Justin Engel sorgte als 16-Jähriger bereits bei den Erwachsenen für Furore im Tennis. Nun bestreitet die größte deutsche Zukunftshoffnung sein erstes ATP-Turnier – und gewann gleich sein erstes Spiel.
Falls Coleman Wong, die Nummer 133 der Tennis-Weltrangliste, Informationen über seinen ersten Gegner beim ATP-Turnier in Almaty (Kasachstan) hätte sammeln wollen, sollte er nicht den Weg über die offizielle Internetseite des Männerverbandes gehen. Denn abgesehen von dessen Alter und Herkunft ist dort nichts zu finden. Größe, Gewicht, Spielweise, Trainer – alle Felder sind leer oder die Antwort lautet: „unbekannt“. Es gibt auch keine Angabe, ob die Rückhand ein- oder beidhändig ist.
Das hat sich am Montag dann aber relativ schnell geändert. Denn bei dem jungen Mann handelt es sich um Justin Engel, das größte deutsche Talent dieser Zeit. Und dieser schlug bei seinem ersten Auftritt bei der ATP-Turnier eben jenen Wong 7:5 und 6:4..
Gegen Wong zeigte sich der Deutsche in der jeweils entscheidenden Phase der beiden Sätze nervenstark. Nach 1:35 Stunden Stunden verwandelte er seinen zweiten Matchball. „Mit 17 ein ATP-Match zu gewinnen, ist das beste Gefühl, dass ich mir vorstellen kann“, sagte Engel, der sich zum jüngsten Match-Gewinner auf der Tour seit Carlos Alcaraz 2020 aufschwang.
Engel ist der Beste in seinem Alter
Am 1. Oktober feierte Engel seinen 17. Geburtstag, 13 Tage später macht er sich nun selbst das Geschenk, auf das er jahrelang hingearbeitet hat.
Engel hat in diesem Jahr bereits vier ITF-Turniere gewonnen. Beim ATP-Challenger in Villena (Spanien) erreichte er zuletzt das Viertelfinale, verblüffte da mit einem Sieg gegen Luca van Assche (Frankreich), dem 121. der Tennis-Weltrangliste.
Engel geht in Almaty als Nummer 458 der Welt an den Start gehen, seine bisherige Topplatzierung war 516. Er ist der mit Abstand beste Spieler unter 18 Jahren, es gibt nur 17 Teenager, die besser platziert sind als der junge Deutsche. Der Weg zu einer großen Karriere scheint geebnet.
Nadal als Vorbild, Struff als Trainingspartner
„Ich wollte mich Schritt für Schritt an das Niveau der Herren gewöhnen und schauen, wie weit ich kommen kann. Dann habe ich mein erstes Turnier gewonnen und seitdem fühlt sich für mich alles viel leichter an“, sagte Engel zuletzt in einem Interview mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) über seinen schnellen Aufstieg. Er wolle sich nun „ausschließlich auf die Profitour“ konzentrieren, vielleicht spiele er 2025 „noch ein oder zwei Jugend-Grand-Slam-Turniere“.
Engel spielt jetzt mit den Großen der Tenniswelt mit, in Deutschland haben ihn die Topspieler schon länger auf dem Zettel. Er trainierte bereits mit Jan-Lennard Struff oder auch Philipp Kohlschreiber und Maximilian Marterer. Sein Vorbild ist Rafael Nadal, der vor wenigen Tagen seine Karriere beendet hat. „Ich bin auch so ein Kämpfertyp auf dem Platz und tue alles dafür, um zu gewinnen“, sagte Engel.
„Ich bin schon viel weiter als die meisten in meinem Alter“
Im Alter von zehn Jahren hat der heute 17-Jährige seine ersten Turniere gespielt. „Da kam der Ehrgeiz in mir hoch und ich wollte immer gewinnen“, sagte er. „Ich will mich einfach nur auf den Tennissport konzentrieren. Das klingt jetzt vielleicht etwas arrogant, aber ich weiß, dass ich schon viel weiter bin als die meisten in meinem Alter. Ich habe einen Plan und ein Ziel für mein Leben.“
Ende 2025 wolle Engel „bestenfalls unter den Top 200 stehen“. Angesichts seines rasanten Aufstiegs in den vergangenen Monaten ist das schon fast eine bescheidene Vorgabe.