Im Sommer hatte AfD-Politiker Björn Höcke eine Initiative deutscher Familienunternehmen kritisiert. Bonita Grupp, Chefin des Textilherstellers Trigema, reagiert auf die Attacke. Und sie erklärt, was sie von Forderungen nach einem schnellen Rückkehrplan für Syrer hält.
Die Chefin des schwäbischen Textilherstellers Trigema, Bonita Grupp, hat Kritik des AfD-Politikers Björn Höcke an der Initiative „Made in Germany – Made by Vielfalt“ zurückgewiesen. „Was Herr Höcke gesagt hat, konnte ich zuerst kaum glauben“, sagte Grupp in einem Interview mit dem Magazin „Capital“, das auch bei ntv veröffentlicht wurde. Höcke hatte die Initiative deutscher Familienunternehmen im Sommer als „pure Heuchelei“ bezeichnet und gesagt: „Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen.“
Es gebe Menschen, die dächten, „Made in Germany“ bedeute eigentlich „Made by Germans“, sagte Grupp weiter. „Das ist aber nicht der Fall und war es übrigens auch nie. Heute haben 35 Prozent unserer Mitarbeiter einen Migrationshintergrund. Ohne diese Fachkräfte könnten wir unsere Produktion nicht aufrechterhalten – so wie viele andere Unternehmen auch.“
Bei Trigema arbeiteten Menschen aus 40 Nationen, sagte die Firmenchefin: „Es läuft gut, auch wenn die Region hier sehr ländlich geprägt ist. Neue Mitarbeiter werden offen aufgenommen.“ 25 Mitarbeiter seien syrischer Herkunft, 20 Prozent davon hätten mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft. „Diese Menschen arbeiten bei uns in der Produktion, als Drucker, in der Logistik und vor allem als Näherinnen und Näher.“ Es wäre „schon ein herber Verlust“, auf diese Mitarbeiter zu verzichten.
Stimmen in CDU und CSU, die einen schnellen Rückkehrplan für syrische Flüchtlinge fordern, nehme sie „mit Verwunderung“ wahr. Grupp, die für die CDU im Kreistag des Zollernalbkreises sitzt, verwies auf die Lage in Syrien. Es sei noch unklar, wie sich etwa die Lage für Minderheiten und Frauen entwickeln werde. „Ich finde es schwierig, so schnell davon auszugehen, dass die Menschen nach Syrien zurückkehren können oder wollen.“ Viele hätten sich in Deutschland „vollends integriert“.
Vor knapp einem Jahr hatte Bonita Grupp gemeinsam mit ihrem Bruder Wolfgang Grupp junior die Geschäftsführung des Unternehmens im schwäbischen Burladingen übernommen. Zur Initiative „Made in Germany – Made by Vielfalt“ haben sich Familienunternehmen zusammengeschlossen, die nach eigenen Angaben „für Diversität und demokratische Werte“ einstehen wollen. Höcke hatte die Kampagne im August bei einem Auftritt vor der Landtagswahl in Thüringen kritisiert.
Schon im September wies Bonita Grupp diese Kritik zurück. Auch in Thüringen gebe es viele Familienunternehmen, „die Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft voranbringen im Land“, sagte Grupp im Podcast „Alles Neu …? Aus dem Maschinenraum“ des Magazins „Capital“. Höcke müsse wissen, „dass Thüringen von der Wirtschaft abhängig ist. Einen Teil so konkret auszugrenzen, finde ich sehr schwierig“, sagte die Unternehmerin.
gub