
Der FC Bayern München hat den ersten Titel der Saison gewonnen. Der 2:1 (1:0)-Erfolg beim Franz-Beckenbauer-Supercup war auch wichtig, weil der VfB Stuttgart zuvor den Poker um Nick Woltemade endgültig beendet hatte. Die Tore erzielten Harry Kane (18. Minute) und Neuzugang Luis Diaz (77.), der Anschluss von Jamie Leweling (90.+4) kam zu spät.
„Ich bin sehr stolz. Es ging um einen Titel, aber auch darum zu zeigen, dass wir da sind“, sagte Bayerns Mittelfeld-Chef Joshua Kimmich bei „Sat.1“. „Wir haben ein bisschen Glück gehabt, weil auch Stuttgart ein paar gute Chancen hatte, aber unter dem Strich war es ein sehr verdienter Sieg.“
VfB-Sportchef Wohlgemuth: Woltemade bleibt „über den Sommer hinaus“
Schon vor dem Anstoß war in Stuttgart Entscheidendes passiert. VfB-Sportchef Fabian Wohlgemuth schloss endgültig die Tür für einen Wechsel von Woltemade nach München. „Die Faktenlage ist eindeutig und klar: Das Thema ist vom Tisch und er wird über den Sommer hinaus bei uns Fußball spielen. Wir beschäftigen uns mit dem Thema ab jetzt nicht mehr“, sagte der 46-Jährige wenige Minuten vor dem Anstoß bei „Sat.1“. Seit Wochen hatten die Bayern – auch öffentlich – um den Stürmer geworben.
Für Bayern ging es also darum, nach der Niederlage auf dem Transfermarkt einen Sieg gegen Stuttgart auf dem Platz zu erreichen. Gleichzeitig wollte der VfB mit Woltemade erfolgreich in die Pflichtspielsaison starten, das Interesse am Supercup-Erfolg war auch groß, weil die Schwaben vor einem Jahr im Elfmeterschießen gegen Bayer Leverkusen (3:4) denkbar knapp am Triumph gescheitert waren.
Kane zeigt seinen Kollegen, wie man Tore schießt
Den besseren Beginn hatte jedoch der FC Bayern, dem die kurze Vorbereitung nach der Klub-WM nicht anzumerken war. Leon Goretzka hatte die ersten großen Chancen, ein Volleyschuss aus 20 Metern flog erst knapp vorbei (4.), nach einem großartigen Pass von Kimmich schoss er danach den Ball aus kurzer Distanz nur ans Außennetz (6.). Allein in den ersten zehn Minuten kamen die Gäste noch einige weitere Male gefährlich vor das gegnerische Tor.
Nach 14 Minuten fehlten auch Serge Gnabry nur Zentimeter zur Führung. Doch dann übernahm derjenige das Toreschießen, der es in der Bundesliga in den vergangenen beiden Saisons bereits am besten beherrscht hatte. Nach einem Fehler von Luca Jaquez versenkte Kane den Ball aus 16 Metern unhaltbar flach im Eck – das hochverdiente 1:0 (18.).
Neuer verhindert die runde Woltemade-Geschichte
Erst danach fand auch Stuttgart besser ins Spiel. Nachdem Woltemade zuvor immer wieder gegen Dayot Upamecano das Nachsehen gehabt hatte, setzte er sich durch und leitete die erste VfB-Gelegenheit vor – Deniz Undav schloss aus 17 Metern allerdings etwas zu zaghaft ab (22.). Kurz danach scheiterte Joshua Vagnoman am herausstürmenden Manuel Neuer (23.), im Nachsetzen kam dann Woltemade aus kurzer Distanz zur Großchance, der Ex-Nationaltorhüter spekulierte aber erneut richtig (24.).
Danach gönnte sich die Partie erstmals eine Atempause – und dann schlugen die Bayern beinahe wieder zu. Michael Olise hatte die hochkarätige Möglichkeit auf das 2:0, der französische Ausnahmefußballer zeigte allerdings, dass das Kopfballspiel nicht zu seinen Stärken zählt und beförderte den Ball auf fünf Metern über das Tor (38.).
Karazor und Kane vergeben erste Chancen der zweiten Halbzeit
Mit dem Schwung des Starts in die Partie konnten die ersten Minuten im zweiten Durchgang nicht mithalten. Das Spiel wurde zerfahrener, die Bayern spielten nicht mehr so kompromisslos nach vorne und Stuttgart tat sich schwer, das eigene Kombinationsspiel aufzuziehen. Es war in dieser Phase mehr ein Abnutzungskampf als das fußballerische Spektakel der ersten 25 Minuten.
Atakan Karazor hatte dann jedoch eine große Gelegenheit zum Ausgleich, dass er nicht unbedingt die Abschlussqualitäten eines Vollblutstürmers hat, ist nicht erst seit seinem verunglückten Schuss in der 58. Minute aus zehn Metern bekannt. Bei Kane ist das anders, was vier Minuten später auch erkennbar war, allerdings machte sich VfB-Keeper Fabian Bredlow so breit, dass der Engländer aus kurzer Distanz nicht an ihm vorbeikam (62.).
Neuer verhindert den Ausgleich, Diaz entscheidet die Partie
Ein Kopfball von Woltemade über das Tor (73.) war der Startschuss der Schlussoffensive des VfB. Aber der hatte ein Problem – und das hieß Neuer. Nach seiner Doppelparade in der ersten Halbzeit zeigte der Welttorhüter der Jahre 2013 bis 2016 und 2020 nach einem abgefälschten Schuss von Jamie Leweling eindrucksvoll, dass seine Reflexe noch immer außergewöhnlich sind (74.).
Und diese herausragende Tat wurde dann auch noch von einem neuen Kollegen veredelt. 75-Millionen-Neuzugang Diaz wurde von Serge Gnabry perfekt in Szene gesetzt und feierte nach einem bis dahin unauffälligen Spiel seine Tor-Premiere im Trikot des FC Bayern – seinen ersten Treffer machte er etwas untypisch per Kopf (77.).
Von diesem Rückschlag erholte sich Stuttgart zu spät. Nach einem weiten Einwurf erzielte Leweling in der vierten Minute der Nachspielzeit noch den Anschlusstreffer, kurz danach wurde die Partie beendet. Das Team von Trainer Vincent Kompany scheint also gewappnet zu sein für die Eröffnung der Bundesliga-Saison am kommenden Freitag (20.30 Uhr) gegen RB Leipzig. Stuttgart legt einen Tag später (15.30 Uhr) bei Union Berlin los.