„This is gonna be great“: Eine Liebeserklärung an Berlin

Der Liebe wegen zieht David (Rein Mulder) von Amsterdam nach Berlin. Doch seine Freundin Eva (Carmen van Mulier) ist von seinem überraschenden Plan gar nicht begeistert und beendet die Beziehung. Trotzdem will David bleiben und sein Glück als Schauspieler versuchen. Das ist, schnell zusammengefasst, der Plot des neuen ZDFneoriginals „This is gonna be great“, einer niederländisch-belgisch-deutschen Dramedy. Wobei: Davids Versuche als Schauspieler stehen zumindest in den ersten sechs Folgen der Serie nicht im Mittelpunkt, aber immerhin geht’s kurz mal um das Studio Babelsberg, auch wenn es namentlich nicht explizit erwähnt wird. 


Stattdessen begibt sich der Niederländer auf eine Reise durch die Stadt und ist dabei, so scheint es zumindest, auf der Suche. Nach sich selbst, der großen Liebe – und einfach was zu tun, denn so ganz ohne Job sind 24 Stunden am Tag auch ziemlich lang. Davids Streifzug durch Berlin ist wahlweise hyperrealistisch, etwa wenn er von betrunkenen Menschen in der U-Bahn angepöbelt wird, oder auch meilenweit von der Realität entfernt – beispielsweise da, als David schon nach der ersten Wohnungsbesichtigung den Zuschlag erhält. 

Rein Mulder, der nicht nur die Hauptfigur verkörpert, sondern auch zusammen mit Rutger Lemm die Drehbücher der zehn Folgen geschrieben hat, versucht sich mit der Serie an einer Liebeserklärung an Berlin. Und um den speziellen Charme der deutschen Hauptstadt zu verstehen, muss man wohl mal eine Zeit lang dort gelebt haben. David hat gute Gespräche mit einem philosophierenden Kellner, Freundschaft schließen will der aber nicht. 

Einen Berlin-Crashkurs, bitte!

Eine Einheimische nimmt Reißaus, als sie denkt, David sei ein Tourist. Im Bio-Supermarkt arbeitet eine passiv-aggressive Verkäuferin – und mit Karte kann man dort auch nicht zahlen. Das Arzt-Wartezimmer ist wie in den 80er Jahren holzvertäfelt und im Technoclub steht David nicht etwa in einem Darkroom, sondern plötzlich in einem Ein-Mann-Zimmer eines Nachtschwärmers, das direkt neben der Disco-Toilette angesiedelt ist. Natürlich wird David auch irgendwann mit der deutschen Bürokratie konfrontiert.

„This is gonna be great“ lässt die Grenzen zwischen Realität und Davids Fantasie oft verschwimmen. Als Zuschauerin bzw. Zuschauer weiß man oft nicht so genau: Ist das jetzt echt oder wieder nur eine Einbildung des chronisch hoffnungsvollen David? Teilweise geht das soweit, dass die neue ZDFneo-Serie über ganze Folgen hinweg Elemente klassischer Horrorserien aufweist. Eine Dramedy ist „This is gonna be great“ zu diesem Zeitpunkt nicht, die Serie kommt dann aber immer wieder zurück zu ihrem Ursprung. Echt ist immerhin seine Verbindung Hannah (Mona Vojacek Koper), einer Freundin seines norwegischen Mitbewohners Rob (Jonas Strand Gravli). Während letzterer seltsam nerdig ist, besticht Hannah durch ihre Authentizität, in die sich David direkt verliebt. 

Durch seine Unbeholfenheit stolpert David bei Hannah gefühlt von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Doch die Deutsch-Amerikanerin findet ihn sympathisch und so entspinnt sich eine Geschichte, die irgendwo zwischen Freundschaft und Liebesbeziehung angesiedelt ist, ohne klischeehaft zu wirken. Tipps für die Beziehung zu Hannah holt sich David nicht nur bei seinem Mitbewohner, sondern auch bei seiner besten Freundin Aisha (Abigail Abraham), die aber zwischen etlichen Jobs jongliert und so immer auf dem Sprung ist.

Synchro killt den Niederlande-Charme

„This is gonna be great“ der niederländischen Produktionsfirma Big Blue ist eine kleine, aber feine Serie, die von kleinen und großen Erlebnissen in Berlin erzählt und die weniger auf Schenkelklopfer setzt, sondern auf subtilen Humor. Die deutsche Hauptstadt ist dabei sowas wie der heimliche Star, der jedoch nicht verklärt wird. Es eine rohe und doch sympathische Liebeserklärung an Berlin. Und wieder mal ist es eine Serie, mit der sich das ZDF Vielfalt auf die Fahnen schreiben kann. Es gibt eben nicht nur Krimis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. 


Schade allerdings, dass durch die Synchronisation ein wenig Charme verloren gegangen ist. David ist Niederländer, spricht aber akzentfreies Deutsch. Das passt leider nicht zur Story und ist vor allem dann absurd, wenn es um den niederländischen Nachnamen Davids geht, den die Hauptfigur nun in Form des deutschen Synchronsprechers Tim Schwarzmaier der Sprechstundenhilfe beim Arzt erklären soll.

Ansonsten: Dank je wel für diese kleine Serienperle. 

„This is gonna be great“ ist ab dem 27. September in der ZDF-Mediathek zu sehen. Die lineare Ausstrahlung erfolgt am 1. Oktober ab 22:30 Uhr.