„The show must go on“: Von Abschieden und Neuanfang

Nach zwei Abschieden von „Wetten, dass..?“ nahm Thomas Gottschalk am Samstagabend bei RTL Abschied vom Samstagabend – und das wurde nach der Bekanntmachung seiner Krebserkrankung weitaus bewegender als man es sich vor Monaten bei der Ankündigung seines Ausstiegs bei dem von I&U Studios produzierten Showformat hätte denken können. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch, wie RTL unter der Woche betonte, hielt man am gemeinsamen Show-Finale von „Denn sie wissen nicht, was passiert“ fest – aber modifizierte leicht.


So war das große Finale der „Jauch-Gottschalk-Schöneberger- Show“ nicht live. Doch das schadete dem Format an diesem Samstag – wie auch in den vergangenen Jahren – nicht. Denkwürdig wurde gerade diese Sendung wenig überraschend trotzdem. Die Kölner Band Kasalla sorgte für Live-Musik im Studio, Jörg Pilawa und Giovanni Zarrella waren diesmal die Gegenspieler und Gottschalks Weggefährte Mike Krüger führte als Überraschungsmoderator mit dem richtigen Riecher für einige Gags amüsant durch den Abend – wie immer orchestriert von einer höheren Instanz, Thorsten Schorn.


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© RTL / Julia Feldhagen

Mitten in den abermals bunten Spieleabend, für den das Quartett 2020 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, kam diesmal eine gleichermaßen ruhige wie persönliche Note. Gerade noch haben wir gelernt, dass Gottschalk jünger ist als die Currywurst und Schöneberger sorgte mit „vaginal“ statt „waagerecht“ bei Tic Tac Toe für den Lacher des Abends, da bat Günther Jauch seinen Freund Thomas Gottschalk mitten in der Show zum Gespräch. Fast so als wäre man gerade in den RTL-Jahresrückblick geraten – wie Gottschalk auch selbst feststellt als er Platz nahm.

Was folgt, war ein Gespräch wie es wohl nur zwischen diesen beiden möglich sein konnte. Offene, überraschend detaillierte Worte von Gottschalk über die Diagnose, die sein Leben auf den Kopf gestellt hat, die Konsequenzen und seinen Abschied „vom Samstagabend“. Gottschalk: „Ich habe die beste Zeit erlebt, die es im Fernsehen gab.“ Er dankt dem Publikum, das hinter ihm gestanden habe. Da interessiere ihn nicht, was in den sozialen Medien stehe. „Das ist das höchste was man als Entertainer erreichen kann; den Applaus des Publikums. Ich danke euch allen“, so Gottschalk.


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„Befürchtest du nicht, dass dir langweilig wird?“, will Günther Jauch wissen. „Das befürchte ich. Aber wenn es so ist, rufe ich dich an“, kontert Gottschalk schlagfertig. Am künstlichen Lagerfeuer stimmt danach Mike Krüger noch einen Song auf Thommy an, bevor dieser samt Ehefrau Karina durch das stehend applaudierende Publikum an Thorsten Schorn mitten in der Show Richtung Samstagabend-Rente das Studio verlässt – und für einen Moment eine merkwürdige Leere eintritt an diesem sonst so launigen Abend.

Aber: „The show must go on“, so die Parole, die Thorsten Schorn ausgab. Unten stand schließlich mit Barbara Schöneberger, Günther Jauch, Jörg Pilawa, Giovanni Zarrella und Mike Krüger hochkarätige Prominenz, die dann auch unmittelbar bewies, dass es guten Grund gibt, an diesem Format der Show-Wundertüte festzuhalten: Beim Feuerlöscher-Wettrennen in gepimpten Ikea-Lesesesseln und mit menschlichen, von WDR und RTL Nord gestützten Regenrinnen im Publikum, war die Spielfreude groß – und das Lachen Schönebergers so laut wie eh und je.


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„Günther Jauch singt und tanzt“ heißt Spiel Nummer 8 – und bringt diesen beinahe aus der Fassung. Doch Dompteur Schorn hat genug Übung darin, die prominenten Zirkuspferde einzufangen. Herr Jauch habe in all den Jahren doch immer gedroht „Wenn ihr mich singen oder tanzen lasst, dann war das meine letzte Show“ – also sei Spiel Nummer 8 an diesem denkwürdigen Abend: „Günther Jauch singt und tanzt“. Und genau das macht er dann, trotz artikulierter Sorge vor Bildern, die das Internet nie vergessen werde.

Auf dem Weg zum Finale kommt die Frage auf, wie die Show nun kommenden Samstag eigentlich weitergehen werde. In den Werbepausen jedenfalls bewirbt RTL schon einmal die Fortsetzung als große „Feuertaufe“. Dort fallen aber im Trailer noch keine Namen. Und während des Finalspiels kommt dann fast etwas unvermittelt das Thema auf. Jauch und Schöneberger seien ja jetzt auch raus – ob nun Jörg Pilawa oder Giovanni Zarrella nächsten Samstag Zeit hätten. Pilawa winkt ab, er habe zu tun. Doch Giovanni Zarrella komme wieder, dann mit seiner Ehefrau Jana-Ina.


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„Und dann lassen wir uns überraschen, ob Jörg Pilawa und Julia Klöckner auch noch Zeit haben“, kommentiert Schorn trocken. Pilawa lacht aus. Weiter ausgeführt wird das alles nicht. Wenig später, ob nun geplant oder spontan, wird Zarrella – noch immer in der Finalwand hängend – seinem Ruf als Gentleman gerecht: Um Barbara Schöneberger und Günther Jauch in ihrer letzten Sendung nicht verlieren zu lassen, würden er und Jörg Pilawa sich nun freiwillig aus der Wand fallen lassen und für ihren Teil des Studio-Publikums aus eigener Tasche Geld geben.


Und so endet die finale Sendung von „Denn sie wissen nicht was passiert“ in der Besetzung Jauch, Gottschalk, Schöneberger um kurz vor 1 Uhr nachts. „Wir wünschen, wer auch immer das jetzt übernimmt, viel Glück und schauen das von außen an“, erklärt Günther Jauch. Schöneberger entgegnet „Aber wir können uns doch jetzt immer als Gäste einladen lassen. Ich hab viel Zeit samstags.“ So ganz eindeutig, wer nächsten Samstag nun also in welcher Rolle den Anweisungen von Thorsten Schorn Folge zu leisten hat, bleibt ungeklärt. Wenig überraschend eigentlich: Neugier hilft der Quote.