Stranger Things: Caleb McLaughlin und Noah Schnapp im Interview

Caleb McLaughlin, Noah Schnapp, Sie und Ihre „Stranger Things“-Kollegen stecken mitten in einer anstrengenden PR-Tour für die finale Staffel der Serie, also dachte ich, ich bringe Ihnen etwas zu essen mit…

McLaughlin und Schnapp: Oh, danke!

Eine Süßigkeit namens „Kinder Joy“ mit einem Gimmick – und vielleicht finden Sie sich sogar selbst darin.

Ja, momentan sind die darin enthaltenen Spielzeuge kleine Figuren der Charaktere aus „Stranger Things“.

Schnapp (hat seines längst ausgepackt): Ich habe Nancy.

McLaughlin (hält die Hälfte seines Eis mit der Milchcreme und den Knusperkugeln hoch): Ich habe – Essen!

McLaughlin: Oh. Ich habe… Teile von etwas. Von irgendjemandem aus der Schattenwelt, ich weiß es nicht. Das ist so lustig!

Das werden Sie zusammenbauen müssen. Es gibt in den Eiern aber auch Figuren Ihrer Charaktere Will und Lucas. Als Sie vor zehn Jahren anfingen, „Stranger Things“ zu drehen, hätten Sie sich da vorstellen können, eines Tages sich selbst in einem Überraschungsei zu finden?

McLaughlin (kurz abwesend): Entschuldigung?

Jetzt habe ich Sie mit dem Spielzeug abgelenkt, sorry. Meine Frage war: Hätten Sie sich vorstellen können, dass der Erfolg der Serie und ihr kultureller Einfluss einmal so groß sein würden, dass Sie – zum Beispiel – eines Tages sich selbst in einem Überraschungsei finden können?

McLaughlin: Nein, ich habe nicht geahnt, dass der kulturelle Einfluss auf die Welt so groß würde. „Stranger Things“ hat eine eigene Kultur kreiert, welche die Leute zurück in die Achtzigerjahre gebracht und diese Ära gewürdigt hat – die Musik, die Mode. Es kommt mir fast so vor, als würden die Menschen nun für immer darüber reden. Die Generation Z fühlt sich jetzt dieser Welt verbunden.

Der letzte Drehtag der Abschlussstaffel war im Dezember 2024. Wie ist es für Sie, durch diese PR-Tour und den Serienstart nun wieder vereint zu sein? Sind Sie miteinander in Kontakt geblieben?

Schnapp: Auf jeden Fall. Es war nett, diese Tour hier vor uns zu haben, damit war es noch nicht völlig vorbei. Doch selbst wenn das Ganze hier beendet ist – dieses Franchise und unsere Verbindungen zueinander werden nie verschwinden. Für mich fühlt es sich nie wie ein Ende an.

Den letzten gemeinsamen Drehtag hat das gesamte Team als emotional überwältigend beschrieben. Kommen jetzt zur Premiere all die Gefühle wieder hoch?

Schnapp: Eigentlich fühle ich momentan nicht wirklich etwas.

McLaughlin: Ich glaube, wir sind auf dieser Pressetournee jetzt… wie lange, einen Monat? Und ich fühle mich einfach müde. Ich meine, es ist aufregend für mich, nicht mehr an einem dunklen Filmset zu sein, sondern vor die Welt treten und von der Arbeit erzählen zu können, die wir geleistet haben, von der Reise, die jeder von uns hinter sich hat, und davon, wie wir gewachsen sind. Ich hatte erwartet, dass die Premiere in Los Angeles ein besonderer Moment werden würde, doch direkt danach habe ich zu den anderen gesagt: Ich gehe jetzt schlafen, ich bin müde.

Schnapp: Die besonderen Momente für uns sind nicht diejenigen in der Öffentlichkeit. Eine wirkliche Verbindung haben wir am Set geknüpft. Dort sind wir gewachsen und selbständig geworden.

Kinderstars: Caleb McLaughlin, Gaten Matarazzo, Finn Wolfhard und Noah Schnapp (v.l.) in der zweiten „Stranger Things“-Staffel von 2017
Kinderstars: Caleb McLaughlin, Gaten Matarazzo, Finn Wolfhard und Noah Schnapp (v.l.) in der zweiten „Stranger Things“-Staffel von 2017Picture Alliance

Gibt es etwas, das Sie definitiv nicht vermissen werden?

McLaughlin: Es gab in den Jahren sicherlich auch dunkle Momente, aber die haben mich am Ende stärker gemacht. Ich war in der Lage, das Licht zu erkennen, und daraus für mein Leben etwas Positives zu machen. Dank dieser Erfahrungen kann ich anderen Menschen helfen, die ermunternde Worte brauchen.

Schnapp: Was ich nicht vermissen werde, das ist der Druck, der mit der Serie kam. So viele Augen blicken darauf, und mit jeder Staffel ist es größer und größer geworden.

Haben Sie manchmal das Gefühl, durch die Serie in den 1980er Jahren aufgewachsen zu sein und dafür Teile der 2010er und 2020er verpasst zu haben? Sie dürften kaum das erlebt haben, was man unter einer normalen Kindheit versteht.

Schnapp: Dass wir einander hatten, hat uns sehr geholfen, unsere Kindheit zu stabilisieren. Sogar am Set sind wir gemeinsam unterrichtet worden, und es fühlte sich an wie ein normaler Klassenraum mit einem Haufen Kinder und einem Lehrer, der versucht, sie zu bändigen.

McLaughlin: Wir hatten auch Pausen, haben draußen Kickball gespielt…

Schnapp: Und wir hatten unsere Nachmittagsaktivität: Filmen.

