SSV Ulm: Brandbrief der Kapitäne – „Viele von uns sind am Ende ihrer Kräfte“

Die Kapitäne des Drittligisten SSV Ulm sorgen mit einem Schreiben für Aufsehen. In einem Brandbrief berichten sie von einem zerrütteten Verhältnis zwischen Mannschaft, Trainer und Sportdirektor. „Die Atmosphäre ist vergiftet, das Vertrauen zerstört“, heißt es.

Der SSV Ulm versinkt nach dem Abstieg aus der 2. Liga im Chaos. Sportlich steckt der Drittligist tief in der Krise. Am Wochenende setzte es eine heftige 0:5-Klatsche gegen Hansa Rostock, es war die fünfte Niederlage in Folge. Und nun sorgt ein ungewöhnlicher Brief aus Mannschaftskreisen für Aufsehen. Es ist ein Hilferuf der beiden Kapitäne.

Johannes Reichert und Christian Ortag richteten ihr Schreiben, das von der „Südwest Presse“ veröffentlicht wurde, an den Aufsichtsrat und Unterstützer des Vereins. „Das Verhältnis zwischen Mannschaft, Trainer und vor allem dem Sportdirektor ist komplett zerrüttet“, heißt es darin. Auch innerhalb der Mannschaft sei „die Situation mittlerweile unerträglich geworden“. Und weiter: „Die Atmosphäre ist vergiftet, das Vertrauen zerstört.“

Reichert und Ortag beklagen fehlende Rückendeckung für die Spieler. Sie würden „völlig schutzlos“ dastehen. „Sie (die Spieler, d. Red.) werden intern und öffentlich zu Sündenböcken gemacht. Viele von uns sind am Ende ihrer Kräfte – seelisch, emotional und menschlich. Auch für uns persönlich ist die Situation kaum noch auszuhalten“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Kapitäne fordern „kompletten Neuanfang“

Namen werden in dem Brief nicht genannt. Der angesprochene Trainer der Ulmer ist Moritz Glasbrenner. Der ehemalige U19-Coach übernahm den Posten erst Anfang Oktober von Robert Lechleiter. Der ebenfalls genannte Sportdirektor ist Markus Thiele, dessen Rauswurf bereits seit einiger Zeit von den Fans des SSV gefordert wird.

Die beiden Kapitäne forderten einen „kompletten Neuanfang, um überhaupt noch die kleine Chance auf den Klassenerhalt zu wahren“. Aktuell steht der Klub auf Abstiegsplatz Platz 18. „Wir flehen euch an: Greift ein, steht uns bei und helft uns, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, bevor alles zu spät ist.“

Der Verein reagierte am Montagnachmittag in einer eigenen Stellungnahme. „Am gestrigen Sonntag wurde uns von Teilen der Mannschaft ein Schreiben zugespielt. Hierzu und auch zu anderen Themen werden aktuell zahlreiche Gespräche mit der Mannschaft, den verantwortlichen Gremien und handelnden Personen geführt, um die Situation sachlich aufzuarbeiten und tragfähige Lösungen zu erarbeiten“, heißt es darin.

Als Absender werden Vorstand Thomas Oelmayer und die Aufsichtsratsvorsitzenden Dominik Schwärzel (e.V.) und Uli Eitle (GmbH & CO. KGaA) aufgeführt. „Gleichzeitig ist es unser Verständnis, dass vereinsinterne Themen auch vereinsintern behandelt werden müssen. Nur so kann ein Verein handlungsfähig bleiben und im Sinne seiner Mitglieder, Fans und Partner agieren“, so die Stellungnahme weiter.

Ulm schaffte in den Saisons 2022/23 und 2023/24 den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. In der vergangenen Saison besiegelte eine 1:5-Pleite beim Hamburger SV dann am vorletzten Spieltag den direkten Wiederabstieg, der HSV stieg gleichzeitig in die Bundesliga auf. Nun droht Ulm, durchgereicht zu werden.

luwi