
Der norwegische Staatsfonds
lehnt als siebtgrößter Eigner des US-Autobauers Tesla
das geplante billionenschwere Vergütungspaket für Konzernchef
Elon Musk ab. Der weltweit größte Staatsfonds kündigte an, bei der Hauptversammlung von Tesla am Donnerstag
gegen das Paket zu stimmen. „Wir würdigen zwar die beträchtliche
Wertschöpfung unter der visionären Führung von Herrn Musk, sind
aber besorgt über die Gesamtgröße der Vergütung“, teilte Norges Bank Investment Management (NBIM) mit.
Das Paket könnte rund eine Billion Dollar (rund 870 Milliarden Euro) wert sein, sofern der Autobauer
in zehn Jahren an der Börse etwa fünfeinhalbmal mehr wert ist als heute.
Zu weiteren Voraussetzungen gehört, dass Musk das Jahrzehnt an der Firmenspitze bleibt, Tesla eine Million Robotaxis im Einsatz hat und eine Million KI-Roboter ausliefert.
Abstimmung am Donnerstag in Austin
Man sehe zudem eine
Verwässerung der Anteile und ein hohes Risiko, das von einer
einzelnen Schlüsselperson ausgehe, so NBIM. Man werde weiterhin den konstruktiven Dialog mit Tesla zu diesem und weiteren Themen suchen, schrieben die Fonds-Verwalter. NBIM hält 1,12 Prozent an Tesla.
Am Donnerstag stimmen die Tesla-Aktionäre über den
vom Verwaltungsrat des Unternehmens vorgeschlagenen Vergütungsplan für Musk ab.
Druck auf Aktionäre steigt
Es gilt trotz der Bedenken als wahrscheinlich, dass die Aktionäre den Plan annehmen. Tesla selbst hatte Ende Oktober den Druck auf die Aktionäre erhöht: Werde das Paket nicht bewilligt, könnte Musk die Chefetage verlassen, warnte die Verwaltungsratsvorsitzende Robyn Denholm. Ein neues Gesetz am Firmensitz in Texas ermöglicht es
Großaktionär Musk außerdem, mit seinem Anteil von gut zwölf
Prozent selbst abzustimmen.
Hinzu kommt der politisch aufgeladene Hintergrund: Große US-Investmentfirmen stehen unter dem
Druck republikanischer Politiker, bei ihren
Anlageentscheidungen weniger auf Standards zu Umwelt, Sozialem
und guter Unternehmensführung zu achten. Musk gilt trotz mancher
Differenzen als Verbündeter von US-Präsident Donald Trump.
Dieser politische Druck mache es für Großinvestoren schwerer,
unabhängig abzustimmen, sagte Matt Moscardi, Chef der
Analysefirma Free Float Analytics. Der US-Investor Baron Capital hatte am Montag angekündigt, für
das Paket zu stimmen.
Ziele für Vergütungspaket
Die Tesla-Aufseher hatten bei der Vorstellung des Plans im
September erklärt, um die Vergütung zu erreichen, müsse Musk
Ziele zur Weiterentwicklung von Tesla erreichen, die einem Flug
zum Mars glichen. Dazu gehört eine Marktkapitalisierung von 8,5
Billionen Dollar. Nach einer Analyse der Nachrichtenagentur Reuters genügt es, eine
Handvoll der einfacheren Ziele zu erreichen, um Musk mehr als 50
Milliarden Dollar einzubringen.
Autoexperten zufolge liegt die
Messlatte beim Absatzziel besonders niedrig. Verkaufe das
Unternehmen im Schnitt 1,2 Millionen Autos pro Jahr und steigere
es den Börsenwert bis 2035 von heute 1,4 auf zwei Billionen
Dollar, erhalte Musk Aktien im Wert von 8,2 Milliarden Dollar. Das
wären eine halbe Million Autos weniger pro Jahr, als Tesla 2024 verkaufte.
Norwegischer Staatsfonds als Absicherung künftiger Generationen
Der Fonds wurde in Norwegen als Finanzreserve
und vor allem zur Absicherung künftiger Generationen geschaffen, wenn
nicht mehr nach Öl gebohrt werden kann. Er hat in Tausende Unternehmen
weltweit investiert, wird von einer Sonderabteilung der norwegischen
Zentralbank verwaltet und hat derzeit einen Wert von rund 21,1 Billionen
Kronen – umgerechnet sind das mehr als 1,8 Billionen Euro.
Bei Tesla besaß der Fonds zuletzt rund 1,1 Prozent der
Firmenanteile, was ihn nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB zu einem
der zehn größten Aktionäre des Elektroautobauers macht. Generell lehnt
er überaus hohe Vergütungen für die Chefetagen von Konzernen ab. NBIM hatte bereits
gegen Musks vorheriges, 56 Milliarden Dollar schweres
Vergütungspaket aus dem Jahr 2018 gestimmt. Musk hatte daraufhin
einen Besuch in Norwegen, einem wichtigen Absatzmarkt in Europa,
abgesagt.
