SPD-Parteitag: Saskia Esken richtet sich zum Abschied mit „starkem Auftrag“ an SPD

Mit einer Rede auf dem SPD-Parteitag hat sich die Co-Parteivorsitzende Saskia Esken aus ihrem Amt verabschiedet. An ihre Parteigenossinnen und -genossen wandte sie sich dabei mit einem Aufruf zur Erneuerung. Die SPD habe sich in der Vergangenheit „immer
wieder neu erfunden“, sagte Esken. Dies sei „ein starker Auftrag“ an die Partei nach
der bitteren Niederlage bei der Bundestagswahl.

„Ich gehe nicht mit Wehmut, sondern ich gehe mit Dankbarkeit“, sagte Esken über ihre sechs Jahre an der Parteispitze. Zusammen mit Norbert Walter-Borjans hatte Esken 2019 die Führung der Partei übernommen. In einer Stichwahl gewannen sie gegen das konkurrierende Duo um den späteren Kanzler Olaf Scholz und Klara Geywitz.

Esken lobt Olaf Scholz

Statt auf eine Spaltung der Partei hinzusteuern, seien beide Seiten danach aufeinander zugegangen. Das habe auch den Wahlsieg 2021 ermöglicht, bei dem die SPD „den Turnaround geschafft“ habe, obwohl politische Konkurrenz und Medien die Partei bereits abgeschrieben hätten. Seit Ende 2021 führte Esken die Partei zusammen mit Co-Chef Lars Klingbeil.

In diesem Zuge würdigte Esken insbesondere den ehemaligen Bundeskanzler, der sich wenige Stunden zuvor auf dem Parteitag bei den SPD-Genossen bedankt hatte. „Du warst mein Kanzler“, sagte Esken an Scholz gerichtet. „Wir haben eine Menge miteinander erreicht.“ 

Die ehemalige Co-Parteichefin forderte die Delegierten auf, Scholz‘ Vision von einer „Respektgesellschaft“ auch in Zukunft zu verfolgen. Kernaufgabe der Sozialdemokratie sei es, „dass Menschen von ihrer Hände Arbeit leben können“, sagte Esken, die vor ihrer Ausbildung zur Informatikerin nach eigenen Angaben unter anderem als Paketbotin und Straßenmusikerin arbeitete.

Kritik nach Bundestagswahl

Im Mai hatte Esken angekündigt, nicht erneut für das Amt der Parteivorsitzenden kandidieren zu wollen. Nachdem die SPD aus der Bundestagswahl im Februar mit dem schlechtesten Ergebnis ihrer Geschichte hervorgegangen war, war die Vorsitzende auch aus Teilen der eigenen Partei massiv in die Kritik geraten. 

Bei den Koalitionsverhandlungen mit der Union erhielt Esken kein Ministerinnenamt. Klingbeil wurde indessen als Vizekanzler und Finanzminister zum starken Mann
der SPD in der neuen Regierung.

Mit Lars Klingbeil sei sie nicht immer einer Meinung gewesen, sagte die Parteilinke in ihrer Abschiedsrede über ihren Co-Vorsitzenden.
Die SPD sei aber gerade stark, wenn sie ihre Verschiedenheit lebe. „Auch wenn uns manches schmerzt“, bei den Koalitionsverhandlungen hätten die Sozialdemokraten „eine Menge rausgeholt“. 

Delegierte applaudieren minutenlang

An Eskens Stelle war am Freitagabend Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas an der
Seite von Co-Parteichef Lars Klingbeil in das Spitzenduo der
Sozialdemokraten gewählt worden. Dabei erhielt Bas mit 95 Prozent ein
weitaus besseres Ergebnis als Klingbeil mit 64,9 Prozent
.

CDU-Chef und Bundeskanzler Friedrich Merz habe ihr zum Abschied gesagt, es sei in
Gesprächen mit ihr nicht immer einfach gewesen, erzählte Esken. „Das sollte es auch nicht“, fügte sie unter großem Jubel der Delegierten hinzu.

Während ihrer Rede bekam die scheidende Parteichefin mehrfach minutenlang Applaus. Zum Abschied erhielt Esken ein Bild des einstigen SPD-Kanzlers Willy Brandt von dem Künstler Rainer Fetting.