Es sollte wohl der große Befreiungsschlag für Thyssenkrupps angeschlagene Stahlsparte werden. Nach monatelanger Hängepartie hat der neue Stahlvorstand einen Plan veröffentlicht, der dem Bereich wieder zu mehr Effizienz verhelfen soll. Er beinhaltet harte Einschnitte. Es ist das rigide Durchgreifen, das sich der Vorstandschef der Konzernmuttergesellschaft in Essen, Miguel Lopez, schon länger gewünscht haben dürfte.
Mit 11.000 Stellen wird nicht ganz die Hälfte der 27.000 Arbeitsplätze im Stahl gestrichen oder ausgelagert, aber doch ein beträchtlicher Teil. Ein Standort soll ganz schließen, von der Beteiligung an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann will sich Thyssenkrupp weiterhin trennen und auch noch darüber hinaus Personalkosten einsparen.
Eine Konfliktlinie von früher ist in dem mittlerweile als chaotisch geltenden Unternehmen nun anscheinend gelöst: Der Zwist zwischen Konzernmuttergesellschaft in Essen und Stahlsparte in Duisburg. Die dahinterliegende Ursache allerdings dürfte fortbestehen. Denn schon laufen IG Metall und Arbeitnehmervertreter Sturm, sprechen von „Kahlschlag“ und von überschrittenen „roten Linien“. In einem montanmitbestimmten Unternehmen, in dem die Arbeitnehmerbank so viel zu sagen hat wie in Thyssenkrupps Stahlsparte, kann das noch äußerst schwierig werden.
Tiefer Graben zwischen Stahlvorstand und Betriebsräten
Verlief der Graben in früheren Zeiten zwischen Stahlvorstand und Konzernvorstand, verläuft er nun zwischen dem Stahlvorstand und den dortigen Betriebsräten. Das könnte lange und zähe Verhandlungen und im Extremfall neuerliches Chaos nach sich ziehen.
Weitere Zeit könnte ins Land gehen. Zeit, die ein Unternehmen eigentlich nicht hat, das dringend rasch fit werden muss für die Mega-Herausforderung Grünstahlproduktion. Ob und vor allem wann der große Befreiungsschlag wirklich befreiend wirkt, muss sich noch zeigen. Erstmal brennt bei Thyssenkrupp einmal mehr die Hütte.