
Die Abschaffung von Feiertagen bringt laut einer Studie keinen Wachstumsschub für die deutsche Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Forscher des Instituts haben konkrete Fälle aus den vergangenen 30 Jahren untersucht, darunter die Abschaffung des im November gelegenen Buß- und Bettages 1995 in fast allen Bundesländern und die Einführung des Frauentags am 8. März als Feiertag in Berlin 2019.
In Sachsen entwickelte sich das Bruttoinlandsprodukt 1995 stärker als im Rest Deutschlands, obwohl der Freistaat als einziges Bundesland den Buß- und Bettag beibehielt. Das nominale BIP wuchs in Sachsen damals um 9,7 Prozent, während der Bundesschnitt bei 3,4 Prozent lag. Der Vorsprung gegenüber Sachsen-Anhalt und Thüringen, die den Feiertag strichen, betrug 3,7 beziehungsweise 4,3 Prozentpunkte. Auch Berlin verzeichnete 2019 nach Einführung des Internationalen Frauentags als Feiertag ein um zwei Prozentpunkte höheres Wirtschaftswachstum als der Bundesdurchschnitt.
„Die Gleichung: Wenn Feiertage wegfallen, steigt das Wachstum, geht offensichtlich nicht auf“
Dass ein Feiertag weniger keinen klaren positiven Einfluss auf die Wirtschaftsleistung hat, erklären die Forscher des IMK einerseits mit der Flexibilität einer modernen Volkswirtschaft: Unternehmen planen demnach die Abarbeitung ihrer Aufträge so, dass diese möglichst nicht an Feiertagen stattfindet, auch, weil dann Zuschläge gezahlt werden müssten.
Unklar ist, ob ohne diese Feiertage tatsächlich über das Jahr mehr produziert würde – wie es die Befürworter von Streichungen annehmen –, oder ob die Produktion nur anders verteilt würde. Viel spricht aber laut IMK dafür, dass die Nachfragesituation der Unternehmen der bestimmende und begrenzende Faktor für die Produktion ist.
„Die Gleichung: Wenn Feiertage wegfallen, steigt das Wachstum, geht offensichtlich nicht auf. Denn sie ist zu simpel und wird einer modernen Arbeitsgesellschaft nicht gerecht“, sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Die Forderung nach einem solchen Schritt zur Wachstumsförderung sei deshalb „nicht zielführend.“