Stand: 20.12.2025 22:52 Uhr
Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel hat eine weitere Enttäuschung hinnehmen müssen. Zwei Tage nach dem Ausscheiden im DHB-Pokal kamen die „Zebras“ im Bundesliga-Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf nicht über ein 29:29 (14:16) hinaus.
Durch das Remis am 18. Spieltag der Handball-Bundesliga haben die Kieler nun 25:9 Punkte auf dem Konto. Der Rückstand auf den Tabellenzweiten SG Flensburg-Handewitt hat sich durch dessen Sieg bei Frisch Auf Göppingen auf zwei Zähler vergrößert. Die TSV Hannover-Burgdorf verdiente sich diesen Punkt redlich. Betreut wurden die „Recken“ von Co-Trainer Heidmar Felixson – der Isländer rückte für den erkrankten Cheftrainer Christian Prokop in die verantwortliche Position.
„Sich über einen Punkt in Kiel zu beklagen, das wäre nicht angemessen“, sagte TSV-Spielmacher Leif Tissier im Interview mit dem NDR. „Wir sind jetzt immer besser eingespielt. Da wollen wir noch einmal gegen Minden anknüpfen und dann mit gutem Gewissen in die Winterpause gehen.“
Kiels Kreisläufer Lukas Laube verhehlte die Enttäuschung nicht: „Jeder Punktverlust ist ein Punktverlust zu viel. Es ist noch nichts verloren. Unser Ziel ist die Champions-League-Qualifikation, und daran werden wir so lange festhalten, wie es nur geht.“
Für die Kieler ist die Terminhatz vor Weihnachten noch nicht vorbei, eine Aufgabe steht noch an – es ist die ultimative in dieser Saison. Am Dienstag (19 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) tritt der THW beim souveränen Spitzenreiter SC Magdeburg an – es handelt sich um eine Nachholpartie vom sechsten Spieltag.
Top-Talent Ankermann in THW-Startformation
Zwei Tage nach dem Pokal-Aus in Berlin überraschte Jicha mit einer mutigen Entscheidung: Er stellte den erst 18 Jahre alten Rasmus Ankermann in die Startformation. Der gebürtige Kieler übernahm die Position im linken Rückraum. Er ersetzte dort den wurfgewaltigen Schweden Eric Johansson, den eine Muskelverhärtung beeinträchtigte – und der Youngster machte seine Sache sofort richtig gut. Ankermann spielte mutig und erzielte nach vier Minuten sein erstes Tor (2:1).
So gut die „Zebras“ unter den Augen von Bundestrainer Alfred Gislason begannen, so stark war die Reaktion der „Recken“. Vor allem August Pedersen bekamen die Gastgeber nicht in den Griff. Der Linksaußen brachte in den ersten zehn Minuten jeden seiner vier Würfe im THW-Tor unter.
„Recken“ nutzen die Lücken in der THW-Deckung
Dass die Kieler Deckung nicht allzu kompakt stand, deckte Tissier nach einer Viertelstunde schonungslos auf, als er die 10:8-Führung erzielte. Durch eine simple Körpertäuschung riss er eine solch große Lücke, dass es so aussah, als spielten die Kieler gerade in Unterzahl – was nicht der Fall war. Als Tissier bald darauf für das 12:9 (22.) sorgte, nahm Jicha seine erste Auszeit.
Allzu groß war der Effekt aber nicht. Sein Team leistete sich auch danach zu viele technische Fehler. Abermals Tissier war es, der nach schöner Kreuzung eine Sekunde vor der Pausensirene das 16:14 erzielte. Ankermann war nach Hälfte eins bei einer Wurfquote von 100 Prozent: drei Versuche, drei Treffer.
Kiel gelingt ein 5:0-Lauf,…
Trotz dessen guten Auftritts in Hälfte eins stand nach Wiederbeginn der angeschlagene Johansson auf dem Spielfeld. Als Kiels Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagötu das 17:17 (35.) erzielte, schien es schon, als würden die „Zebras“ nun in der Spur sein. Doch erneut war die Reaktion der „Recken“ beeindruckend. Durch einen 4:0-Lauf trieben sie Jicha schnell in die nächste Auszeit.
Der Tscheche zürnte, sprach emotional auf seine Spieler ein, forderte Leidenschaft von seinem Team und stellte in der Offensive auf eine 7:6-Überzahl und in der Deckung auf eine sehr hohe 3-2-1-Formation um. Die Maßnahmen griffen: Dem THW gelang gar ein 5:0-Lauf, Lukas Zerbe sorgte für das 22:21 (43.).
…doch die „Recken“ lassen nicht abreißen
Abschütteln ließen sich die Gäste aber keineswegs. Eine Minute vor dem Ende war beim Stand von 28:28 alles offen. Kiel war im Ballbesitz. Johansson übernahm Verantwortung, und das zahlte sich aus – er traf zum 29:28. Eine Sekunde vor dem Ende der Partie scheiterte TSV-Rechtsaußen Daniel Weber zwar am starken THW-Keeper Andreas Wolff, doch die Schiedsrichter sahen sich die Szene noch einmal am Bildschirm an.
Siebenmeter nach Videobeweis – Pedersen lässt TSV jubeln
Johansson hatte durch schnelle Schritte den Wurfwinkel verkürzt. Im Kreis stand er nicht. Weber trat beim Absprung etwas auf den Fuß des Kielers – die Unparteiischen entschieden deswegen auf Siebenmeter. Pedersen trat nach abgelaufener Spielzeit zum Siebenmeter an und verwandelte zum 29:29. Die Kieler fühlten sich wie schon im DHB-Pokalspiel in Berlin ein weiteres Mal von den Schiedsrichtern benachteiligt.



