
Die weltpolitische Lage ist so komplex wie selten, die wirtschaftlichen Effekte der diversen Umbrüche überall spürbar. Doch was bedeutet das für die Zinsen und die Strategien von Anlegern, Baufinanzierern und Immobilienbesitzern?
Der Krieg in der Ukraine. Die Abschaffung der Schuldenbremse. Die erratische Politik von US-Präsident Donald Trump. In diesen unruhigen und ungewissen Zeiten wird nicht nur der Nachrichtenkonsum zur Herausforderung. Auch für Anleger stellen sich zunehmend komplexe Fragen.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.
Droht bereits die nächste Inflation? Welche Auswirkungen hat Trumps Politik auf die Weltwirtschaft? Und vor allem: Wie entwickeln sich die Zinsen angesichts der nicht enden wollenden Zeitenwenden?
Welche Faktoren beeinflussen die Zinsentwicklung?
Die Antworten auf diese Fragen sind nicht zuletzt davon abhängig, wie professionelle Investoren die neue Schuldenpolitik der frisch gewählten Bundesregierung bewerten. Bleibt das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und Finanzkraft des deutschen Staates bestehen oder überwiegen die Sorgen, dass die Bundesrepublik sich übernimmt?
Im ersten Fall würden sich die Geldgeber weiterhin mit relativ niedrigen Renditen für die deutschen Bundesanleihen begnügen, im zweiten würde ein mehr oder minder üppiger Zinsaufschlag fällig. Entsprechend unterschiedlich wären auch die Effekte auf die Zinsen – zumindest bei den Immobilienkrediten. Der Grund: Die Rendite der Bundesanleihe beeinflusst direkt die Rendite der Pfandbriefe. Und die wiederum schlägt auf die Höhe der Bauzinsen durch.
Bei Tages- und Festgeld hingegen kommt es vor allem darauf an, ob und wie die Europäische Zentralbank die Einlagezinsen für die Banken (Einlagesatz) verändert, um einer drohenden (neuen) Inflation zu begegnen.
Die Zinsentwicklung im zweiten Quartal des Jahres hängt also von diversen Variablen ab. Als Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit fast 40 Jahren Zinsvergleiche und -beobachtungen veröffentlicht, wage ich für ntv aber dennoch einen Ausblick.
Wie entwickeln sich die Zinsen aufs Tagesgeld?
Beim Tagesgeld gibt es nach wie vor eine Zweiklassengesellschaft: Neukunden erhalten oft – wenn auch für begrenzte Zeit – attraktive Zinsen von drei Prozent oder mehr. Bestandskunden hingegen müssen sich vielfach mit einem Prozent oder weniger bescheiden.
Die Konditionen für Neukundenaktionen beim Tagesgeld waren in den vergangenen Jahren sehr eng mit der Entwicklung des Einlagenzinses der EZB verbunden. Diesen Zins erhalten Banken auf die Gelder, die sie als Übernachtanlage bei der EZB zwischenlagern.
Aktuell beträgt der EZB-Einlagesatz 2,50 Prozent und immerhin 23 Banken zahlen Neukunden für drei oder sogar sechs Monate mehr, als die Banken selbst von der EZB gutgeschrieben bekommen. In der Spitze bekommt der Anleger aktuell einen Tagesgeldzins von 3,5 Prozent (XTB). Doch werden sich die Banken dieses Draufzahlgeschäft auch in den kommenden Monaten leisten?
Angesichts der Tatsache, dass die Banken erbittert um neue Kundengelder kämpfen, spricht einiges dafür. Auch ein Blick auf die Entwicklung der ersten drei Monate des Jahres stützt diese These: Der Mittelwert aller Tagesgeldzinsen in der FMH-Datenbank hat sich vom 1. Januar bis zum 21. März 2025 nur von 1,8 auf 1,5 Prozent reduziert. Und das, obwohl die EZB den Einlagenzins in zwei Schritten von drei auf 2,5 gesenkt hat.
Ich gehe davon aus, dass die EZB demnächst keine Zinssenkungen vornehmen wird, sondern rechne eher mit Leitzinserhöhungen. Der Grund: Nicht nur Deutschland, sondern auch andere europäische Länder rüsten gerade auf und müssen daher neue Schulden aufnehmen.
Aber auch der Wirtschaftskrieg der USA und die damit einhergehenden Zölle deuten darauf hin, dass die Inflation schneller zurückkommt als erwartet. Die EZB wird diesmal aber wohl schneller reagieren und die Leitzinsen entsprechend erhöhen.
Tagesgeldanlagen bleiben daher auch in den kommenden Monaten eine gute Empfehlung für renditebewusste Anleger und Sparer.
Steigen jetzt die Zinsen aufs Festgeld?
