„Stranger Things“: Kritik zur fünften Staffel

Neun Jahre ist es her, seit die Brüder Matt und Ross Duffer die seltsame Idee hatten, die Popkultur der Achtzigerjahre einmal durch den Mixer zu jagen und durch liebevolles Recycling zur Welt von „Stranger Things“ zusammenzusetzen. In der fünften und letzten Staffel müssen sie nun einen Fluch bekämpfen, der spätestens seit der vierten Staffel auf der Serie lag: Die Schauspieler, die zu Beginn der Serie, an jenem unheilvollen 6. November 1983, als der zwölfjährige Will Byers in die Unterwelt entführt wird, noch genauso alt waren wie ihre Figuren, sind mittlerweile längst in ihren frühen Zwanzigern.

Die Handlung aber wird nun vier Jahre später fortgesetzt, am 3. November 1987. Und so sehr sich Buch und Maske auch bemühen, diese Zeitverschiebung zu kompensieren, helfen weder Wills Treue zur kindlichen Pilzfrisur noch der Zeitsprung von 18 Monaten nach der vorherigen Staffel besonders viel gegen die Irritation, dass die jugendlichen Darsteller aussehen, als müssten sie noch einmal eine Geschichte tragen, aus der sie schon herausgewachsen sind.

Zur besonderen Zauberkraft der Duffers gehört aber, dass sie auch noch aus dieser Unheimlichkeit Funken schlagen. Denn es ist ja nur folgerichtig, dass die jugendlichen Helden nach all dem Horror, den sie in der höllischen Durchschnittsidylle der Kleinstadt Hawkins erlebt haben, um Jahre gealtert sind. So struggeln sie mit dem Verlust ihrer Jugend wie Teenager, die zu schnell erwachsen geworden sind und lernen müssen, zu verstehen, dass es gar keine Rolle spielt, wie alt man ist: Die Dämonen der Kindheit werden einen immer jagen. Dass es, wie Will es irgendwann dämmert, Erfahrungen gibt, die ihn für immer verändert haben; und dass man nur mit ihnen fertig wird, wenn man die Verbindung zu ihnen am Leben hält.

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Und dann sind manche von ihnen ja auch noch ältere Brüder, ältere Schwestern. Dass plötzlich seine kleine Schwester Holly durchmacht, was seine große, Nancy, durchmachen musste, ergibt für Mike erst mal überhaupt keinen Sinn. „Doch“, sagt Nancy, „das ergibt absolut Sinn.“

Wie das alles wohl enden wird, fragt El, das verlorene Mädchen mit den Superkräften, irgendwann Will. Bei seinen Rollenspiel-Kampagnen antwortet er, kehre die siegreiche Gruppe normalerweise nicht in ihr Dorf zurück. Sie hat zu viel gesehen. Also geht sie fort, in ein fernes Land, und fängt dort ein neues Leben an. Doch man kann vielleicht Hawkins verlassen. Aber Hawkins verlässt einen nie.