Star-Investor Georg Kofler: Europa bremst, Argentinien brennt

Star-Investor Georg KoflerEuropa bremst, Argentinien brennt

14.11.2025, 16:32 Uhr Ulrich-ReitzUlrich Reitz
Europa-ist-satt-ueberreguliert-und-traege-glaubt-der-Investor-Georg-Kofler
Europa sei satt, überreguliert und träge, findet der Investor Georg Kofler.

Investor Georg Kofler seziert im ntv-Erfolgspodcast „Biz & Beyond“ die Schwächen Europas – und spart nicht mit drastischen Worten. Während er Argentinien als „spektakulärsten Turnaround der Welt“ feiert, fordert er für Deutschland radikale Deregulierung.

Wenn Georg Kofler erzählt, klingt nichts verbissen, nichts verbittert. Der 68-jährige Südtiroler, der vor Jahrzehnten Mediengeschichte schrieb, wirkt wie jemand, der immer noch Lust auf Neues hat. Europa, das er vor Jahrzehnten als Motor der Liberalisierung erlebt hat, sei heute kaum wiederzuerkennen. Statt Aufbruch spüre er „eine bremsende, eine überregulierte Kraft“. Er erkenne „ein Europa, das immer mehr in den Interventionismus driftet“. Das Europa der Chancen? Für Kofler Vergangenheit.

Er konstatiert einen tiefgreifenden mentalen Stillstand. Europa müsse sich „disruptionsmäßig“ erneuern, fordert er – weniger Steuern, weniger Staat, mehr Marktwirtschaft. Die USA seien trotz all ihrer politischen Abgründe wirtschaftlich stark im Vorteil. Weil dort „das kapitalistische Denken noch viel mehr verbreitet“ sei. In Europa dagegen dominieren für ihn nationale Egoismen, kleinteilige Regeln, fragmentierte Märkte.

Doch die eigentliche Leidenschaft entfacht bei Kofler ein Land, das lange als Symbol der ökonomischen Hoffnungslosigkeit galt: Argentinien. Unter Präsident Javier Milei sieht er die vielleicht radikalste Reformagenda der Gegenwart. „Das ist der spektakulärste und klarste Turnaround einer Volkswirtschaft, den die Welt je gesehen hat“, sagt Kofler. Die Konsequenz: Er kauft dort massiv nach. „Ich glaube, dass Argentinien eines der Top-Fünf-Länder der Welt sein wird, mit dem höchsten wirtschaftlichen Wachstum.“

Dass Mileis Politik scharf umstritten ist, schreckt Kofler nicht. Die historische Alternative sei die alte, peronistische Staatswirtschaft gewesen – und die habe erst Stillstand gebracht und dann Rückschritt. Milei dagegen schaffe Freiheit, Jobs und Wohlstand: „Er hat dafür gesorgt, dass die Armutsquote dramatisch gesunken ist, dass zwölf Millionen Leute aus der Armut herausgekommen sind.“

Schärfer noch als über Europa spricht Kofler über Deutschlands Migrationsrealität. Erst die massive illegale Migration habe den Begriff so negativ aufgeladen, sagt er – und unterscheidet klar zwischen Zuwanderern, die arbeiten wollen, und jenen, die im deutschen Sozialsystem stranden. Er kritisiert „diese arabischen Kulturen“, in denen „Frauen einfach als Menschen zweiter Klasse behandelt“ würden, und schildert seine Eindrücke aus Berlin-Neukölln: „Da denke ich mir, habe die Ehre, bin ich jetzt in Deutschland?“ Integration sei eine „Bringschuld“. Wer nach Deutschland komme, müsse Deutsch lernen, arbeiten – und dürfe nicht jahrelang „vom deutschen Steuerzahler ernährt“ werden.

Legal qualifizierte Einwanderung hingegen sei essenziell: „Wir müssen absolut migrationsfreundlich sein … Wir brauchen Leute, die zu uns kommen, die hier arbeiten, die ihre Talente einbringen.“

Trotz seiner Kritik bleibt Kofler auch Investor in Deutschland – in Start-ups, in Dax-Unternehmen. Doch die Bedingungen müssten sich ändern: „Wir dürfen schon erwarten, dass wir mehr marktwirtschaftliche Freiheiten haben, weniger Regulierung, einen kleineren Staat.“ Und Deutschland müsse aufhören, Kapital als Feind zu behandeln: „Du darfst nicht sagen, ich möchte gerne Kapital anziehen, aber ich beschimpfe den Kapitalisten.“

Kofler als Deutschland-Basher? Nein, eher ein Unternehmer, der Veränderung für möglich hält – wenn man sie politisch zulässt. Europa bremst, Argentinien brennt. Die Frage ist nur, wohin Deutschland gehört.

Mit Georg Kofler sprachen Sandra Navidi und Ulrich Reitz. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Erfolgspodcast „Biz & Beyond“ anhören.

Quelle: ntv.de