Trotz hohen Defizits: Deutschlands Schuldenquote sinkt dank Inflation


Trotz hohen Defizits

Deutschlands Schuldenquote sinkt dank Inflation

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Der deutsche Staat gibt viel mehr aus, als er einnimmt. Gleichzeitig schwächelt die Wirtschaft. Dennoch sinkt die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Dabei helfen die Inflation und Sondereffekte im Bundeshaushalt.

Deutschlands Staatsschulden steigen, doch die Schuldenquote sinkt. Diese Quote setzt Schulden in Bezug zur Wirtschaftsleistung und ist damit aussagekräftiger als der absolute Euro-Betrag, um die Belastung durch die Schulden einzuschätzen. Nach Berechnungen der Bundesbank stiegen die Staatsschulden 2024 um 57 Milliarden auf rund 2,69 Billionen Euro. Zwar schwächelte Deutschlands Wirtschaft im vergangenen Jahr, dank der Inflation stieg aber die nominale Wirtschaftsleistung (BIP) an, bei der Kaufkraftverlust des Euro nicht herausgerechnet wird. „Dies überwog den Zuwachs der Schulden“, erklärte die Notenbank. Die Schuldenquote hingegen daher nach vorläufigen Zahlen der Bundesbank das dritte Jahr in Folge: um 0,4 Punkte auf 62,5 Prozent des BIP.

Im vergangenen Jahr gaben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sogar 118,8 Milliarden Euro mehr aus, als sie einnahmen. Dass die Staatsschulden nicht in gleichem Maße stiegen, erklärt die Bundesbank damit, dass ein großer Teil des Defizits durch einen Rückgriff auf vorhandene Bankeinlagen finanziert werden konnte. Zudem habe der Bund seine Schuldenaufnahme begrenzen können, weil er Rückzahlungen von zuvor vergebenen Hilfskrediten erhalten habe.

Deutschlands Bonität bleibt top

Dennoch überschritt Deutschland – wie die meisten Staaten im Euroraum – zum fünften Mal in Folge die in den europäischen Verträgen von Maastricht vereinbarte Höchstmarke von 60 Prozent. Zuletzt hatte Europas größte Volkswirtschaft diese Marke im Vor-Corona-Jahr 2019 mit einem Wert von 58,7 Prozent unterschritten. Milliardenhilfen in den Pandemie-Jahren und in der folgenden Energiekrise im Zuge des Krieges in der Ukraine ließen die Schuldenquote wieder steigen.

Deutschland hat bei den großen Ratingagenturen die Top-Note AAA, die eine bestmögliche Bonität anzeigt. Laut der US-Ratingagentur S&P stützt das von Union und SPD auf den Weg gebrachte riesige Finanzpaket für Infrastruktur und Verteidigung Deutschlands Bonität – auch wenn der Schuldenberg dadurch kräftig anwachsen dürfte. Das Finanzpaket beinhaltet ein Sondervermögen für die Infrastruktur von 500 Milliarden Euro und eine Lockerung der Schuldenbremse für höhere Verteidigungsausgaben. Die Schuldenquote könnte einigen Schätzungen zufolge auf mehr als 100 Prozent des BIP ansteigen. Andere Berechnungen gehen von einem geringeren Anstieg aus.