Berlin
Das Zimmer hat plötzlich eine weitere, eine sehr kleine Tür. Sie lässt sich nicht öffnen oder hinter ihr ist nur: Wand. Aber magischerweise kann nachts, wenn alle Menschen schlafen, ein winziger Weihnachtswichtel hindurchschlüpfen – von seiner Welt in unsere.
Die Wichteltüren sind einer der großen Trends der Weihnachtszeit für Familien mit Kindern. Sie können Adventskalender-Ersatz sein – sind aber zumeist Zusatz. Der unsichtbare Weihnachtswichtel schreibt den Menschenkindern kleine Briefe, spielt Streiche und baut mit jedem Dezembertag eine größere Wohnung für sich vor der Tür auf – bis sein Chef, der Weihnachtsmann, mit Geschenken kommt. Wie auch der alte weiße Mann ist natürlich der Wichtel eigentlich: Mama und Papa.
Viele Ideen im Netz von Wichtel-fluencern
Einsteigersets mit einer kleinen Tür, unter anderem auch noch Briefkasten und Türmatte sowie die vielen Ergänzungen von Sofa über Blumenkästen und Zauber-Labor finden sich mittlerweile in Schnäppchen-Shops, im DIY-Markt, in Drogerien und bei Einrichtungsmärkten. Dennoch hat für Julia Uherek, Bereichsleiterin der Messe Christmasworld in Frankfurt, dieser Trend gerade erst angefangen: „Deutsche Anbieter steigen jetzt erst verstärkt ein.“
Bislang finden sich gut gemachte, hochwertige Wichtel-Accessoires vor allem auf Kreativportalen, auf denen Kleinunternehmer ihre Handarbeiten verkaufen. Sie stellen teils auch Bücher zusammen mit ausschneidbaren Briefen für die Kinder und Anleitungen.
Dazu ist eine eigene Influencer-Welt in den sozialen Netzwerken entstanden: Unter Hashtags wie #wichteltür und #wichtelstreich finden sich unzählige Bastelanleitungen und Hacks, wie man zum Beispiel aus Kronkorken winzige Tische, aus Zahnstochern Wichtel-Stifte und aus Joghurtbechern eine Badewanne für den Hausgeist bastelt.
Warum tun sich Eltern das an?
Ein guter Geist mit Draht zum Weihnachtsmann, der liebevolle Streiche spielt – dass so ein unsichtbarer Wichtel bei Kindern gut ankommt, liegt auf der Hand. Aber auch viele Erwachsene begeistert dieser Trend, obwohl er ausgerechnet in der Weihnachtszeit viel Zeit und Energie frisst. Dazu gut Geld kostet, wenn man sich all die kleinen Einrichtungsgegenstände kauft.
„Wir haben in den letzten Jahren eine starke Orientierung nach Skandinavien festgestellt. So wie der Skandi-Trend im Home- und Livingbereich nach wie vor stark ist, gilt das auch für die Weihnachtsdekorationen – und daher kommt diese Wichteltür ursprünglich“, erläutert Weihnachtsexpertin Uherek. Zugleich besinnen sich viele derzeit auf alte Traditionen, die man wieder aufleben lässt, oder auf welche aus anderen Ländern, die man übernehmen kann. „Etwa der Wichtel ist so ein Nostalgietrend aus Skandinavien, den wir neu aufnehmen.“
Wie der Adventskalender verkürzt der Wichtel nicht nur das Warten auf den Weihnachtsmann, er kann auch ein Erziehungsmittel sein. Er (also die Eltern) kann den Kindern kleine Aufgaben geben oder teilt auch mal per Brief mit, wenn er mit einem Verhalten des Kindes, das er tagsüber mitgehört hat, nicht ganz so zufrieden war. Und an der Reaktion – so viel sei verraten aus einem Haushalt mit Wichtel – können Eltern richtig Spaß haben.
Vor allem aber an den strahlenden Augen am Morgen nach jedem Aufwachen im Dezember, wenn die Kleinen feststellen, dass der Wichtel mal wieder etwas angestellt hat.
Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de
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