Streit um Budget-Liste der BBL: Der FC Bayern ist verärgert – Sport

Basketballfan und zugleich Anhänger von Florian Silbereisen? Das dürfte eine seltene Kombination in Deutschland sein. Doch der Münchner BMW Park, Heimspielstätte des deutschen Basketballmeisters FC Bayern, wird an Silvester voll sein, wenn Silbereisen auf einer Bühne über dem Parkett Schlagergrößen empfangen soll. Und mit dem Kauf eines Tickets für den „Silvester-Schlagerboom 2026“ unterstützt jeder Besucher auch den FC Bayern, der für das Eventmanagement der Veranstaltung zuständig ist.

Auch solche Aktivitäten fließen in jenes Werk ein, das die Basketball-Bundesliga (BBL) jetzt veröffentlicht, aber nicht näher ausgeführt hat. Dabei haben die Budgets und Personalausgaben, mit denen die 18 Klubs in der aktuellen Saison planen, sofort Ärger verursacht.

Eine Botschaft in Kurzform: Die Münchner sind viel reicher als alle anderen. Das geplante Budget des FC Bayern für die Saison 2025/26 wird mit 48,42 Millionen Euro aufgeführt – mehr als viermal so viel wie das des zweitreichsten Klubs, Alba Berlin (11,42 Millionen Euro). Das Budget des FC Bayern allein entspricht fast 30 Prozent des mit 165 Millionen Euro veranschlagten Gesamtbudgets der 18 Vereine. Mit dem niedrigsten Budget plant Science City Jena (4,26 Millionen Euro). Die Personalkosten der Bayern steigen laut Prognose im Vergleich zum Vorjahr von 14,57 auf 18,03 Millionen Euro. Ligaweit belaufen sich die Kosten fürs Personal aber auf nur rund 36 Prozent der Gesamtbudgets, deshalb findet BBL-Geschäftsführer Stefan Holz: „Dies zeigt, dass die Klubs auch sehr in nachhaltige Strukturen und Maßnahmen investieren, anstatt vor allem kurzfristig in die Mannschaften. Um es plakativ zu sagen: Steine statt Beine.“

Die Veröffentlichung der Zahlen sorgt beim FC Bayern zugleich, vorsichtig formuliert, für Irritationen, die der scheidende Geschäftsführer Marko Pesic in einem Social-Media-Post formuliert. Erstens seien diese Zahlen „trotz klarer Vorbehalte einzelner Klubs öffentlich gemacht worden“, erklärt Pesic – und wirft der BBL mangelnde Professionalität vor. So handele es sich gar nicht um „Budgets“, wie es in der Überschrift der Mitteilung heißt, also um eine Prognose von Einnahmen und Ausgaben, sondern um geplante Umsätze. „Das Ergebnis ist keine Aufklärung, sondern Verkürzung, Polarisierung und Spaltung, mit vorhersehbarer Wirkung auf Medien und Fans“, so Pesic. Was dabei fehle, „ist Führung durch Inhalt“. Er sei stolz auf die Zahlen, „weil es über viele Jahre selbst erarbeitet wurde“. Sein „klarer Rat“ an die Führung der BBL: „Weniger Erzählung, mehr Substanz. Weniger Pseudo-PR, mehr Inhalt. Und vor allem: endlich eine Strategie, die der sportlichen Entwicklung des Landes gerecht wird.“

Das Ergebnis ist keine Aufklärung, sondern Verkürzung, Polarisierung und Spaltung, mit vorhersehbarer Wirkung auf Medien und Fans.

Marko Pesic, Bayern-Geschäftsführer über die BBL-Veröffentlichung

BBL-Geschäftsführer Holz entgegnet auf Nachfrage: „Ich verstehe nicht, warum er diesen Weg wählt“. Pesic sei einer der Basketballvordenker in Europa, wenn er Ideen habe, solle er ihn, Holz, doch anrufen! „Aber ich verstehe es auch inhaltlich nicht: Wir haben Konzepte, wie die Triple-Double-Strategie bis 2032 (unter anderem Verdopplung der Team-Budgets und der Medienreichweiten innerhalb von zehn Jahren, Anm. d. Red.), wir drehen massiv an verschiedenen Stellschrauben.“ Auch weist Holz darauf hin, dass die Bayern ähnliche Zahlen schon bei ihrer Mitgliederversammlung präsentiert hatten. „Fast 50 Millionen – das ist doch großartig! Damit kann man doch rausgehen“, findet Holz hinsichtlich des Umsatzes.

Finden die Bayern jedoch nicht, und deshalb meldet sich nun auch der kaufmännische Geschäftsführer der Bayern, Adrian Sarmiento, zu Wort: „Transparenz erzeugt man nicht durch Tabellen, sondern durch Erklärung und Einordnung.“ Es werde hier aber gar nichts eingeordnet. Rund 90 Spiele werden die Bayern in dieser Saison absolvieren, andere Teams vielleicht nur 38, so Sarmiento; schon deshalb müsse man mehr Physiotherapeuten und Trainer beschäftigen als andere. Ein hoher sechsstelliger Betrag gehe allein für Reisekosten drauf. Man wolle nun „den Verein schützen vor Stimmen und Schlagzeilen, vor Spaltung und Kritik“, die mit den veröffentlichten Zahlen herbeigeführt würden. Weil zudem geplante Personalkosten veröffentlicht wurden, werde man auch rechtliche Schritte prüfen, sagt Sarmiento. Holz verweist auf einen Beschluss der Vereine, der „mit klarer Mehrheit“ verabschiedet worden sei.

Ungewollt zeigen die von der BBL veröffentlichten Zahlen vorrangig eines: die Abhängigkeit der Liga von den Bayern und damit auch die große Diskrepanz zwischen nationalem Wettbewerb und Euroleague. Während die BBL-Konkurrenten die Bayern in der Finanztabelle mit dem Fernglas suchen müssen – auf Rang zwei folgt Alba Berlin mit geplanten Personalkosten von 4,69 Millionen Euro, also über 13 Millionen weniger – liegt der FC Bayern in der europäischen Eliteliga im Mittelfeld. Sarmiento gibt zu bedenken, dass mancher Konkurrent dort den Mannschaftsetat der Bayern für einzelne Spieler ausgebe. Deswegen ist auch die Diskrepanz der Leistungen in Bundesliga und Euroleague zurzeit extrem. In der BBL steht eine Niederlage, in der Euroleague eine Niederlagenserie.

Der BBL ist durchaus bewusst, dass sie viel zu wenig von den Welt- und Europameistertiteln der Nationalauswahl profitiert. Auch hat sie kürzlich Düsseldorf das Pokalturnier wieder weggenommen, nachdem es für drei Jahre zugesagt worden war – dem Vernehmen nach für eine sechsstellige Entschädigung. Es gibt eben einen deutlich lukrativeren Ort für das Finalturnier: München. „Wir telefonieren laufend miteinander“, sagt Holz noch über den FC Bayern, man habe auch „viele tolle, gemeinsame Themen“, über die man reden könne. Eine Schlagerparty, an der auch die BBL mitverdient, ist aber offenbar bislang nicht geplant.