Taylor Swift und ihr Album „The Life of a Showgirl“: Rekordverkäufe – Kultur

Eine winzige, sehr kleingeistige Mäkelei zu Beginn. Sie schmälert, versprochen, den ganzen Wahnsinn um die Künstlerin Taylor Swift nicht, aber wenn dieser Wahnsinn sich gerade wieder zu ganz neuen Dimensionen auftürmt, lohnt es sich vielleicht umso mehr, ganz genau zu sein. Und ganz genau genommen hat die Sängerin und Songwriterin nicht, wie allenthalben gemeldet, 4 002 000 (in Worten: vier Millionen zweitausend) Alben verkauft. Sondern nur das Äquivalent dazu. Die Arme.

Das Äquivalent, so erklärt es das für Chart-Meldungen zuständige Magazin Billboard, berücksichtigt auch das, was auf Streaming-Plattformen passiert (also sehr viel). Diese Streams werden in einer Form von moderner Chart-Arithmetik in virtuelle Alben umgerechnet, für die man mehr können muss als Addition und Subtraktion. Deshalb werden sie hier nicht ausführlicher erklärt. Aber auch die tatsächlichen Albenverkäufe von „The Life of a Showgirl“ – die CDs also, die Kassetten, die Vinylplatten und die gekauften Downloads – sind derart astronomisch, dass sie sich eigentlich nur ein James-Bond-Schurke ausgedacht haben kann.

3 479 500 (in Worten: Dreimillionenvierhundertneunundsiebzigtausendfünfhundert) Alben hat Swift verkauft. Wohlgemerkt: in der ersten Woche seit Veröffentlichung. Noch wohlgemerkter: allein in den USA, wo diese Zahlen aktueller und vor allem aufwendiger erhoben werden als etwa in Deutschland. Da Swift aber auch in Deutschland die Vinyl-Charts anführt, die Album-Charts sowieso und dazu noch acht Songs in den Single-Top-Ten hat, ist das Werk wohl auch hierzulande tendenziell gut angekommen.

Mindestens mal seit 1991 wurde kein Album in den USA öfter verkauft

Was zunächst freilich nicht immens überrascht. Allerdings sind die eben verkündeten Zahlen dennoch, vorsichtig formuliert: vollkommen gestört.

Um sie also in Perspektive zu setzen: Seit der Datenkonzern Luminate im Jahr 1991 in den USA angefangen hat, die Verkäufe (und später zusätzlich Downloads und dann auch Streams) für die Billboard-Charts zu erfassen, wurde dort kein Album in der ersten Woche häufiger erworben als „The Life of a Showgirl“. Keines. Weltweit, wo die Daten etwas weniger einsichtig sind, steht nur „Bad“ von Michael Jackson noch vor Swift.

Was noch deutlich erstaunlicher wird, wenn man sich erinnert, dass es über viele Jahre dieser Erhebung ja keine Streaming-Dienste gab. Wer bis weit in die Nullerjahre ein Album hören wollte, musste es kaufen (oder eine Zeit lang bei Napster klauen). Dass Menschen diesen Aufwand, auch finanziell, heute noch in Kauf nehmen, spricht einmal mehr für die Bindung, die die Fans zu Swift aufgebaut haben. Die müssen nicht. Die wollen.

Und noch ein zweiter Faktor ist faszinierend: In die äquivalenten Verkäufe, jene also, zu denen auch Streams zählen, werden in einem ebenfalls komplexen Schlüssel sonst auch die Single-Downloads eingerechnet. Swift allerdings bietet in den USA bislang gar keine einzelnen Songs zum Herunterladen an. Nur das neue Album komplett. Was denn ja auch eine hübsche Nachricht gegen den allgemeinen Kulturpessimismus ist: Die bis dato erfolgreichste Künstlerin der Welt verkauft nicht nur sehr viele Alben. Sie scheint auch das Format zu mögen.