
Angesichts städtischer Sparpläne, die derzeit die Kultur in München, aber auch in der ganzen Republik betreffen, gerät die Kunst leicht mal aus dem Blick. Vielmehr muss nun immer wieder verhandelt und gerechnet werden, wobei man da leicht mal durcheinandergeraten kann.
Sicher ist, erklärt Christian Stückl bei der „Radikal jung“-Pressekonferenz, dass das Festival für junge Regie in diesem Jahr in die 19. Runde geht. 2026 stünde also die zwanzigste Ausgabe an, doch angesichts des Sparkurses der Stadt ist es gar nicht mal so sicher, dass das Jubiläum im nächsten Jahr überhaupt stattfinden wird, so Stückl.
Der Intendant bleibt zwar guter Hoffnung, aber Fakt ist, dass sein Volkstheater bereits in diesem Jahr 1,8 Millionen Euro weniger Subventionen bekommt. Hieß es noch, dass die Stadt die letzten Tariferhöhungen gar nicht übernimmt, so lenkte sie doch ein und übernahm immerhin 70 Prozent. Das Volkstheater musste dennoch 300.000 Euro für den Tarifausgleich dazulegen und steuert weitere 1,5 Millionen aus seinen Rücklagen für die geplanten Inszenierungen in diesem Jahr bei.
Die Auslastung im Volkstheater lag zuletzt bei 94 Prozent
Fürs nächste Jahr hat die Stadt bereits angekündigt, dass sie die nächsten Tariferhöhungen vielleicht gar nicht übernehmen wird. Auch da ist zu befürchten, dass das Volkstheater auf sein Erspartes zurückgreifen muss. Und ja, es sind Rücklagen da, räumt Stückl ein, aber die sind auch nicht unendlich. Die Auslastung der letzten vier Monate war konstant hoch, betrug um die 94 Prozent, so Stückl, da möchte man das Publikum nicht mit erhöhten Ticketpreisen vergraulen.

© Marcel Urlaub
von Marcel Urlaub
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Die 19. „Radikal jung“- Ausgabe ist jetzt immerhin festgezurrt, 14 Inszenierungen stehen vom 27. April bis 4. Mai auf dem Programm. Neben Publizist C. Bernd Sucher und Theaterkritikerin Christine Wahl waren Hannah Mey und Leon Frisch aus der Volkstheater-Dramaturgie in ganz Deutschland unterwegs. Über 50 Arbeiten hat das Team gesichtet.
Auch der Benko-Skandal kommt auf die Bühne
Womit man doch zur Kunst kommen kann: Mit Adrian Figueroas Inszenierung von „Draußen vor der Tür“ wird „Radikal jung“ am Sonntag, den 27. April, um 20 Uhr auf der großen Bühne des Volkstheaters eröffnet. Wolfgang Borcherts Drama über den traumatisierten Kriegsheimkehrer Beckmann, 1947 uraufgeführt in Hamburg, hat natürlich auch heute einige Relevanz. Am gleichen Tag wird „Unser Deutschlandmärchen“ auf der Bühne 3 gezeigt (15 und 19.30 Uhr): Antigone Akgün hat den 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse prämierten Debütroman von Dinçer Güçyeter für das Theater Aachen adaptiert. Erzählt wird mit Fokus auf zwei Frauen-Generationen von türkisch-griechischen Gastarbeiterinnen und deren Nachkommen in Deutschland.
Außerdem ist am ersten Sonntag auf der Bühne 2 um 17.30 Uhr „rhapsody“ zu sehen, laut Programm-Faltblatt „ein surrealistischer Fiebertraum, der die Unbehaglichkeit des Hier und Jetzt erlebbar macht“. Regisseurin Azeret Koua hat das Stück selbst verfasst und zur Uraufführung im Theaterhaus Jena gebracht. So stehen eine Klassiker-Inszenierung, eine Roman-Adaption und ein Regie-Projekt nach eigenem Text am Eröffnungstag exemplarisch für die Vielfalt des Festivals.

© Birgit Hupfeld
von Birgit Hupfeld
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Ein paar Stadt-Schwerpunkte haben sich wohl zufällig ergeben: Mit „Nestbeschmutzung“, in dem der Theaterbetrieb sich selbst auf die Schippe nimmt, sowie „Aufstieg und Fall des Herrn René Benko“ von und mit Calle Fuhr kommen zwei Inszenierungen aus Wien nach München. Berlin ist gleich drei Mal vertreten: Leonie Rebentisch hat Charlotte Gneuß‘ Roman „Gittersee“ für das Berliner Ensemble adaptiert, die Performance „Sally – Mein Leben im Drag“ und „Weiße Witwe“, das Theaterdebüt von Filmregisseurin Kurdiwn Ayub, stammen von der Volksbühne.
„Er putzt“ kommt ganz ohne Worte aus
Viele der jungen Regisseurinnen und Regisseure sind erstmals beim Festival dabei, aber es gibt auch bekannte Namen: Marie Schleef hat zum Beispiel im letzten Frühjahr an den Münchner Kammerspielen Shirley Jacksons Kurzgeschichte „Die Möglichkeit des Bösen“ auf die Bühne gebracht und ist nun mit „Er putzt“, einer Inszenierung für das Theater Wiesbaden, eingeladen. Den mit dem Bachmann-Preis prämierten Text von Valeria Gordeev inszeniert Schleef gemäß ihrer Regiehandschrift ohne Worte und in Slow-Motion.

© Maximilian Borchardt
von Maximilian Borchardt
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Surreal verspricht auch Kamilé Gudmonaités Inszenierung von Kafkas „Die Verwandlung“ für das Düsseldorfer Schauspielhaus zu werden. Als Eigenproduktion des Volkstheaters wurde „Caligula“ in der Inszenierung von Ran Chai Bar-zvi eingeladen. Dazu kommt als Kuriosität Leo Meiers „fünf minuten stille“, ein Stück, das fünf Volkstheater-Ensemblemitglieder ohne Hinzunahme einer Regie auf die Bühne gebracht haben.
Im Rahmenprogramm des Festivals finden sich ein Live-Podcast, Konzerte, Lesungen, die Eröffnungs- und Abschlussparty sowie die Talks mit den Regisseurinnen und Regisseuren im Festival-Zelt. Die Master Class für junge Theatermacherinnen und -macher leitet Regisseurin Lucia Bihler. Und am Ende wird der mit 4000 Euro dotierte Publikumspreis von den Freunden des Münchner Volkstheaters verliehen. Klingt prächtig, allen drohenden Sparzwängen zum Trotz.
Das gesamte Programm findet sich unter www.muenchner-volkstheater.de – Der Vorverkauf hat begonnen
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