Hier bin ich eher pessimistisch. Die Zinsen aufs Festgeld für zwölf Monate haben sich seit Jahresbeginn von 2,15 auf 1,98 Prozent reduziert. Wer sein Geld für fünf Jahre anlegen wollte, musste ein Minus von 2,08 auf 2,07 Prozent akzeptieren, und beim Zehn-Jahres-Festgeld ging es von 2,20 auf 2,17 Prozent runter.
Besonders unschön: Der Mittelwert liegt bei allen Laufzeiten unter der Inflationsrate. Die Kunden der großzügigsten Banken erhalten für zwölf Monate und fünf Jahre nur noch 2,70 Prozent und wer sich zehn Jahre bindet, kann mit deutscher Einlagensicherung noch bis zu 2,65 Prozent Zinsen beanspruchen.
Unabhängig davon, wo die Reise bei den Festgeldzinsen hingeht, sind solch lange Festschreibungen aus meiner Sicht derzeit ohnehin nicht zu empfehlen. Denn wer sich lange bindet, kann auf aktuelle Entwicklungen nicht reagieren – im Guten wie im Schlechten.
Sollte es zum Beispiel in den kommenden Jahren wieder zu einer stärkeren Inflation kommen, dann frisst die Teuerungsrate schnell den Festgeldzins auf. Und steigen die Zinsen, können Kunden davon auch nicht profitieren. Aktuell ist es daher sinnvoller, das Ersparte auf Festgeld und Tagesgeld zu verteilen und von den sicheren Festgeld- und den flexiblen Tagesgeldangeboten zu profitieren.
Werden Baukredite wieder teurer?
Bei der Entwicklung der Bauzinsen ist die EZB-Politik deutlich weniger wichtig als beim Fest- und Tagesgeld. Entscheidend ist hier vor allem, wie sich die Rendite der deutschen Bundesanleihe entwickelt. Aktuell zeigt sich, dass das Vertrauen der Investoren angesichts der enormen Neuverschuldung etwas angekratzt ist: Zu Jahresbeginn 2025 lagen die Effektivzinsen für zehn Jahre fest bei schmeichelhaften 3,3 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe betrug etwa 2,5 Prozent.
Dann wurde intensiv über die gigantische Neuverschuldung von bis zu einer Billion Euro diskutiert: Daraufhin stieg die Rendite der Bundesanleihe innerhalb weniger Tage auf 2,9 Prozent. Im Schlepptau verteuerten sich auch die mittleren Bauzinsen auf 3,75 Prozent.
Ob es langfristig bei diesen Werten bleibt? Abwarten. Denn ob das viele Geld die lahmende Wirtschaft wieder in Schwung bringt, ist noch nicht gesagt. Damit stellt sich die Frage, ob der Staat die Schulden langfristig sicher tilgen kann. Offen ist zudem, ob das Geld wirklich in Infrastruktur und Verteidigung investiert wird oder doch wieder zur Erfüllung von Wahlversprechen für die eigene Klientel herhalten muss.
Je nachdem, wie die Antworten auf diese Fragen lauten, wird auch das Vertrauen der Investoren wieder steigen – oder eben nicht. Im letzteren Fall würden Schulden für den deutschen Staat teurer und der Risikoaufschlag bei den deutschen Bundesanleihen würde sich über die Pfandbriefe direkt in steigenden Hypothekenzinsen niederschlagen. Im Bestfall hingegen könnten die Renditen sinken – und damit auch die Bauzinsen wieder günstiger werden.
Diese Unsicherheit ist für angehende Bauherren und Kaufinteressenten natürlich unerfreulich. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Denn auch wenn eine Zinserhöhung von derzeit 3,5 auf 4 Prozent in den kommenden Monaten durchaus realistisch ist, bedeutet das nicht, dass das Projekt Eigenheim deshalb zum Scheitern verurteilt ist.
Ein solches Zinsplus verursacht bei einem Darlehen über 400.000 Euro und einer Zinsbindung von zehn Jahren zwar Mehrkosten von 167 Euro pro Monat. Doch auch wenn diese Zusatzbelastung ärgerlich ist, dürfte sie in den wenigsten Fällen zum echten Dealbreaker werden.
Dennoch – oder gerade deshalb – ist es in jedem Fall sinnvoll, bei der Wahl des richtigen Partners nichts dem Zufall zu überlassen und sich auch bei Baufinanzierungsvermittlern und Vermittlerportalen zu informieren. Viele regionale und bundesweit tätige Banken treten dort inzwischen als Vermittler auf, wenn sie selbst keine Top-Konditionen bieten können.
Wer nicht nur gute Zinsen, sondern auch exzellenten Service sucht, sollte zudem darauf achten, ob der Vermittler der Wahl mit dem FHH-Zertifikat für besonders kundenorientierte Services ausgezeichnet ist.
Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.