Was den Bayern der späte Ausgleich bei Borussia Dortmund zum 1:1 durch das Kopfballtor von Jamal Musiala bedeutete, konnte man an den Reaktionen ablesen. An den Emotionen, dieser ausladenden Freude – vor der Kurve, mit den Fans. Auch die Bank, inklusive der Ersatzspieler und Trainer drehte frei. Selbst Vincent Kompany, den sonst eher nach Toren sanft grinsenden Cheftrainer, hat man selten so erlebt: Er zeigte an der Seitenlinie einen derart feurig-belgischen Gefühlsausbruch als hätte er zu scharf gewürzte Pommes, die in seiner Heimat so berühmten Fritten, gegessen.
Kompany ging mit Hereinnahme von Tel Risiko
Kompany hat den Ausgleich derart abgefeiert, weil er wusste, dass eine Pleite beim BVB, seine und Bayerns erste Bundesliga-Niederlage in dieser Saison, auch an ihm festgemacht worden wäre. Denn mit der völlig überraschenden Hereinnahme von Mathys Tel als Linksaußen ging Kompany so hohes Risiko wie sonst nur mit seiner hoch stehenden und pressenden Verteidigungslinie.
Fast wollte man meinen, er hätte sich bei seinem Förderer Pep Guardiola ein Vorbild genommen, der in großen Spielen oft in einer Mischung aus Aktionismus und – vermeintlich – genialem Wahnsinn eine Aufstellungssensation aus dem Hut zauberte. Julian Nagelsmann hat dieser Virus, der offenbar nur Top-Trainer befällt, auch schon erwischt.
Tel stand zuletzt Anfang September in der Startelf
Dieser eine Wechsel, diese eine Umstellung kann der entscheidende kniff sein – kann! Kein Coman, kein Olise, dafür Tel auf dem Flügel, ohne jegliche Spielpraxis. Zuletzt hatte Tel Anfang September in der Startelf gestanden, überhaupt war er letztmals Ende Oktober im Bayern-Dress auf dem Platz. Mutig, mutig, Monsieur Kompany! Die Kehrseite von Mut lautet ja stets: (zu viel) Risiko. Es ging gut. Die Münchner sind weiterhin klar auf Kurs Meisterschaft. Dank Musiala, dem Goldköpfchen. Für den Bayern-Trainer gilt: Gewagt – und trotz des 1:1 gewonnen.
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