
Ich war noch nie in der Nähe eines der großen Korallenriffe, deren Namen man kennt, auch ohne Schnorchel- oder Tauchfan zu sein. Allen voran ist da das australische Great Barrier Reef, 15.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Ein bisschen fragwürdig kommt es mir daher schon vor, als mir meine Friseurin zum Sommerurlaub ein Spray empfiehlt, das mein Haar vor UV-Strahlen schützen soll. Nicht enthalten sind UV-Filter, die in Verdacht stehen, Korallenriffe zu schädigen und zur Korallenbleiche beizutragen. Ich will gerade zur Gegenrede ansetzen – „Lass mal, für mich geht’s nur ans Mittelmeer“ –, als ich mich dunkel erinnere, dass ich auch beim Urlauben auf Sardinien einst von Korallen hörte.
Im Drogeriemarkt stelle ich fest, dass auf ganz vielen Sonnenschutzprodukten entsprechende Behauptungen abgedruckt sind: Zum Schutz der Korallenriffe und Gewässer seien alle Produkte „gemäß dem Hawaii-Riffgesetz frei von den Lichtschutzfiltern Octinoxat und Oxybenzon“. Außerdem werde auf den UV-Filter Octocrylene verzichtet.
Tut der Verzicht den Meeren tatsächlich gut?
Doch ist das mehr als ein Marketing-Kniff, der Verbrauchern das gute Gefühl gibt, nach dem CO2-Abdruck beim Reisen keinen zusätzlichen Schaden anzurichten? Tut der Verzicht auf solche Inhaltsstoffe den Meeren tatsächlich gut?
Zunächst verrät mir das Internet, dass das Hawaii-Riffgesetz von dem gleichnamigen amerikanischen Bundesstaat verabschiedet wurde und seit 2021 eigentlich nur den dortigen Vor-Ort-Einsatz von entsprechenden Sonnencremes verbietet. Doch Hersteller weltweit zogen nach. Zudem lerne ich: Rund 14.000 Tonnen Sonnencreme landen Schätzungen zufolge jedes Jahr im Meer – wie auch immer man so etwas schätzt.
Ja, es bringt was, sagt das Umweltbundesamt
Meine Frage nach dem Nutzen beantwortet das Umweltbundesamt: Einige UV-Filter, wie auch Octinoxat und Oxybenzon, ständen im Verdacht, hormonell zu wirken. Hormonell aktive Stoffe hätten in Laborstudien Effekte auf Fische und Amphibien hervorgerufen, auf die Fortpflanzung, das Wachstum oder eine Verschiebung des Geschlechterverhältnisses. Diese Effekte könnten dazu führen, dass das Überleben einer Population bedroht sei, was sowohl Meeres- als auch Süßwasserorganismen treffe. Ein Verzicht auf die Inhaltsstoffe sei daher tatsächlich gut für die Meere und Gewässer im Allgemeinen.
Noch besser aber ist etwas anderes, wie ich kurz darauf erfahre. Ein Bekannter, der gern an den schönsten Flecken der Welt schnorchelt, erklärt, wer sich in die Nähe von Korallenriffs begebe, wisse schon lange: Der nachhaltigste UV-Schutz sei der durch Textilien.