Tennis: Kommentar über Krejcikovas Stirn werden renommierten TV-Analysten zum Verhängnis

Tennisstar Barbora Krejcikova wehrt sich offen gegen einen abwertenden Kommentar des renommierten US-Sportjournalisten Jon Wertheim. Der war versehentlich im TV gesendet worden. Wertheim versucht es mit einer öffentlichen Entschuldigung. Doch das rettet nicht seinen Job.

Barbora Krejcikova ist im vergangenen Sommer Wimbledonsiegerin geworden. Die Tschechin ist auch eine exzellente Doppel-Spezialistin. Sieben ihrer insgesamt neun Grand-Slam-Titel, gewann sie mit einer Partnerin. Die 28-Jährige hat langes Haar, in Matches bindet sie es in der Regel stramm zu einem Pferdeschwanz zusammen, um ihre Sicht nicht zu behindern. Was eigentlich eine Nebensächlichkeit ist, ist dennoch wichtig zu wissen, um den Konflikt zu verstehen, den Krejcikova öffentlich gemacht hat – und als eine Art Anklage formulierte.

„Vielleicht“, schrieb sie auf der Internetplattform X, „haben Sie von den jüngsten Kommentaren auf Tennis Channel während der Berichterstattung über die WTA-Finals gehört, die sich eher auf mein Aussehen als auf meine Leistung bezogen. Als Sportlerin, die sich diesem Sport verschrieben hat, war es enttäuschend, diese Art von unprofessionellem Kommentar zu sehen. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas in der Welt des Sports passiert. Ich habe mich oft nicht zu Wort gemeldet, aber ich glaube, es ist an der Zeit, die Notwendigkeit von Respekt und Professionalität in den Sportmedien anzusprechen. Solche Momente lenken von der wahren Essenz des Sports und der Hingabe ab, die alle Athleten an den Tag legen. Ich liebe Tennis von ganzem Herzen und möchte, dass es auf eine Art und Weise dargestellt wird, die das Engagement würdigt, das wir auf diesem Niveau an den Tag legen.“

Adressat: der renommierte US-Sportjournalist Jon Wertheim, ein langjähriger Begleiter und Analyst der Tennistour. Der 53-Jährige hatte über ihr Aussehen gespottet und sich abwertend über Krejcikovas Stirn geäußert. Das Ganze kam raus, weil es live im TV zu sehen und hören war.

Krejcikova hatte in Riad das Halbfinale erreicht und dort gegen die Chinesin Zheng Qinwen verloren. Wertheim hingegen hatte bei dem Match geglaubt, noch nicht auf Sendung zu sein. Er sagte: „Was glaubt ihr, wer ich bin? Barbora Krejcikova! Schaut euch die Stirn an, wenn Krejcikova und Zheng den Platz betreten. Eighthead.“ Er war per Zoom dazu geschaltet und seine Kamera hatte seine eigene Stirn groß wirken lassen, weswegen er Parallelen zu Krejcikova erkannt haben wollte.

„Eighthead“ nun ist im Englischen eine Verunglimpfung und Anspielung auf das Wort „forehead“ (Stirn). Da sich „fore“ ähnlich ausspricht wie „four“ (vier) wird mit „eight“ (acht) deswegen darauf angespielt, dass jemand eine besonders große Stirn hat. Für Wertheim hatte das jedenfalls Konsequenzen. Nach einem Sturm der Entrüstung im Internet reagierte auch sein Sender. Er verbannte ihn „auf unbestimmte Zeit“ aus dem Programm.

Wertheims Entschuldigung bei Krejcikova half ihm nicht

In einer Erklärung von Tennis Channel hieß es, dass Wertheim „einen unangemessenen Kommentar“ abgegeben habe und der Sender „unsere Mitarbeiter zu jeder Zeit zu einem respektvollen Umgang mit anderen verpflichtet. Ein Standard, der in diesem Moment nicht erfüllt wurde“.

Wertheim hatte eine Entschuldigung und eine Erklärung bei X veröffentlicht. Auch bei Krejcikova habe er sich entschuldigt, schrieb er. Er habe „außerhalb der Sendung“ einige „zutiefst bedauerliche Kommentare abgegeben“.

Seine Erklärung: „Ich bin per Zoom in die Sendung gekommen. In der Probe wurde uns eine Grafik eines Spielers gezeigt, der gerade einen Wettbewerb bestritten hatte. Es zeigte sie in einem Winkel, der ihre Stirn überzeichnete. Wenige Augenblicke später wurde mir gesagt, ich solle meinen Zoom einrahmen. Ich sah mir den niedrigen Kamerawinkel an und scherzte, dass meine Stirn dadurch dem Foto der betreffenden Spielerin ähnelte. Jemand im Kontrollraum meldete sich zu Wort und ich scherzte zurück. Obwohl es sich um eine private Probe handelte, wurde dieser Austausch versehentlich und ohne Kontext live ausgestrahlt.“

Es sei ihm klar, „dass ich hier nicht das Opfer bin. Es war weder professionell noch wohltätig, noch spiegelt es die Person wider, die ich zu sein versuche“. Er sei „rechenschaftspflichtig. Ich stehe dafür gerade“. Wertheim schloss mit den Worten: „Es tut mir leid.“