Die Galaxie „Messier 104“ im Sternbild Jungfrau, genannt „Sombrerogalaxie“, ist die wohl prominenteste Sterneninsel nach der Andromedagalaxie – zumindest am Himmel der Nordhemisphäre. Obwohl der Sombrero mit einer Distanz von 30 Millionen Lichtjahren zwölfmal weiter von uns entfernt ist als diese, ist er ein beliebtes Ziel von Amateurastronomen, selbst solchen, die nur über vergleichsweise kleinkalibrige Teleskope verfügen.
Das Besondere an dem Sombrero ist neben den sehr eng gewickelten Spiralarmen sein ungewöhnlich ausgedehnter Zentralbereich aus Milliarden von Sternen. Ihr Licht lässt das Zentrum hell erstrahlen und verhüllt ein wenig, wie es in der Mitte des Mexikanerhutes aussieht.
Nun hat die europäische Weltraumorganisation ESA eine Aufnahme veröffentlicht, die das James-Webb-Weltraumteleskop von der Galaxie gemacht hat. Es stammt von der Kamera „MIRI“, die maßgeblich von europäischen Wissenschaftlern entwickelt und gebaut wurde, während das Teleskop selbst überwiegend ein amerikanisches Produkt ist, das freilich Ende 2021 mit einer europäischen Rakete an seinen Beobachtungsposten in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde gebracht worden war.
MIRI steht für „Mid-Infrared Instrument“ und bezeichnet eine hochauflösende Kamera für das mittlere Infrarot im Wellenlängenbereich zwischen 5 und 28 Mikrometer. Es handelt sich um Strahlung, die deutlich langwelliger ist als sichtbares Licht. Die auf den optischen Bildern dunklen Staubwolken in dem ringförmigen Spiralarmwirbel leuchten in diesem Licht selbst und zeigen Verklumpungen, die laut den Wissenschaftlern auf Sternentstehungsgebiete hinweisen. Dabei werden in der Sombrerogalaxie nicht eben übermäßig viele Sterne geboren: Pro Jahr ballt sich gerade mal die Masse der Sonne zu neuen Sternen zusammen – halb so viele wie in unserer Milchstraße.
Der im sichtbaren so helle linsenförmige Kernbereich enthält dagegen kaum strahlenden Staub. Er leuchtet daher auch nicht im Infraroten und gibt den Blick frei auf das Zentrum der Galaxie, in dem ein aktiver Galaxienkern lauert. Er birgt ein Schwarzes Loch mit einer Masse von sagenhaften neun Milliarden Sonnen. Zum Vergleich: das Schwarze Loch im Zentrum unserer eigenen Galaxie bringt es lediglich auf etwas über vier Millionen Sonnenmassen – ist allerdings auch nicht aktiv, das bedeutet: Es verschlingt keine größeren Mengen Materie aus seiner Umgebung, die sich dann vor dem Verschwinden stark aufheizen und hell glühen.
Demgegenüber ist die Sombrerogalaxie selbst weniger ausgedehnt und hat möglicherweise auch eine etwa geringere Masse als unsere Milchstraße – auch wenn der im sichtbaren Licht ungewöhnlich ausgedehnte elliptische Zentralbereich etwas anderes vermuten lassen könnte.