefunden hat. Er fasst die politischen Zwistigkeiten im Land als „Schlacht zwischen Gut und Böse“ auf und sagte kürzlich: „Ich will Frieden, aber man kann keinen Frieden mit dem Bösen machen – das Gute muss gewinnen!“

Für Donald Trump ist ein Mann mit einer solchen Botschaft und einem Faible für Wirklichkeitsverzerrung ein nützliches Werkzeug. Umgekehrt macht sich Johnsons Lobhudelei für Trump und seine Leute bezahlt. Vor wenigen Tagen gab Trumps Justizministerin Pam Bondi eine Pressekonferenz mit Johnson, in der sie die Festnahme eines Drohbriefverfassers verkündete, der Johnson und seiner Familie Morddrohungen geschickt hatte. „Benny hat mich direkt angerufen“, sagte Bondi; ihre Leute leiteten umgehend Ermittlungen ein. Johnson durfte unterstellen, wie er es schon zuvor in seinem Podcast tat, dass die „Demokratische Partei politische Gewalt normalisiert hat“. Auch die Medien griff er an. Dass NBC den „linken Terroristen, der ein Verbrechen beging, indem er drohte, meine Familie umzubringen, einfach einen ,Mann‘ nannte“, klagte Johnson, signalisiere doch nicht weniger, als „dass meine Familie dies verdiene“. Seine Klage wurde dreizehntausendmal weitergepostet.