McLaughlin (lacht): Ja, es war sicher keine gewöhnliche Erfahrung.

Schnapp: Aber es hat uns zu denen gemacht, die wir sind, wir haben alle voneinander gelernt – und ich würde es gegen nichts eintauschen wollen.

Wie schwer fiel es Ihnen am Ende, noch glaubwürdig einen Teenager zu verkörpern? Caleb, Sie sind heute 24, konnten Sie sich noch mit dem 16 Jahre jungen Lucas identifizieren?

McLaughlin: Ja, denn ich war einst selbst 16. Als wir die Dreharbeiten beendeten, war ich 23, und die längste Zeit während des Drehs der Staffel war ich 22. In Staffel vier war ich 19…

Schnapp: Ich glaube, die Leute machen aus diesem Altersunterschied eine zu große Sache. Schaut man sich Sachen an wie „High School Musical“…

McLaughlin: …dann sind die Darsteller schon 30. Ich schätze, wir sind statistisch betrachtet näher am Alter unserer Rollen als die Darsteller der meisten ikonischen Teenager-Geschichten. Die sind oft schon gleich am Anfang in ihren Zwanzigern. Und wir sind mit unseren Charakteren großgeworden!

Schnapp: Sicher gab es Momente, in denen ich dachte: Oh, ich bin ein wenig aus dieser Rolle herausgewachsen. Doch die Autoren haben die Geschichten immer wieder an uns angepasst und sichergestellt, dass unsere Charaktere mit uns gewachsen und gereift sind. Daher hat es sich nie zu unangenehm angefühlt. Okay, vielleicht ein wenig in Staffel drei…

Und wie ist es für Sie, noch einmal in die erste Staffel reinzuschauen und sich zu denken: Dieser kleine Kerl bin ich mal gewesen?

McLaughlin: Ich habe sie gerade gestern noch mal geschaut. Was ich da für ein Gesicht gezogen und wie ich gesprochen habe, das war echt lustig. Ich dachte: Echt, so war ich als Kind?

Wie in vielen anderen Jugendserien werden in „Stranger Things“ die Außenseiter und Nerds gefeiert. Aber waren Sie im wahren Leben als Kinderschauspieler und Filmstars nicht im Lager der Coolen?

Schnapp: Nein, wir sind alle Nerds.

McLaughlin: Schauspieler sind Nerds! Kids, die das Theater und Filme lieben, sind nicht cool. Sie können so tun, als seien sie cool, aber sie sind es nicht.

Frühere Interviews mit einigen Ihrer Co-Stars haben den Eindruck erweckt, es gebe eine Art Wettbewerb darum, wer bei „Stranger Things“ am Ende sterben darf. Millie Bobby Brown forderte mal öffentlich, ihre Figur Eleven zu töten, was allerdings ein Scherz war, und Maya Hawke liebäugelte für ihre Robin mit einem würdevollen Heldentod. Wir wollen und dürfen hier nicht spoilern, aber haben Sie sich ebenfalls solche Gedanken gemacht?

McLaughlin: Ich möchte niemals, dass ich sterbe. Lucas ist als Charakter ein wichtiger Teil der Handlung – und ich war bereit für ein ereignisreiches Erlebnis. Was auch immer die Duffer-Brüder schreiben wollten: Ich wäre damit glücklich. Wie ist es bei dir?

„So war ich als Kind?“ McLaughlin und Schnapp 2017 in Los Angeles
„So war ich als Kind?“ McLaughlin und Schnapp 2017 in Los Angeles„Picture Alliance

Als Künstler will man sich weiterentwickeln und zu neuen Ufern ziehen. Wie groß ist Ihre Sorge, dass noch in zehn Jahren Leute Ihnen „Hey, Will!“ oder „Hey, Lucas!“ zurufen?

McLaughlin: Das werden sie tun! Und zwar auch noch, wenn ich 50 bin.

Schnapp: Aber ich mache mir deswegen keine Sorgen. Ich bin so stolz darauf! Wir durften Teil eines so unglaublichen Projekts sein, und ich bin wirklich aufgeregt, das mit mir herumzutragen und den Rest meines Lebens davon erzählen zu können. Es ist ein solches Phänomen, und ich laufe davor nicht weg, sondern nehme es gerne dorthin mit, wo es für mich weitergeht.

McLaughlin: Mich stört das auch überhaupt nicht. Ich freue mich auf neue Projekte und neue Rollen, aber ich werde mich auch dann noch gerne erinnern, wenn ich 80 bin.

Schnapp: Und die Memes werden verrückt sein, wenn wir 80 sind.

Und wie geht es nun weiter, wenn Sie alle auseinandergehen? Bleiben Sie in Kontakt, gibt es eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe?

McLaughlin: Ich frage mich, wie es mit den Sprachnachrichten und solchen Dingen in fünf Jahren aussehen wird…

Schnapp: Jennifer Aniston hat mal erzählt, dass jedes Mal, wenn sie und einer ihrer früheren „Friends“-Kollegen sich auf einem Event treffen, beide mit niemand anderem mehr reden, sondern sich die ganze Nacht miteinander austauschen. Ich denke, für den Rest unserer Karriere wird das so mit uns sein. Wir werden immer durch unsere „Stranger Things“-Kindheit verbunden bleiben.

Die ersten vier Folgen der fünften „Stranger Things“-Staffel sind auf Netflix abrufbar. Die Folgen 5 bis 7 starten am zweiten Weihnachstag, die finale Folge am Neujahrstag.