„Titelfavorit“: Ex-Boss zieht vor dem FC Bayern den Hut

Leverkusen – Geschafft – und wie! Spiel fünf in dieser Saison zwischen Double-Gewinner Bayer Leverkusen und dem Rekordmeister aus München. Während die Duelle in der Bundesliga jeweils unentschieden endeten (1:1 und 0:0), schmiss Leverkusen die Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale (1:0) raus. Nun die eindrucksvolle Revanche auf europäischer Bühne.

Musiala: „Wir haben zweimal richtig gut gespielt“

Die Münchner verteidigten nicht nur ihren 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel, sondern legten im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League mit dem 2:0 kräftig nach: Dank der Treffer von Harry Kane und Alphonso Davies zogen die Bayern souverän ins Viertelfinale ein. Damit ist der wohl stärkste nationale Rivale auf dem Weg zum erneuten Finale dahoam am 31. Mai in der Allianz Arena eliminiert worden. Der zweite Statement-Sieg innerhalb von sieben Tagen ist auch ein erneuter Big Point für Vincent Kompany in seinem ersten Jahr auf der so heißen Trainerbank der Bayern.

Der neue Klassiker des deutschen Fußballs hat einen eindeutigen Sieger. In Spiel fünf ging Leverkusen k.o. – und auch die Meisterschaft wird bei acht Punkten Vorsprung wohl zurück nach München gehen. Die Wachablösung im deutschen Fußball war also nur eine vorübergehende Episode. Jamal Musiala gab sich hinterher cool: „Wir haben uns gut vorbereitet. Wir haben zweimal richtig gut gespielt.“

Sammer ist vom FC Bayern begeistert 

Stimmt – und deshalb sind bei Bayerns Superstar Gedanken ans Finale dahoam durchaus erlaubt: „Wir alle wollen ins Finale kommen. Jetzt haben wir aber erstmal den nächsten Schritt gegen Inter.“ Amazon-Experte Matthias Sammer („Ich bin begeistert“) ging sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn sie das konservieren können, sind die Bayern für mich Favorit auf den Titel.“ Der ehemalige Bayern-Boss sieht die Kompany-Elf aktuell generell in der „besten Situation in der Saison“. „Sie sind in einer super körperlichen und geistigen Verfassung“, schwärmte Sammer. 

Bayer am Dienstag mit einem dicken Handicap: Ohne ihren Offensiv-Zauberer Florian Wirtz, der beim 0:2 am Samstag gegen Bremen eine Innenbandverletzung im rechten Sprunggelenk erlitt und damit auch in den kommenden Wochen, unter anderem für die Nationalelf und die Italien-Länderspiele, ausfällt. „Ohne Flo ist es anders“, gestand Xabi Alonso.

Kompany nimmt zehn Wechsel in der Bayern-Mannschaft vor

Bei Bayern die erwartete Personal-Rochade rückwärts gegenüber dem 2:3-Patzer in der Liga am Samstag gegen den VfL Bochum: Kompany schickte die Feldspieler-Startelf des Hinspiels ins Rennen. Nicht dabei der verletzte Stammtorhüter Manuel Neuer, für den Jonas Urbig zwischen den Pfosten stand. Einzig Leon Goretzka hatte auch gegen Bochum begonnen.

Überraschender die Aufstellung der Hausherren: Torwart Matej Kovar, der letzten Mittwoch in München das 0:2 verschuldete, wurde ersetzt durch Kapitän Lukas Hradecky, der in der Bundesliga gegen Bremen auch in der Anfangsformation stand. Im Angriff – und die Leverkusener mussten ja Tore erzielen – begann Torjäger Patrik Schick, der zuletzt als Opfer von Alonsos System oft zuschauen musste.

Alonso vor Duell gegen Bayern: „Wir brauchen nicht ein normales Spiel“

Leverkusen wollte, musste Alarm machen. Und Hektik reinbringen ins Spiel, das die Bayern beruhigen und kontrollieren wollten. „Wir brauchen nicht ein normales Spiel. Wir brauchen Feuer, Leidenschaft wie nie“, forderte Alonso vor dem Anpfiff. Dagegen sagte Kompany cool: „Wir wollen einfach dieses Spiel gewinnen.“ Taten sie. Dank dem starken Urbig, einem Bollwerk und erneuter Ballerlaune.

Je mehr Zeit ohne Gegentor verging, desto besser für die Gäste. Aber warum nur abwarten und absichern? Angriff ist die beste Verteidigung. Es wurde schnell, intensiv, giftig. Die Chaos-Theorie gegen den Buddhismus-Ansatz der Bayern: Nur die Ruhe! Aber mit Nadelstichen: Michael Olise verzog knapp (16.), ebenso Kingsley Coman (29.). Leverkusen eigentlich nur gefährlich, wenn auf Schick geflankt wurde. 0:0 – Pause. Leverkusen nun seit fünf Halbzeiten, das 0:0 in der Liga an Ort und Stelle im Februar eingerechnet, ohne Tor gegen die Bayern.

FC Bayern muss im Viertelfinale gegen Inter Mailand ran

Nach der Pause gingen die Gäste noch auf die Führung – und dann war es soweit. Kimmichs Freistoß aus dem Halbfeld über alle hinweg landete bei Kane, der lässig durchlief und cool einschob – das 1:0 für die Bayern. Kein Abseits, dafür die (Vor-)Entscheidung? Stand ja jetzt 4:0 zusammengerechnet. Davies erhöhte nach Kanes feinem Pass auf 2:0 (71.) – damit war endgültig der Deckel drauf. Musiala traf in den Schlussminuten noch Latte und Pfosten.

Nun geht es für die Bayern in den ersten beiden April-Wochen im Viertelfinale gegen Inter Mailand. Der italienische Meister (mit Torhüter Yann Sommer!) schaltete Feyenoord Rotterdam aus.