Streik bei US-Flugzeugbauer: Boeing bessert Tarifangebot erneut nach

Boeing macht den nächsten Anlauf, den Streik Zehntausender Arbeiter mit einem besseren Angebot zu beenden. Der kriselnde Flugzeugbauer bietet nun nach Gewerkschaftsangaben unter anderem eine Einkommenserhöhung von 38 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren. Die Gewerkschaft IAM empfiehlt ihren Mitgliedern die Annahme des Angebots und will sie laut ihrer Website am Montag über den Vorschlag abstimmen lassen: „Es ist an der Zeit, dass unsere Mitglieder diese Errungenschaften festhalten“, hieß es.

Das vorherige Angebot mit einem Plus von 35 Prozent in vier Jahren hatten die Gewerkschaftsmitglieder vor einer Woche mit einer Mehrheit von 94 Prozent abgelehnt. Den ersten Boeing-Vorschlag mit 25 Prozent mehr Geld hatten sie Mitte September noch mit einer Mehrheit von fast 95 Prozent zurückgewiesen.

Der Vorschlag sieht nach Gewerkschaftsangaben außerdem eine Einmalzahlung von 12.000 US-Dollar (rund 11.000 Euro) vor. Den Erhalt von Bonuszahlungen, die ursprünglich abgeschafft werden sollten, hatte die Gewerkschaft schon beim zweiten Angebot ausgehandelt.

Das jüngste Angebot ist seit September die vierte Offerte, die Boeing den Arbeitnehmern macht. Die Gewerkschaft hatte eine Gehaltssteigerung von 40 Prozent gefordert.

Streik trifft Produktion der Boeing 737

Der Streik bei dem Flugzeugbauer in der Region Pacific Northwest rund um die US-Metropole Seattle hatte am 13. September begonnen, rund 33.000 Mitarbeiter hatten die Arbeit niedergelegt. Wegen des Streiks kam die Montage der Boeing-Maschinen 737 Max und 777 praktisch zum Erliegen. Der bereits mit Problemen kämpfende Konzern gerät dadurch noch stärker unter Druck.

Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert und wollten nun eine deutliche Erhöhung erreichen. Boeing kündigte vor einigen Wochen an, zehn Prozent der Arbeitsplätze zu streichen. Der Abbau dürfte rund 17.000 Jobs treffen.

Boeing kämpft mit Pannenserie

Boeing steckt nach einer Pannenserie seit Jahren in der Krise. Zuletzt geriet das Qualitätsmanagement noch stärker in den Fokus, nachdem im Januar bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug ein Rumpffragment herausgebrochen war. Nur durch glückliche Umstände wurde niemand ernsthaft verletzt. Unfallermittler kamen zu dem Schluss, dass bei der ausgelieferten Maschine vier Befestigungselemente an dem Rumpfteil fehlten. Boeing konnte auf Anfrage von Behörden keine Unterlagen zu den Montagearbeiten liefern.