Das neue Jahr 2026 geht astronomisch in die Vollen: Zum ersten Mal im nicht mehr ganz jungen 21. Jahrhundert ereignet sich im nächsten Sommer, genauer am 12. August, eine totale Sonnenfinsternis über Europa – fast auf den Tag genau 27 Jahre nach der bisher letzten. Die Älteren werden sich an den 11. August 1999 erinnern, einen der gefühlt wolkigsten Augusttage der Menschheitsgeschichte. Nur an wenigen Orten ließ sich die verfinsterte Sonne damals sehen. Dieses Jahr wird es hoffentlich besser. Das Schauspiel ereignet sich schließlich über Spanien, einem der unbestritten sonnenreichsten Länder unseres Kontinents. Über Deutschland wird der Mond bis zu 90 Prozent der Sonnenscheibe verdecken und damit zu einer ausgesprochen tiefen partiellen Finsternis führen.
Aber erst einmal steht der Januar an. Der beginnt traditionell mit den Quadrantiden, einem etwas zu Unrecht wenig bekannten Sternschnuppenstrom, der immer wieder mit hellen, lang gestreckten Meteoren überrascht. In diesem Jahr erreicht er sein Maximum am 3. Januar gegen 21 Uhr. Der Radiant, also der scheinbare Ausstrahlpunkt der Sternschnuppen, befindet sich zu dieser Zeit tief über dem Nord-Nordosthorizont, etwa eine ausgestreckte Handbreit unterhalb der Deichsel des Großen Wagens. Wir finden ihn auf unserer Karte im Nordosten. Die Meteore ziehen über den ganzen Himmel, weil sie die Erdatmosphäre in flachem Winkel streifen. Leider erschwert in diesem Jahr der Mond das Sternschnuppenzählen: Er steht als Vollmond im Sternbild Zwillinge und erhellt den Himmel extrem stark, sodass nur die hellsten Quadrantiden zu sehen sein werden.
Jupiter steht aus Sicht der Erde genau gegenüber der Sonne
Unbeeindruckt vom Mondlicht zeigt sich der unbestrittene Protagonist des Januarhimmels: Der Riesenplanet Jupiter erreicht am 5. Januar, ebenfalls in den Zwillingen, seine diesjährige Opposition. Damit ist seine Position in Relation zur Sonne gemeint: Jupiter steht aus Sicht der Erde genau gegenüber.
Das wirkt sich positiv auf seine Sichtbarkeit aus, und zwar auf zwei Weisen: Erstens geht Jupiter genau dann auf, wenn die Sonne untergeht, sowie dann unter, wenn die Sonne morgens wieder erscheint. Er ist also die gesamte Nacht zu sehen. Zweitens erreicht er zur Opposition auch seinen erdnächsten Bahnpunkt. Das kann man sich leicht auf einem Blatt Papier verdeutlichen: Man zeichne die Sonne als Punkt in die Mitte sowie die Erd- und Jupiterbahnen als konzentrische Kreise darum herum.
Bei der Opposition stehen die drei Himmelskörper auf einer geraden Linie, und damit ist zwangsläufig der Abstand Erde – Jupiter minimal. Genau genommen müsste man die Ellipsenform der Planetenbahnen berücksichtigen, doch auch mit dieser Korrektur unterscheiden sich Opposition und Erdnähe nur um etwa drei Tage.

Zur Opposition erscheint Jupiter dank seiner relativen Nähe (uns trennen immer noch mehr als 633 Millionen Kilometer von ihm) besonders hell. Nur Sonne, Mond und Venus leuchten brillanter. Wer ein Fernrohr hat, sieht den Planeten als kleine Scheibe, bei dem sich in ruhiger Luft helle und dunkle Wolkenbänder abzeichnen wie auf einer Marmorkugel. Im Grunde reicht schon ein ruhig gehaltenes Fernglas aus, um das Jupiterscheibchen zumindest zu erahnen – und die vier hellen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto als auffällige Sternchen in seiner unmittelbaren Nähe zu sehen. Die Monde sind so hell, dass man sie eigentlich auch mit bloßem Auge erkennen könnte, würde Jupiter sie nicht mit seinem Licht überstrahlen – das natürlich, wie bei allen Planeten, nur reflektiertes Sonnenlicht ist.
Auch der Orionnebel ist am Himmel zu sehen
In diesem Monat steht Jupiter unweit der hellen Sterne Kastor und Pollux. Damit verschönert er eine ohnehin an hellen Sternen nicht gerade arme Region des Winterhimmels. An Januarabenden, vor allem von der zweiten Woche an, wenn sich der Mond an den Morgenhimmel zurückgezogen hat, sehen wir sie in voller Pracht: Genau im Süden steht Orion mit seinen von Südost nach Nordwest aufgereihten „Gürtelsternen“ und dem hellen, weiß-blauen Riesen Rigel sowie der rötlichen Beteigeuze südwestlich beziehungsweise nordöstlich davon.
Unterhalb des Gürtels finden wir eine dichte, längliche Ansammlung heller Sterne, das Schwert des Orions, der die mythische Figur eines Jägers darstellen soll. Im Schwert steht auch der berühmte Orionnebel – eine 1400 Lichtjahre entfernte Gaswolke, in der sich vor unseren Augen neue, massereiche Sterne bilden.
Nordwestlich von Orion leuchtet unser 65 Lichtjahre entfernter Nachbarstern Aldebaran im Stier, direkt darüber finden wir den Sternhaufen der Plejaden – ein ideales Fernglasobjekt. Südöstlich oder links unterhalb des Himmelsjägers strahlt Sirius im Großen Hund, der hellste Fixstern des Himmels überhaupt. Procyon im Kleinen Hund, Kapella im Fuhrmann und die schon erwähnten Pollux und Rigel komplettieren das Wintersechseck, das wir im Januar bis weit nach Mitternacht über das Firmament ziehen sehen.
Sobald sich die Wintersterne nach Westen voranarbeiten, rückt im Osten der erste Frühlingsbote nach: Der Löwe mit seinem Hauptstern Regulus gehört schon zum Himmel der noch fernen wärmeren Jahreszeit. Doch wir greifen schon wieder vor – der Winter ist gerade erst in vollem Schwung. Genießen wir seine Vorzüge, zum Beispiel seine mehr als 15 Stunden lange dunkle Nacht.
Am 3. Januar kommen wir auf unserer Umlaufbahn überdies der Sonne so nah wie nie im Jahreslauf: Das Perihel, also der sonnennächste Punkt der Erdbahn, fällt wie jedes Jahr in unseren Winter, was dank der schnelleren Bewegung der Erde in Sonnennähe unsere kalte Jahreszeit um eine knappe Woche gegenüber dem Winter auf der südlichen Hälfte der Erdkugel verkürzt. Das ist doch auch etwas!
Sonne: 1. Januar, Sonnenaufgang 8.24 Uhr, Sonnenuntergang 16.34 Uhr; 31. Januar, Sonnenaufgang 8.01 Uhr, Sonnenuntergang 17.17 Uhr.
Mond: 3. Januar, 11.03 Uhr: Vollmond;10. Januar, 16.48 Uhr: Letztes Viertel;18. Januar, 20.52 Uhr: Neumond;26. Januar, 5.47 Uhr: Erstes Viertel.
